Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0552 - Einer kam wieder

0552 - Einer kam wieder

Titel: 0552 - Einer kam wieder
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
auch, zog den Wagenschlag dann nach außen – und verlor das Gleichgewicht.
    Seine Hand rutschte ab, er konnte sich nicht mehr fangen, fiel auf den Rücken und blieb im rechten Winkel zur offenstehenden Autotür liegen.
    Kam er noch einmal hoch?
    Ich machte eine makabre Entdeckung. Blutspritzer und Flecken zeichneten den Weg des Flüchtlings. Der kam nicht mehr weg, das nahm ich mir fest vor. Es würde ihm auch wegen der Verletzung nicht mehr möglich sein, obwohl er wieder hochkam und dabei den Holm der Türkante benutzte.
    Dann war ich da!
    Die Gestalt kniete auf dem Boden, einen Arm hochgestreckt. Mein Blick fiel auf die andere Hand, doch die Waffe befand sich nicht mehr zwischen seinen Fingern.
    Sie war ihm entfallen.
    Auch ich war ziemlich von der Rolle, aber ich wußte noch, was ich zu tun hatte.
    »Aus«, sagte ich. »Aus und vorbei!«
    Die Kutte war an der rechten Seite blutgetränkt. Ich hörte ein Stöhnen und Ächzen.
    Plötzlich rann es mir kalt den Rücken hinab. Hatte ich mich getäuscht oder nicht?
    Ich wollte es genau wissen.
    Als Maske trug die Person einen dicken, schwarzen Strumpf, der nur Platz für die Augen ließ, ansonsten aber alles an ihr verfremdet.
    Mit einem Ruck zog ich den Strumpf vom Kopf der Person.
    Lange Haare flatterten, wehten mir entgegen, weil sie ein Windstoß erfaßte.
    Langes und silbergraue Haare.
    Es gehörte einer Frau.
    Coleen Ashley!
    ***
    »Sie«, keuchte ich überrascht, ging einen Schritt zurück und schüttelte den Kopf. Das bekam mir nicht gut. Das Bild vor meinen Augen löste sich auf. Es dauerte seine Zeit, bis ich wieder klar denken konnte. Allerdings konnte nicht mehr als eine Handvoll Sekunden vergangen sein, denn Coleen hatte ihre Haltung nicht verändert. Sie saß am Boden und hielt sich mit der hochgereckten Hand an der Türkante fest. In ihrem Gesicht las ich Verbissenheit, Haß und auch Schmerz. Die Haut war weiß geworden. Blau zeichneten sich die Adern darunter ab.
    Wir starrten uns an. Jeder wollte etwas sagen, nur fand keiner den Anfang.
    »Warum?« fragte ich schließlich. »Warum haben Sie das getan, Coleen Ashley?«
    »Weil ich es mußte«, antwortete sie spröde. »Ich konnte nicht anders. Mein Vater war tot, ich habe sein Erbe übernommen.«
    »Welches Erbe, zum Teufel?«
    »Wollen Sie es hören?«
    »Ja – alles.«
    »Ich versuche es!« keuchte sie. »Aber lassen Sie mich hier hocken. Zwanzig Jahre liegt es zurück, zwanzig Jahre, da haben die Schläfer zugeschlagen. Sie sollten die vier aus Moskau geschickten Killer umbringen, weil es sich die Herren anders überlegt hatten. Der Anschlag der vier Killer hätte von der Themse aus durchgeführt werden sollen. Mein Vater und seine drei Freunde wußten das. Also wollten sie die Mannschaft auf dem Wasser vernichten. Sie nahmen eine Bombe, die das Schiff sinken ließ und die Gestalten zerriß. Auch Zombies können nicht mehr existieren, wenn eine Bombe sie zerstückelt hat…«
    »Nein!« sagte ich. »Einer muß übriggeblieben sein!«
    »Ja, das stimmt. Er ist rechtzeitig genug abgesprungen, weil ihn mein Vater gewarnt hatte.«
    »Warum hat er das getan?«
    Coleen holte schwer Luft. Kleine Speichelbläschen schimmerten vor ihren Lippen. »Ich weiß es nicht genau. Mein Vater sprach von einem Schutz, den ihm einer gewähren würde. Diese vier Attentäter waren nicht normal. Die Russen haben schon damals mit lebenden Leichen experimentiert. Allerdings nur im eigenen Land. Die vier Zombies waren eine Ausnahme. Es gelang meinem Vater tatsächlich, sich mit dem Wesen zu arrangieren. Der Zombie wurde nicht zerfetzt, er blieb, und er blieb auch bei meinem Vater. Der hat ihn versteckt, all die Jahre über.«
    »Was bezweckte er damit?«
    »Er hatte Angst vor seinen Auftraggebern. Der Zombie diente ihm als Leibwächter. Zudem gehörte mein Vater zu den Menschen, die einen Sinn für das Okkulte besaßen und auch für den Teufel. Die beiden kamen gut zurecht. Wenn alles herausgekommen wäre und man aus Moskau einen Killer geschickt hätte, hätte der Zombie meinen Vater geschützt. Das hatten sie sich gewissermaßen versprochen.«
    »Dann starb er – nicht?«
    »Ja – leider.« Sie blies den Atem schräg gegen ihre Haare. »Kurz vor seinem Tod weihte er mich in alle wichtigen Dinge ein. Den Zombie übernahm ich. Er war mir treu, und ich wußte auch, daß ich mich seiner bedienen konnte, wenn es soweit war. Der Zeitpunkt kam. Ich fuhr ihn zur Themse, und zwar dorthin, wo das Boot gesunken war und auf dem
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher