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0558 - Aus dem Jenseits entlassen

0558 - Aus dem Jenseits entlassen

Titel: 0558 - Aus dem Jenseits entlassen
Autoren: Jason Dark
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umrahmten den Kopf, der Körper war gestreckt wie der einer Toten. Kam ihm das Gesicht nicht bekannt vor?
    Suko überlegte. Fieberhaft jagten sich seine Gedanken. Ja, die Person im Sarg war ihm keine Unbekannte, er hatte schon einmal mit ihr zu tun, auch wenn sich ihr Gesicht verändert zeigte.
    Älter vielleicht, grauer auch. Fahl das Haar, nicht mehr so wie früher. Da hatte es anders ausgesehen, mehr heller, möglicherweise goldfarben.
    Urplötzlich wußte Suko Bescheid!
    Er kannte eine Person mit goldfarbenen Haaren. Die stammte nicht von dieser Welt, dafür aus einem anderen Reich, einer Zwischendimension, die einen besonderen Namen hatte – Aibon!
    Das war nicht das Jenseits, das dieses Bild zeigte, sondern ein Ausschnitt des Landes Aibon.
    Und die Person im Sarg hieß Jarveena, die sich auch die Rächerin aus Aibon genannt hatte.
    Damals, als sie auf der Erde weilte und ihre drei Särge hinter sich herzog.
    Gerty Camrum sah die Veränderung auf Sukos Gesicht. »Was ist?« fragte sie leise, »haben Sie etwas?«
    »Ja«, sagte Suko leise. »Die Männer sind hintergangen worden. Nicht das Jenseits hat sich ihnen geöffnet, dafür ein anderes Land. Es heißt Aibon. Sie werden es nicht kennen.«
    »Nein, tatsächlich nicht.« Aus großen, wißbegierigen Augen blickte sie Suko an. »Und weiter?«
    »Nichts, Mrs. Camrum, eigentlich gar nichts. Es heißt nur, daß es in Aibon ein Gebiet gibt, in dem das Böse herrscht. Es ist die Hölle der Druiden, die auch Menschen verschlingt.«
    Gerty bekam den Mund kaum zu. Die Frage hauchte sie nur.
    »Meinen Sie… meinen Sie, daß es für all die Leute keine Rückkehr mehr gibt?«
    »Ich glaube, daß wir davon ausgehen können.« Suko wollte noch etwas sagen, es hatte keinen Sinn mehr, denn die Szene auf dem Bild begann sich zu bewegen wie ein Film auf der Leinwand.
    Dafür gesorgt hatte John Sinclair. Er saß auf dem Bock der schwarzen Leichenkutsche und schwang die Peitsche, deren Leder sich über den Rücken der Pferde zusammenringelte, dann zuckend auseinanderflog.
    Wohin mochte die Reise gehen?
    ***
    Genau das fragte auch ich mich!
    Ich saß auf dem Bock der unheimlichen Leichenkutsche und kam mir dort wie ein Fremdkörper vor.
    Bisher wußte ich nur, daß ich zu Jarveenas Beerdigung fahren sollte. Wo befand sich der Ort? Aibon war ein großes, ein gewaltiges Land. Wie sollte ich da diesen Platz finden?
    Diese Sorgen waren zweitrangig. Ich konnte mich auf die beiden Schimmel verlassen und hielt die Zügel nur mehr locker in den Händen. Die Peitsche brauchte ich auch nicht mehr, ich hatte sie weggesteckt, die Tiere fanden den Weg von allein.
    Sie bewegten sich auch nicht sehr schnell. Genau in dem Tempo, das auch die makabren Totenkopfgestalten mithalten konnten. Ich sah sie, als ich den Blick an der Seitenwand der Kutsche entlang zurückwarf. Sie bewegten sich im Gleichschritt, deshalb kamen sie mir noch unheimlicher vor. Vielleicht lag es auch daran, daß ich kein großer Freund des Militärs bin. Gleichschritt ist für mich immer so etwas wie gleiches Denken, das Menschen auch in den Tod treiben kann, wie uns die Vergangenheit des öfteren gelehrt hat. Das Flackerlicht der Kerzen strich über die bleichen Schädel.
    Mich fröstelte. Das Geräusch der Schritte klang wie ein abgehacktes Schleifen.
    Die Hufe der beiden Pferde waren ebenfalls beschlagen worden.
    Sie berührten in einer gewissen Gleichmäßigkeit den Boden, so daß mir die Geräusche vorkamen wie ein klirrender Trab.
    Ich kannte Gegenden in Aibon, da war der Boden weich und von einem saftigen Grün.
    Hier besaß er eine bleigraue Farbe, hin und wieder versehen mit helleren Einschlüssen. Steinig, hart, ohne Pflanzenbewuchs. Das hier war die andere Seite des geheimnisvollen Lebens, dessen Ausmaße ich nur mehr erahnen konnte.
    Wenn mein Blick nach vorn schweifte, sah ich keinen Horizont.
    Boden und Himmel flossen irgendwo in der Ferne zusammen.
    Gab es in Aibon den Begriff Zeit?
    Bestimmt, aber nicht so, wie ich ihn kannte. Was mir möglicherweise als Stunde oder Stunden vorkam, konnten in der normalen Welt nur Minuten sein.
    Ich mußte auch an das Bild denken, in dem ich mich nun befand.
    Ich war praktisch in die gemalte Szene hineingestiegen und hatte als letzter Bewegung hineingebracht.
    Wenn zu diesem Zeitpunkt jemand vor dem Bild stand, was würde er zu sehen bekommen? Eine neue Szene, die sich darauf darin abspielte.
    Das war Spekulation. Ich mußte mich auf andere Dinge konzentrieren, die auch
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