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0558 - Aus dem Jenseits entlassen

0558 - Aus dem Jenseits entlassen

Titel: 0558 - Aus dem Jenseits entlassen
Autoren: Jason Dark
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den Kerzen, wie sie sich verteilten. Niemand hatte ihnen den Befehl gegeben, sie wußten trotzdem, was sie zu tun hatten.
    Mit unbewegten Gesichtern und roboterhaft umschritten sie den Rand des gewaltigen Kraters. Mich nahmen sie nicht wahr, ich war Luft für sie. Vier dieser Kerzenträger jedoch hatten eine andere Aufgabe zu erfüllen. Erst als sich hinter mir die Ladefläche der Kutsche bewegte, fiel mir auf, daß sie sich um den Sarg kümmerten. Sie packten an den verschiedenen Enden zu, hoben ihn an und trugen ihn von der Kutsche. Dabei fiel kein Wort, mir kam die Szene vor, als wäre sie einstudiert worden. Ich fühlte mich dabei im Abseits, als Statist.
    Sie trugen den gläsernen Sarg einem bestimmten Ziel entgegen. Es war der Rand des Kraters, aus dessen Tiefe dieser widerliche Geruch drang und mir entgegengeweht wurde.
    Sollte ich eingreifen? Versuchen, die Beerdigung auf meine Art und Weise zu beenden?
    Nein, keine Kugel und auch sonst noch keine Gewalt. Hier lief ein Ritual ab, das ich nicht stören wollte. Es war besser, wenn ich mich zunächst als Beobachter im Hintergrund hielt.
    Noch war es mir nicht gelungen, einen Blick in den Krater zu werfen. Nur die widerliche Geruchsbotschaft wehte aus ihm hervor. Ich rechnete mit dem Schlimmsten. Dieser alte Druiden-Friedhof, der von Guywanos Kraft regiert wurde, war sicherlich nichts für die menschlichen Augen.
    Die Luft gefiel mir nicht mehr, sie kam mir dicker vor. Der Himmel schien sich gesenkt zu haben, trotzdem zogen die schwarzen Totenvögel ihre Kreise.
    Sie wachten über diesen Friedhof, waren die Boten des Todes und würden den Herrscher Guywano stets erinnern, wer hier lag.
    Ein Friedhof in Aibon. Das hatte ich bisher auch nicht gewußt. Die beiden Schimmel standen auf der Stelle, ohne sich zu rühren Sie hielten die Köpfe gesenkt, als wollten sie das Elend dieser Umgebung einfach nicht zur Kenntnis nehmen.
    Für mich waren die Träger interessanter. Sie hatten mit dem Sarg einen Bogen geschlagen, um direkt an den Rand des Kraters zu gelangen, wo sie die gläserne Totenkiste absetzten und warteten.
    Die anderen Monstren umstanden den Krater. Er besaß einen sehr großen Durchmesser. Die Männer mit den Totenschädeln hielten sich an den Rändern auf.
    Auch ich näherte mich dem Rand. Es waren jetzt nur einige Schritte, die ich über porös wirkendes Gestein ging. Der Geruch aus dem Krater war noch intensiver geworden. Was mochte dort unten faulen?
    Ich erreichte den Rand. Mein Blick fiel in die Tiefe, die gar nicht so tief war, denn bereits einige Yards unterhalb des Randes erkannte ich ein Netz.
    Seine Maschen umspannten den gesamten Durchmesser des Kraters. Und ich sah auch die dunklen Flecken, die das Netz ausbeulten.
    Dort lag etwas…
    Waren es menschliche Gestalten? Tote Druiden vielleicht, die sich gegen Guywano gestellt hatten. Natürlich suchte ich ihn, er aber zeigte sich nicht.
    Die Maschen des Netzes waren so groß, daß ich hindurchblicken konnte. Das uns umgebende Licht konnte ich nur schwerlich beschreiben. Es war nicht hell, aber auch nicht dunkel. Graue Zwischentöne herrschten vor. Glücklicherweise klar und nicht verschwommen, damit ich auch erkennen konnte, was sich unter dem Netz befand.
    Keine Leere. Ab und zu schimmerte es gelbgrün auf. Da bewegte sich etwas, warf Wellen wie ein schweres Meer. Eine träge, ölige Flüssigkeit gab den Geruch ab und mit ihm auch den dünnen Dampf, der durch die Lücken in den Maschen in die Höhe kroch und sich verteilte.
    Was konnte das sein?
    Schlamm, Schleim, der nach Moder roch! Ich hatte die Zeit bekommen, um nachdenken zu können, und mir fiel ein, daß ich so etwas schon einmal gesehen hatte. Zwar nicht in der gleichen Form, aber der Geruch sagte mir alles.
    Auf dem Planet der Magier existierte ein Schleimsee, in dem die Ghouls geboren wurden. Ich hatte bereits böse Erfahrungen damit gemacht, und das hier schien ähnlich zu sein.
    Mehr als ein Dutzend auf dem Netz liegende Körper zählte ich. Sie lagen verkrümmt oder ausgestreckt. Druiden, vielleicht auch Menschen, die in Guywanos Falle geraten waren.
    Weshalb hatte man sie auf das Netz gelegt?
    Nicht weit entfernt bewegte sich eine Gestalt. Nicht etwa, weil sie hätte aufstehen wollen, nein, es war unfreiwillig geschehen, denn unter dem Körper riß eine Masche.
    Die Gestalt rutschte zur Seite weg. Ein Arm streckte sich vor, eine bleiche Hand schien sich in die nächsten Maschen krallen zu wollen, aber auch die rissen.
    In Höhe der
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