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0516 - Im Netz der Mörderspinne

0516 - Im Netz der Mörderspinne

Titel: 0516 - Im Netz der Mörderspinne
Autoren: Werner Kurt Giesa
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er sich um das Schicksal des Ewigen keine Gedanken mehr machen brauchte. Leclerc hatte die Dreistigkeit besessen, zurückzukehren. Wie er das geschafft hatte, konnte Zamorra sich nicht vorstellen. Aber er wußte, daß er jetzt verloren hatte. Die Soldaten kannten ihren Capitaine und vertrauten ihm; ein Wink von ihm, und Zamorra wurde von Gewehrkugeln durchsiebt. Er hatte nicht einmal die Chance, Leclerc verbal anzugreifen und ihm umgekehrt den Vorwurf der Agententätigkeit für eine fremde Macht zu machen, um ihn damit wenigstens vorübergehend in Mißkredit zu bringen. Er war sicher, daß Leclerc ihn sofort erschießen lassen würde, sobald er auch nur eine Andeutung in diese Richtung machte.
    Die Männer standen frei und ohne jegliche Deckung auf dem Gelände. Schlief der Feind?
    Zwei französische Soldaten packten Zamorra und zerrten ihn zur nächsten Leiter, zwangen ihn, hinaufzusteigen. Er sah einen Fotografen, der seine vorsintflutliche Apparatur aufgebaut hatte und offensichtlich ein Bild machen wollte. Für den Mann selbst war seine Plattenkamera mit handgezündetem Magnesiumsblitz natürlich der letzte Schrei der Technik.
    »Sie haben Pech, Monsieur Anonyme«, sagte Leclerc. »Falls Sie darauf hoffen, daß Ihre Freunde«, er deutete mit dem Daumen über die Schulter zur deutschen Front, »Ihnen mit einem verheerenden Trommelfeuer helfen wie in der letzten Nacht, irren Sie sich. Die Pickelhauben ziehen sich zurück.«
    Es mußte ein Trick sein. In diesem furchtbaren und blutigen Stellungskrieg war es immer wieder auf beiden Seiten vor und zurück gegangen. Daß die vom deutschen Kronprinzen Wilhelm selbst befehligte Armee sich zurückzog, konnte nur bedeuten, daß der Prinz und General Falkenhayn einen neuen Schachzug beabsichtigten. Leclerc konnte das alles nur recht sein. Er profitierte im Grunde von jeder Kampfhandlung. Je mehr die größten Armeen der Welt ausbluteten, desto leichter mochte es ihm später fallen, die Länder in seine Gewalt zu bringen.
    Aber schlußendlich mußte er doch gescheitert sein, denn in den Geschichtsbüchern stand nichts von einer Machtübernahme des Capitaine Leclerc. Nur nützte das Zamorra hier und jetzt recht wenig.
    Noch hatte man ihm den Blaster und das Amulett nicht abgenommen. Er trug die Waffe weiter unter der Uniformjacke. Darauf achtete niemand, weil es üblich war, die Dienstpistole im Lederfutteral am Koppel zu tragen. Demnach war der »belgische Sergeant« nicht bewaffnet.
    Vielleicht konnte er daraus noch einmal Kapital schlagen; nicht aber angesichts eines Dutzend schußbereiter Gewehre. Bei der ersten verdächtigen Bewegung würde es krachen.
    »Schafft die Frau her«, sagte Leclerc.
    »Sie ist noch bewußtlos«, sagte Zamorra.
    »Das stört mich nicht«, erwiderte der Ewige. »Dann merkt sie wenigstens nichts von ihrer Erschießung. Es steht mittlerweile fest, daß Sie beide Spione sind. Weitere Anhörungen ersparen wir uns. Sie werden beide unverzüglich füsiliert.«
    Zamorra hoffte, daß Leclerc nahe genug heran kommen würde. Aber der Ewige war vorsichtig geworden und tat ihm den Gefallen nicht. Er würde seelenruhig abwarten, bis die Hinrichtung vorüber war, und dann still und heimlich seinen Dhyarra-Kristall wieder an sich nehmen, dazu den Blaster und vielleicht auch das Amulett.
    Nicole wurde herangeschafft. Sie hing in den Armen zweier Soldaten.
    »Bindet sie an den Pfahl dort drüben«, befahl Leclerc.
    Einen Moment lang waren die Männer abgelenkt, als man Nicole den Feldmantel abnahm und sie nur noch das zerrissene Minikleid trug. Diesen Augenblick wollte Zamorra nutzen - als der Magnesiumblitz des Fotografen aufzuckte und ihn blendete. Im nächsten Moment war die Chance schon vertan.
    »Ihn auch«, befahl Leclerc und meinte den geblendeten Zamorra. Die beiden Pfähle mußten bereits vorher in den Boden gerammt worden sein, und er hatte nichts davon mitbekommen, weil er in den Schützengräben unterwegs gewesen war und der Arbeitslärm zur Routine gehörte. Man führte ihn hinüber und band ihn am Pfahl fest. »Uniformjacke und -bluse ausziehen«, hatte Leclerc vorher noch befohlen. »Wir wollen doch sparsam sein und die guten Stücke nicht in Fetzen schießen lassen!«
    Dabei war der Blaster zu Boden gepoltert. Ein Soldat hob die Waffe auf und wollte Zamorra auch das Amulett vom Hals reißen, aber ein Befehl des Capitaine rief ihn zurück. In Zamorras Hosentasche steckte immer noch der kleine Dhyarra-Kristall des Ewigen.
    Allmählich kehrte
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