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0533 - Die Drachen-Lady

0533 - Die Drachen-Lady

Titel: 0533 - Die Drachen-Lady
Autoren: Jason Dark
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gegangen. Sie hatte ihn genau gespürt, und nur wenige Menschen nahmen ihn überhaupt auf.
    Maureens Großvater gehörte dazu. Ob es bei ihren Eltern ebenso gewesen war, wußte sie nicht zu sagen. Sie konnte auch nicht mehr fragen, weil die beiden tot waren.
    So verließ sie das Haus am Rande der Klippen und am Beginn der Legenden. Ihr Großvater hatte den Satz einmal gesagt. Da war Maureen noch jünger gewesen. Sie hatte nicht den Durchblick gehabt, um darüber nachzudenken. Jetzt tat sie es, und sie mußte zugeben, daß sich der alte Ernest Cooper zumindest nicht geirrt hatte.
    Wo sie wohnten, fingen die Legenden an. Eine Gegend voll wilder Romantik, das Meer, die Felsen und landeinwärts, der Wald, der Fluß, die kleinen Dörfer und die Seen.
    Manchmal wie ein Wunderland. Wer hier lebte, konnte sich kaum vorstellen, daß noch eine Welt der Technik, der Raketen, Bomben und Kriege existierte.
    Maureen Cooper verließ das Haus und schritt über den schmalen Pfad, der in mehreren Windungen zunächst parallel zum Strand lief und dann so abknickte, daß er auf dem direkten Weg zum Wasser hin führte.
    Die Coopers lebten nicht nur in einer Welt für sich, sie wohnten auch in einer kleinen Bucht, die wie ein schützender, sich vorn öffnender Mantel das Gelände umschloß. Der schmale Sandstreifen war hell und feinkörnig. Erst weiter im Norden wuchsen die hellen Felsen hoch, die gerade im Mondlicht wie gewaltige, im Boden steckende Spiegel wirkten. Gegen diese Mauer wuchteten die Wellen der irischen See, die zwischen den beiden Inseln England und Irland lag.
    Maureen fühlte sich frei und glücklich. Vorhin, auf dem Zimmer, hatte sie sich zwar auch gegen den Wind gestemmt, nun aber bekam sie ihn voll und ganz zu spüren.
    Er wehte gegen sie wie ein stürmischer Liebhaber. Er schien tausend Hände zu haben, die sie abtasteten und jeden Zentimeter ihres Körpers untersuchten.
    Er drang durch den Stoff, glitt über ihre Haut, bauschte das Kleid auf, hob es an und fuhr prickelnd über die bloße Haut des Mädchens. Es war einfach wunderbar für sie.
    Es war ein Teil des Lebens, das sie so sehr liebte und einfach nicht missen wollte.
    Auf ihrem Gesicht lag ein glückliches Lächeln. Die Stunden allein und am Strand gehörten zu den unvergeßlichen Augenblicken.
    Maureen änderte ihren Gang. Sie lief nicht nur schneller, sie geriet dabei auch in tänzerische Bewegungen, wobei sie ihre Beine im Rhythmus des auf- und niederschwingenden Kleides voransetzte.
    Dabei hatte sie den Mund weit aufgerissen. Ein Lachen strömte gegen den Wind, er nahm die Gerüche des Frühlings auf. Es war nicht zu unterscheiden, wonach die Luft duftete. Da vereinigten sich zahlreiche Komponenten. Gras, so frisch wie ein Morgen, vermischt mit Salbei und Moos sowie dem Blütengeruch des gelben Ginsters.
    Der Strand verlor an Breite. Dort, wo der Sandstreifen nur noch handtuchbreit war, ragten jetzt die halbrunden Köpfe aus dem Wasser. Graue Felsen, sehr blank, manchmal glänzend, vom Wasser ausgewaschen. Sie bildeten eine regelrechte Brücke, natürlich immer mit Unterbrechungen, aber Maureen kannte den Weg. Sie wußte genau, wie sie sich am besten voranbewegen konnte, und sie sprang dabei von einem Felskopf zum anderen. Ihre Bewegungen waren geschmeidig, tänzerisch. Es war ihr anzusehen, welch eine Freude es ihr bereitete, diesen Weg zu gehen.
    Immer wenn sie auf einem Felskopf landete, stieß sie einen Jubelschrei aus. Manchmal umspielten die auslaufenden Wellen auch ihre Füße. Als schaumige Streifen rollten sie bis zu ihren Knöcheln.
    Plötzlich änderte sich das Bild. Am Tage war die Formation besonders gut zu sehen, in der Nacht jedoch mußte man Bescheid wissen oder sehr genau hinsehen.
    Aus dem Uferwasser wuchsen die Felsen plötzlich wie halbrunde Buckel hervor. Steine, die eine regelrechte Treppe bildeten, sich zu einem Halbkreis vereinigten und so aussahen, als läge hier das Skelett eines Urwelttieres.
    So hatten die Riesenechsen einmal ausgesehen, deren Skelette noch heute in manchen Museen zu bewundern waren.
    Das hier waren keine Reste eines Urwelttieres, diese Formation bestand aus Stein, und für Maureen war klar, daß sie über die Brücke gehen mußte. Auf der höchsten Stelle des Steinbuckels würde sie stehenbleiben und noch einmal in den Himmel schauen, um dem entgegenzusehen, was auf sie zukam.
    Mit sehr leichten Schritten turnte das Mädchen die Schräge hoch.
    Ihre Füße fanden geschickt den nötigen Halt. Wenn der Bogen
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