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0558 - Aus dem Jenseits entlassen

0558 - Aus dem Jenseits entlassen

Titel: 0558 - Aus dem Jenseits entlassen
Autoren: Jason Dark
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eintraten.
    Die Leere des Landes blieb, aber sie veränderte sich trotzdem. Es war auch für mich ein unfaßbares Phänomen, was sich da tat, doch ich mußte mich damit auseinandersetzen.
    Die Perspektiven begannen damit, sich zu verschieben. Drückte der Himmel? Kam er auf mich nieder, hob sich der Boden an? All diese Dinge geschahen zugleich. Auch von den Seiten her erlebte ich eine Veränderung, die mir vorkam wie eine Geburt.
    Dieser Teil Aibons veränderte sein Gesicht. Eine neue Gegend schälte sich hervor.
    Der Untergrund blieb der gleiche, nur wuchsen – ziemlich nahe sogar – graue Schatten in die Höhe. Manche von ihnen stiegen sehr steil an, andere wiederum besaßen weiche, abgerundete, hügelige Formen, so daß sich zwischen ihnen Täler, Senken und Mulden hatten bilden können, die leider von keinem Flecken Grün bewachsen waren, damit das Auge etwas Labsal bekam. Die Umgebung machte auf mich weiterhin einen sterbenden, verlassenen und bedrohlichen Eindruck.
    Trotzdem bewegte sich etwas außer uns.
    Hoch über mir, fast mit dem Himmel zusammen, sah ich die fliegenden Schatten. Ich konzentrierte mich genauer darauf und erkannte, daß es Vögel sein mußten, die ihre gewaltigen Schwingen ausgebreitet hatten. Sie flogen zwar nicht in einer bestimmten Formation, doch ein Ziel mußten sie haben.
    Auch die Pferde hatten die Vögel bemerkt. Bisher waren sie sehr ruhig gelaufen, was sich nun änderte. Etwas hektisch bewegten sie die Köpfe und gaben ein Schnauben von sich, das ich als aggressiv empfand. Ich merkte auch, daß sie ihr Tempo verringern wollten, griff zur Peitsche und ließ sie einige Male dicht über den Rücken der Tiere knallen. Den Befehl verstanden sie und behielten das ursprüngliche Tempo bei.
    Meiner Ansicht nach mußte der Friedhof in unmittelbarer Nähe liegen. Die Vögel blieben, die Gegend auch. Der Weg vor mir hatte sich ebenfalls verändert. Er stieg jetzt an. Die Räder der Kutsche malmten über den Boden, trieben etwas Staub hoch oder zerknirschten mit ihren Rädern kleinere Steine.
    Wieder blickte ich zurück.
    Die Schlange der Totenkopf-Gestalten folgte der Kutsche in einer stoischen Ruhe.
    Bei mir nahm das Gefühl der Beklemmung zu, denn die Luft roch auf einmal so merkwürdig.
    Von der Höhe her wehte mir der Wind den Gestank ins Gesicht.
    War es Faul- oder Sumpfgas?
    Mir war der Geruch von Moder nicht fremd. Zu oft hatte ich schon gegen Zombies und Ghouls gekämpft. Dieser mir entgegenfließende Gestank besaß eine gewisse Ähnlichkeit.
    Es gab keinen Zweifel mehr. Die Kutsche und ich näherten uns einem gewaltigen Gebiet, wo Tod, Verwesung und Fäulnis fröhliche Urständ feierte.
    Und ich war verdammt allein!
    Ich wußte nicht, wer oder was mich am Ziel erwartete, die reine Freude würde es nicht sein.
    Auch die Schimmel zeigten sich nicht erfreut. Sie hatten längst gewittert, welch einem schrecklichen Areal wir uns näherten. Mehrmals versuchten sie auszubrechen.
    Ich bin kein Kutschenfahrer. Zum Glück gelang es mir jedesmal, die Zügel so anzuziehen, daß sie gehorchten und ich sie in die entsprechende Richtung bringen konnte.
    Das Gelände wurde steil. Die Pferde hatten Mühe. Sie rutschten auf dem glatten Gestein ab, so daß Funken sprühten.
    Ich stellte mich hin. So konnte ich über die Rücken und Köpfe der Pferde hinwegschauen, und ich sah das Ende des Hanges, der sehr flach auslief, einen tellerartigen Rand bildete, wo genügend Platz vorhanden war, auch für eine Kutsche.
    Die Pferde kämpften sich weiter. Sie scheuten nicht, aber sie hatten große Mühe. Ihr Wiehern und Schnauben klang mir in den Ohren wie Signale.
    Diesmal bewegte ich die Zügel und schlug die ledernen Riemen klatschend auf die Pferderücken.
    Es hatte geholfen. Schlingernd überwand die Kutsche auch noch den Rest der Strecke. Ich blickte zurück und sah, daß wir eine gewaltige Strecke hinter uns gelassen hatten. Unser Platz war eine Art Hochebene, ein wildes Land, gezeichnet durch gewaltige Öffnungen, die ein kraterähnliches Aussehen besaßen.
    Das also war die andere Seite des Landes Aibon. Drohend, menschenfeindlich, ohne Vegetation, dafür schwebten hoch über unseren Köpfen die Vögel.
    Schwarze, geierähnliche Tiere, deren Schwingen gewaltige Ausmaße besaßen. Vielleicht Vögel, die von Toten, von Aas lebten.
    Nicht umsonst war mir der Verwesungsgeruch in die Nase geweht worden.
    Ich befand mich noch auf dem Bock, hakte die Zügel fest und sah die Männer mit den Totenschädeln und
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