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056 - Zielort: Kratersee

056 - Zielort: Kratersee

Titel: 056 - Zielort: Kratersee
Autoren: Claudia Kern
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wie du denken.«
    Mr. Black stieß sich von der Tischkante ab und sah sie an. »Wenn Sie glauben, dass Sie stark genug sind um zu… lauschen, würde ich Sie bitten, es zu tun.«
    Karyaala nickte. »Das werde ich.«
    »Aber nicht ohne Schutz.« Roots stand auf und nahm sich eins der Headsets, die mit dem Funkgerät verbunden waren. »Sollte es irgendwelche Probleme geben, rechne ich mit Ihrer Unterstützung.«
    Roots Stimme gab seine Anspannung preis. Mr. Black hob beruhigend die Hände. »Wir werden Sie keine Sekunde allein lassen.«
    Die anderen nickten zustimmend. Karyaala lächelte, als wolle sie zeigen, dass es keinen Grund zur Besorgnis gab, und ging zur Leiter. Roots wartete, bis Hacker die Daumen hob, dann öffnete er die Falltür und betrat gemeinsam mit Karyaala das obere Stockwerk. Er sah, wie sie vor dem Lärm und Gestank zurückzuckte.
    »Du kannst jederzeit abbrechen!«, rief er. »Denk dran!«
    Karyaala nickte und fuhr sich mit der Hand durch das Gesicht. Sie wirkte nervöser als unten im Hauptquartier.
    Roots hockte sich neben sie und setzte das Headset auf. »Test«, sagte er.
    »Höre Sie laut und klar.« Hackers Stimme war über den Lärm kaum zu verstehen.
    Karyaala setzte sich und zog die Knie an den Körper. Ihr langes graues Haar fiel über ihre Beine, als sie den Kopf senkte und auf die Arme stützte.
    Sie begann zu lauschen…
    ***
    Freed kratzte sich am Hintern und griff nach einem der gerösteten Deer-Ohren, die er als Zwischenmahlzeit stets in einer Schüssel neben der Tür aufbewahrte. Sein Sohn Jaams war schon wieder überfällig. Er fragte sich, ob aus dem Jungen irgendwann mal ein guter Geschäftsmann werden würde.
    Der Lärm, der aus dem Zimmer drang, nahm langsam ab. Die Stadtwache hatte die fünfte Stunde des Morgens ausgerufen und nur die ganz Abgehärteten tranken jetzt noch weiter. Die meisten lagen schon längst im Stroh, schliefen ihren Rausch aus und waren weit von den Kopfschmerzen entfernt, die sie in den nächsten Tag begleiten würden.
    Freed tastete zufrieden nach den Bax in seiner Tasche. Die Geschäfte liefen von Woche zu Woche besser. Wenn es so weiterging, konnte er bald eine zweite Herberge eröffnen.
    Es klopfte. Freed spuckte Knorpel auf den Boden, griff nach seiner Ke ule und öffnete die Tür. Der Mann, der ungefragt eintrat, war allein und trug die Kleidung der verhassten Stadtherren. In einer Hand hielt er ein merkwürdig aussehendes Gerät, die andere war hinter seinem Rücken verborgen.
    Freed dachte an die Rebellen im Keller und hob die Keule. »Du bist hier unerwünscht.«
    »Ich glaube nicht, dass wir uns kennen.« Die Keule schien den Fremden nicht zu beeindrucken. Seine vorstehenden Augen konzentrierten sich nur auf Freed. »Deshalb möchte ich dir in meiner Großmut eine Chance geben. Heiße mich willkommen als deinen Herrn und du wirst überleben.«
    Freed legte seine gesamte Kraft in den Schlag. Die Keule durchschnitt die Luft und traf erst auf Widerstand, als sie den Türrahmen zerbrach und gegen die steinerne Wand prallte. Da hatte Freed sie bereits losgelassen, griff auch jetzt nicht danach, sondern fuhr irritiert herum. Mit einer beinahe unheimlichen Geschwindigkeit war der Fremde dem Schlag ausgewichen. »Ich würde mich ja gern noch ein wenig mit dir vergnügen«, hörte Freed ihn sagen, »aber die Zeit des Herrn der Welt ist knapp bemessen.«
    Freed hatte sich die ganze Zeit über gefragt, was der Fremde in der Hand verbarg, die er hinter seinem Rücken hielt. Jetzt, da er auf den Messergriff in seiner Brust starrte, war diese Frage beantwortet.
    Er wollte schreien, wollte seine Diener um Hilfe rufen und die Rebellen warnen, wollte sich in einer letzten todesverachtenden Geste auf den Fremden stürzen und ihm die Kehle herausreißen. Aber schließlich tat er nichts anderes als an der Wand zu Boden zu rutschen und zu sterben.
    ***
    Merlin Roots musste sich weit vorbeugen, um Karyaalas flüsternde Stimme zu verstehen. Sie hatte lange gebraucht, um die vielen Gedanken, die auf sie einstürmten, zu sortieren, aber jetzt schien das Ziel erreicht zu sein.
    »Es ist ein Mann«, sagte sie. »Er sitzt in der Nähe der Eingangstür auf der anderen Seite des Zimmers und versucht zu meditieren.« Sie runzelte die Stirn. »Seine Gedanken sind wirr.«
    »Ist er betrunken?«
    »Nein. Er hat Angst… da ist ein Mann namens Garrett. Jemand wird getötet… Warte, etwas hat ihn erschreckt, ein Geräusch vor dem Zimmer.«
    »Hat er uns entdeckt?« Roots
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