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0558 - Aus dem Jenseits entlassen

0558 - Aus dem Jenseits entlassen

Titel: 0558 - Aus dem Jenseits entlassen
Autoren: Jason Dark
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Knie fetzten die nächsten auseinander. Der Tote besaß plötzlich keinen Halt mehr.
    Und so war es auch gedacht.
    Er fiel!
    Schräg nach unten, die Arme vorgestreckt wie ein Schwimmer, der sich vom Startblock gelöst hatte, so tauchte er ein. Allerdings nicht in das klare Wasser eines Pools, sondern in den widerlichen Schleim unter dem Netz, der in Bewegung geriet und dabei einige träge wirkende Tropfen in die Höhe schleuderte.
    Der Tote verschwand nicht einmal schnell. Nahezu genüßlich tauchte er ein, der Schleim griff nach ihm wie mit glatten Fesseln und schwappte über dem Körper zusammen.
    Er war verschwunden. Weg für alle Zeiten. Ertrunken und versteckt in dieser widerlichen Masse, die etwas ghoulhaftes besaß und es wahrscheinlich auch war.
    Druiden-Ghouls?
    Ich wollte darüber nicht weiter rätseln, denn wir waren sicherlich nicht hergekommen, um zu sehen, wie andere Druiden starben. Die Gestalten mit den Totenköpfen hatten noch andere Aufgaben zu erledigen, was sie auch wenig später bewiesen.
    Kaum war der Tote aus dem Netz verschwunden, da sah ich, daß sich die vier Träger bückten.
    Ich konzentrierte mich auf das Netz und auch die Stelle, durch die die Leiche gerutscht war.
    Eigentlich hätte sich dort ein Loch befinden müssen. Aber das Netz begann damit, wieder zuzuwachsen. Schon wenig später wies nichts mehr darauf hin, daß es eine Lücke gegeben hatte.
    Und auch den Toten sah keiner von uns. Der Schleim hatte ihn verschlungen.
    Die vier Träger machten sich am Sarg zu schaffen. Sie wußten, wie sie den Deckel in die Höhe hieven mußten. Ich hörte ein schmatzendes Geräusch, dann hatten sie das Oberteil heruntergehoben.
    Ich wollte näher an den Sarg heran, doch man versperrte mir sofort den Weg.
    Freikämpfen oder nicht?
    Ich ließ es bleiben. Hatte es Sinn, sich um eine tote Feindin so zu bemühen?
    Sie stand, aber sie mußte festgehalten werden. Zwei Monstren stützten sie, packten dann zu und zogen ihren Körper zurück. Dann bekam sie einen heftigen Hieb in den Rücken.
    Für mich sah es so aus, als wollte die Tote anfangen zu laufen. Sie kippte über den Rand hinweg. Die starren Beine bewegten sich noch, dann landete sie federnd auf dem Netz, kippte um, schnellte noch einmal hoch und blieb liegen.
    Sah so die Beerdigung aus?
    Ich war gespannt, wie es weiterging. Die Totenschädel hatten ihre Pflicht getan. Es sah auch nicht so aus, als wollten sie sich um mich kümmern.
    Da passierte es.
    Aus der Tiefe des Landes, möglicherweise auch aus der karstigen Erde vernahm ich dieses unheimliche Geräusch. Ein Jaulen und Schreien, aber nicht von einem Monster ausgestoßen, dafür als gewaltiger Sturm, der über das Land fegte.
    Auf einmal war der Himmel nicht mehr blank, dicke Wolkenformationen türmten sich dort, rauschten aus verschiedenen Richtungen herbei, vereinigten sich zu einem düster-blassen Gebilde, in dem sich das dichte Grau und das Weiß abwechselten, so daß beide Farben zusammen ein Gesicht formen konnten.
    Ein wirklich gewaltiges Gesicht, sehr fahl und unheimlich. Hager und aufgequollen zugleich, versehen mit Augen, Nase und Mund.
    Groß und nach hinten zerfließend, als würde es dort in eine nebulöse Gestalt übergehen.
    Dieses Gesicht war mir nicht fremd.
    Ich hatte es nicht erst einmal gesehen, allerdings nicht als Wolke über mir schwebend. Bei den anderen Begegnungen hatte es einer Person gehört, die zwar wie ein Mensch aussah, aber keiner war.
    Guywano, der Druide, der Herrscher über die dunkle Seite des Landes Aibon.
    Nun war er da, sah mich und sprach mich an!
    ***
    Der Klang seiner Stimme paßte zu diesem verdammten Land. Er war dunkel und mächtig. Dröhnend und jaulend zugleich. Wie ein Gewitter, bei dem jedes Wort ausrollte.
    »Sinclair und Jarveena – die Versagerin und der Held?«
    Das letzte Wort hatte er als Frage gesprochen. Wir beide haßten einander. Ich hatte ihm bereits zu viele Niederlagen bereitet. Immer wieder hatte er versucht, die böse Seite des Landes auszubreiten, doch ihm war stets ein Riegel davorgeschoben worden.
    Ich stand ihm gegenüber. Gefangen in einem Bild und in Aibon.
    Hier konnte er seine Macht ausspielen.
    Die Gestalten mit den Totenköpfen, für die Aibon das Jenseits war, rührten sich nicht vom Fleck. Sie starrten gegen die Flammen der Kerzen, die auch bei dem gewaltigen Windstoß nicht verloschen waren. Ruhig brannten sie weiter.
    »Was willst du, Guywano? Was soll dieses ganze Spiel überhaupt bedeuten?«
    »Vielleicht eine
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