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0533 - Die Drachen-Lady

0533 - Die Drachen-Lady

Titel: 0533 - Die Drachen-Lady
Autoren: Jason Dark
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größeren Orte waren ziemlich weit entfernt. Hin und wieder hatten sie auf der Fahrt einsam stehende Gehöfte gesehen oder waren durch Dörfer gefahren, die es auf der offiziellen Karte überhaupt nicht gab, weil sie einfach zu klein waren.
    Wieder einmal war ein ereignisreicher Tag zu Ende gegangen. Als die Dunkelheit hereinbrach, hatten Bill und Johnny das Zelt längst aufgebaut. Johnny hatte in der Zeit Holz für das Lagerfeuer gesammelt. Bill hatte bereits einen passenden Flecken ausgesucht, wo die Flammen keinen Schaden anrichten konnten.
    Sogar eine kleine Kochstelle hatte er aus Steinen gebaut und betrachtete zufrieden sein Werk.
    »Na, gefällt es dir?« Sheila war gekommen und hinter ihm stehengeblieben. Sie umschlang ihren Mann mit beiden Armen, dabei legte sie ihre rechte Wange gegen seinen Rücken.
    Bill schloß sekundenlang die Augen. Er genoß die Berührung seiner Frau. »Ja«, gab er zu. »Es ist einfach toll. Ich hätte es mir nicht so vorgestellt.«
    »Und Johnny?«
    Bill lachte auf. »Der ist locker wie nie. Auch, weil er mit Nadine herumtoben kann. Die Wölfin hat einen Auslauf, von dem sie sonst nur träumen kann.«
    »Deshalb war es auch gut, daß wir nicht auf den offiziellen Campingplätzen geblieben sind.«
    »Meine ich auch.«
    Die Conollys hatten sich einen Flecken Erde ausgesucht, der sie zum Landinneren hin durch einen dichten Wald schützte. Zur Küste hin war der Platz offen. In der Dunkelheit verschwammen Himmel, Land und Meer.
    Sie sahen keine Lichter, ihnen würde später nur das Feuer leuchten. Sheila ließ ihren Mann los. »Ich kümmere mich mal um das Essen.«
    »Was gibt es denn?«
    »Wir haben doch heute morgen das Lammfleisch gekauft.«
    »Klar, stimmt.«
    »Ich will es grillen. Dazu essen wir Brot.«
    »Einverstanden.«
    »Dreh dich mal um, Bill.«
    Der Reporter »gehorchte«. Er konnte seine Frau anschauen. Sheila hatte ihr blondes Haar zurückgekämmt und sich ein Kopftuch umgebunden, damit der Wind sie nicht total zerzauste. In der roten Farbe stach es deutlich von den blonden Haaren ab. Sheila trug Jeans, einen dünnen Pullover, eine Jacke und Turnschuhe. Sie waren alle zünftig gekleidet, das mußte auch so sein.
    »Bist du glücklich?« fragte sie, wobei ein Lächeln über ihre feingeschnittenen Gesichtszüge glitt.
    »Ja.«
    »Ich auch. Dieser Urlaub, Bill, er hat uns gutgetan. Der mußte sein. Ich konnte auch nicht mehr länger in London bleiben und habe einfach rausgemußt.«
    »Dabei wolltest du zuerst gar nicht.«
    »Stimmt schon. Jetzt gefällt es mir gut. Vor allen Dingen fühle ich mich frei, der Druck ist weg. Du verstehst?«
    Bill nickte. Sein Gesicht hatte einen ernsten Ausdruck bekommen.
    »Sicher, der Druck«, murmelte er. Er wußte genau, was seine Frau gemeint hatte. Die Conollys konnte man beim besten Willen nicht als normale Familie bezeichnen. Dabei hatte nicht einmal die Wölfin soviel damit zu tun, es waren einfach die Umstände, unter denen die Conollys schon seit Jahren zu leiden hatten.
    Zu ihren besten Freunden zählte der Geisterjäger John Sinclair.
    Bill kannte ihn schon aus seiner Studentenzeit, und er hatte dessen »Karriere« oft sehr drastisch miterlebt, denn die schwarzmagischen Gegner hatten auch vor der Familie nicht haltgemacht. So waren die Conollys oft genug in Lebensgefahr geraten. Hinter ihnen lagen unglaubliche Abenteuer, doch daran wollten sie jetzt nicht denken.
    Sheila zwinkerte ihrem Mann zu. »Alles klar.«
    Er küßte sie auf die Wange. »Natürlich, Darling.«
    »So«, sagte Sheila. »Ich werde mal das Fleisch aus der Kühlbox holen.«
    »Mach das.« Bill schaute auf die Uhr. »Wo Johnny nur so lange bleibt?«
    Er hatte den Satz kaum ausgesprochen, als er die helle Stimme seines Sohnes hörte. Sie drang aus dem Wald. »Daddy, komm, du mußt mir tragen helfen.«
    »Okay, bin gleich bei dir.«
    Bill tauchte in die Dunkelheit zwischen den Stämmen. Er hatte seine lichtstarke Taschenlampe mitgenommen und ließ den Strahl wandern. Ein Schatten huschte herbei. Es war Nadine, die Wölfin.
    Mit gewaltigen Sprüngen jagte sie durch das Unterholz, erreichte den Reporter und rieb ihr Fell an seinem rechten Bein.
    Bill mußte sie kraulen. Er schob die Finger in das Fell und erklärte ihr, daß sie doch die Beste war. Diesen Beweis der Sympathie und Liebe brauchte sie sehr. »So«, sagte er, »jetzt muß ich nach Johnny schauen, sonst bekommen wir heute abend nichts zu essen. Wäre doch schade um das leckere Fleisch.«
    Die Wölfin
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