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0533 - Die Drachen-Lady

0533 - Die Drachen-Lady

Titel: 0533 - Die Drachen-Lady
Autoren: Jason Dark
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einmal eine Lücke zeigte, so übersprang sie diese mit einem einfachen Sprung, um endlich ihr Ziel zu erreichen, wo sie stehenblieb, sich drehte und schräg gegen den dunklen Nachthimmel schaute, denn dort oben stand der Mond. Dieser helle, runde Bote. Für sie war er ungemein wichtig. Er nahm ihre Gedanken auf, verstärkte sie sogar noch und gab sie schließlich weiter.
    Maureen lächelte, als sie den runden Erdtrabanten anschaute. Ihre Gedanken beschäftigten sich mit der nahen Zukunft. Im Schlafzimmer hatte sie den Ruf vernommen. Sicherlich würde sich das andere oder der andere noch einmal melden. Dann aber stärker und kräftiger, um ihr zu beweisen, wie nahe er ihr schon gekommen war.
    In ihrem Innern hatte sich etwas verändert. Das Blut rauschte schneller. Sie spürte es wie Glockenklang in ihrer Seele. Manche Menschen reagieren nach einigen Gläsern Champagner so, wie Maureen in diesem Augenblick. Sie breitete die Arme aus und schleuderte sie hoch, als wollte sie den Nachthimmel umfangen.
    Ihre Augen glänzten, in den Pupillen schien sich das Licht des Mondes zu spiegeln, ihr Mund war halb geöffnet und zu einem Lächeln verzogen.
    Es war einfach wunderbar…
    Sie stöhnte auf.
    Kein Laut des Ärgers, sondern einer, der ihre Freude ausdrückte.
    Maureen fühlte sich einfach so gut wie selten. Sie wußte, daß es ihre Welt war, die sie umfangen hatte.
    Eine Welt der Vergangenheit, des Glücks und des berauschenden Gefühls. Den Mond ließ sie dabei nie aus dem Blick, auch wenn sie die Augen hin und wieder schloß, um sich voll und ganz dem Gefühl des Glücks hinzugeben. Dann glaubte sie einfach, der Felsen würde unter ihren Füßen allmählich wegschwimmen und ihr damit das ermöglichen, was der Traum vieler Menschen war.
    Einmal fliegen zu können…
    Einmal nur dieses herrliche Gefühl erleben, frei zu sein wie ein Vogel und sich den Wind um das Gesicht wehen zu lassen.
    Für viele blieb es ein Traum, für Maureen nicht. Man hatte ihr einmal gesagt, daß sie dort wohnen würde, wo die Märchen wahr werden.
    Das stimmte auch…
    Als sie wieder die Augen öffnete, richtete sie ihren Blick sofort auf die runde Scheibe des Mondes.
    Da sah sie etwas!
    Zuerst erschrak sie, obwohl sie eigentlich darauf gewartet hatte.
    Sie konnte den Mond nicht mehr so deutlich sehen wie noch vor einigen Minuten. Etwas hatte sich vor diesen hellen Kreis geschoben. Es war ein dunkler Gegenstand, langgestreckt und an den Rändern zackig ausgefasert, als würde ein großer Vogel seinen Weg durch die Finsternis des Himmels suchen.
    Das Mädchen stieß einen Jubelruf aus, als sie diesen Gegenstand am Himmel sah.
    Auf ihn hatte sie gewartet.
    Der Ruf drang aus ihrem Mund, Wind erfaßte ihn und trug ihn fort bis hoch in die Unendlichkeit des Himmels. Er war gleichzeitig verbunden mit ihren Gedanken, die sie ebenfalls auf die Reise schickte, um den fliegenden Gegenstand zu erreichen.
    Es war kein Vogel. So große Vögel gab es nicht. Und er nahm noch an Größe zu, je mehr er sich der Erde entgegensenkte, dabei aber stets vor dem Mond blieb, damit Maureen ihn immer erkennen und seinen Weg verfolgen konnte.
    Dann segelte er nach unten.
    Dabei hatte er die Flügel ausgebreitet. Sie sahen aus wie breite Messer, die an einer Seite zackig eingeschnitten waren. Maureen erkannte den schmalen Hals, den langgestreckten Kopf, den spitzen Schnabel.
    Nein, das war kein Vogel. So etwas sah man normalerweise nur in bestimmten Büchern, die sich mit der prähistorischen Zoologie beschäftigten. Was dort in der Luft schwebte und sich seinen Weg zum Strand suchte, konnte mit ruhigem Gewissen als Flugechse bezeichnet werden.
    Und sie kam…
    In einem ziemlich spitzen Winkel näherte sie sich dem Ziel. Ein fliegender Drache mit gewaltigen Schwingen.
    Maureen fieberte ihrem Freund entgegen. Er hatte sie gerufen, sie hatte ihn gerufen.
    Das Mädchen von der Drachenküste, hatte ihr Großvater einmal zu ihr gesagt. Und er hatte nicht gelogen. Sie fühlte sich tatsächlich zu den prähistorischen Tieren mehr hingezogen als zu den Menschen.
    Und diese Küste war einmal in grauer Vorzeit von Drachen bewohnt gewesen.
    Man sprach davon und darüber, aber niemand wollte so recht daran glauben, bis eben auf wenige Ausnahmen, zu denen Ernest Cooper und seine Enkelin gehörten.
    Maureen breitete die Arme aus und streckte sie dem anfliegenden Drachen gleichzeitig entgegen. Es wirkte ein wenig paradox. Sie, die kleinere, sah so aus, als wollte sie den anfliegenden
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