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0520 - Das blaue Einhorn

0520 - Das blaue Einhorn

Titel: 0520 - Das blaue Einhorn
Autoren: Werner Kurt Giesa
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kannte jeden Zentimeter ihres Körpers, und er kannte ihre durchtriebene Zweckhaftigkeit. Er war der Fürst der Finsternis gewesen und sie die Verprellte, der er den Thron vor der Nase weggeschnappt hatte. Sie hatte sich ihm unterworfen und doch hinter seinem Rücken gegen ihn intrigiert.
    Und wie er sie kannte!
    Und doch war da etwas, das ihn stutzig machte. Sie trat anders auf, als er es gewohnt war. Sie hätte wissen müssen, daß sie ihm in seiner Traumwelt ausgeliefert war. Daß sie das Einhorn getötet hatte, ehe es ihn aufspießen konnte, spielte dabei keine Rolle. So wie er sie kannte, kannte sie auch ihn und mußte wissen, daß sie ausgerechnet von Julian Peters keine Dankbarkeit zu erwarten hatte. Nicht sie…
    Aber wenn sie nicht Stygia war…
    Dann mußte sie das andere Wesen sein. »Du hast einen Fehler begangen«, sagte der Träumer. »Du hättest zurückhaltender taktierten sollen, Shirona.«
    Im gleichen Moment nahm die Gestalt vor ihm ein anderes Aussehen an.
    ***
    Zamorra versuchte zu begreifen, was das Amulett tat, aber da war eine Barriere, die ihn einfach abblockte, zurückstieß. Wollte Merlins Stern vielleicht nicht, daß er mitbekam und nachvollziehen konnte, wie der Übergang in eine andere Welt funktionierte?
    Für wenige Augenblicke glaubte er durch ein schwarzes Nichts geschleudert zu werden. Dann bildete sich um ihn herum eine Landschaft. Kaum fühlte Zamorra, daß er in dieser fremden Umgebung körperlich stabil war, als er auch schon um seine eigene Achse kreiselte. Er wollte sich nicht überrumpeln lassen. Fast erleichtert stellte er fest, daß er allein war.
    Allein an einem langen, weißen Sandstrand, dessen Anfang und Ende mit dem Horizont eins wurden. Das Meer war eine endlose, glitzernde Fläche, auf der hier und das schmale Schaumkronen tanzten. Am Himmel stand eine seltsame Sonne, die sich trotz ihres grellen, warmen Lichtes mit bloßem Auge betrachten ließ und deren Farbe nicht eindeutig zu bestimmen war, weil sie ständig wechselte. Spätestens dieses Phänomen verriet Zamorra, daß er hier richtig war. Nicole hatte ihm diese Sonne beschrieben.
    Auf der anderen Seite erhoben sich Felsen.
    Zamorra klopfte gegen das Amulett, das wieder vor seiner Brust hing. »Warum hast du mich nicht dorthin gebracht, wo das Einhorn auftaucht, oder in die Ebene, die Nicole gesehen hat? Warum hierher? Am Felsenklettern bin ich nicht intererssiert.«
    Aber Merlins Stern blieb schweigsam.
    Natürlich - es wollte ja nicht »in diese-Geschichte« hineingezogen werden. Von jetzt an mußte Zamorra sich also auf sich selbst und auf die beiden anderen Instrumente verlassen, die er mitgebracht hatte: den Dhyarra-Kristall und den Blaster. Sein umfangreiches Wissen über Weiße und Schwarze Magie würde ihm in einer geträumten Welt kaum helfen.
    Er dachte an den Silbermond, der jetzt von den Sauroiden aus der zerfallenen Echsenwelt besiedelt worden war. Zum Silbermond gelangte man nur über Julian, den Träumer, als Mittler, weil sich die ehemalige Welt der Silbermond-Druiden in einer von Julian geschaffenen Traumwelt befand. Zamorra versuchte sich an die Art des Transits zu erinnern. Hatte es da auch diesen kurzen Augenblick der völligen Schwärze und Leere gegeben?
    Soviel er wußte, nicht!
    Also war der Transit jetzt anders vonstatten gegangen. Wie hatte das Amulett es geschafft, in die Traumwelt einzudringen? Hatte es die fremde Spur aufgenommen und war in fremde »Fußstapfen« gewandelt? Als »Trittbrettfahrer«?
    Und - war dieser Vorgang beliebig wiederholbar? Ließen sich auf diese Weise vielleicht auch andere von Julians Welten erreichen? Zum Beispiel der Silbermond? Das konnte wichtig werden, wenn jemand dorthin mußte und Julian durch seine fast schon sprichwörtliche Unerreichbarkeit glänzte.
    Aber das Amulett reagierte wie angekündigt nicht auf seine gedanklichen Anfragen. Es hatte ihn hierhergebracht und ruhte jetzt. Zamorra entsann sich: für seine Rückkehr in die Wirklichkeit müsse er schon selbst sorgen.
    »Aber was soll ich hier am Strand? Ist ja eine hübsche Urlaubslandschaft, für die manche Verrückte Tausende von Francs bezahlen würden, nur um hier für ein paar Tage in der Sonne liegen und den weißen Sand mit Abfällen garnieren zu können, aber es bringt mich nicht weiter.«
    Vorsichtshalber prüfte er die Felsen auf Wasserspuren. Das fehlte ihm noch, daß gleich die Flut kam und hier alles überspülte… aber der Schöpfer dieser Traumwelt hatte an Gezeiten offenbar
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