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0516 - Im Netz der Mörderspinne

0516 - Im Netz der Mörderspinne

Titel: 0516 - Im Netz der Mörderspinne
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Soldaten bekannt war. Der Schacht führte schräg abwärts in einen etwa sechs Meter durchmessenden Raum zwei Mannslängen unter der Erdoberfläche. Hier hatte die »Hornisse« geparkt. Die Wände waren unbeschädigt, also mußte er mit dem Ding einfach durch das Erdreich geflogen sein, ohne es zu berühren. Inzwischen nahm Zamorra auch an, daß er irgendwann einmal zur Erde zurückgekehrt sein mußte. Sie hatten sich über Ted Ewigks unterirdisches Arsenal unterhalten, und dort hatte Zamorra tatsächlich »Hornissen« gesehen - aber von den dort gelagerten Flugkörpern fehlte keiner. Es war kein Platz für ein 1916 verschwundenes Gerät. Also mußte es ins Arsenal zurückgebracht worden sein.
    Vielleicht gab es irgendwann einmal die Möglichkeit, herauszufinden, was aus Leclerc geworden war.
    Im Moment konnte dieser unterirdische Raum als Versteck dienen. Zamorra mußte es nur schaffen, Nicole dorthin zu bringen. Aber er konnte sie sich nicht einfach über die Schulter legen und bis zur Geheimtür tragen. Das fiel zu sehr auf. Und dann mußte er sich auch noch eine glaubwürdige Geschichte ausdenken, um sie »offiziell« aus dem Gefängnisverschlag herausführen zu können.
    Aber man kam ihm zuvor…
    ***
    Es dauerte Stunden, bis der Gnom wieder aus seiner tiefen Bewußtlosigkeit erwachte. Er wäre tatsächlich zusammen mit der Spinne gestorben, wenn Don Cristofero nicht gewesen wäre. Ahnungslos hatten sie sich beide ergänzt; der Zauber des Gnoms hatte die Reaktionen der Spinne bereits so weit verlangsamt, daß Cristofero eine Chance bekommen hatte, sie abzustechen, und ihr dadurch vorzeitig erfolgter Tod unterbrach den wirkenden Zauber, ehe auch der Namenlose sterben konnte. Aber die ganze Aktion hatte ihn sehr geschwächt.
    Derweil schwang der Arzt sein Skalpell und schnitt und schabte dem Comte und seiner emanzipierten Tochter die Reste der Spinnennetzfäden von der Haut, desinfizierte kleine Wunden und kämpfte gegen seine Müdigkeit an. Der Comte grübelte, wie die Überreste der Spinne sowie der hausumwölbende Kokon am einfachsten zu beseitigen seien; weder wollte er auf den natürlichen Zerfall mit all seinen »anrüchigen« Nebeneffekten warten, zumal das Verwesungs- und Verschimmelungstempo sich mit dem Spinnentod wieder normalisiert hatte, noch fand er Don Cristoferos Vorschlag, brennbare Flüssigkeit darüberzukippen und alles in Brand zu setzen, diskussionswürdig. Cristofero war es egal. Ihn zog es zur Front, wo der Arzt Zamorra und Nicole gesehen haben mußte.
    Er bat den Arzt, ihn dorthinzubringen. Auf die Hilfe des Comte, der ihm zähneknirschend gern den Rolls-Royce samt Fahrer Jacques dafür zur Verfügung gestellt hätte, verzichtete er dankend. Er hatte den Comte zwar gerettet, aber Cristofero mochte sich von einem Mann, der so abschätzig und verächtlich von dem Gnom sprach, nicht helfen lassen. Wenn jemand dem Namenlosen gegenüber arrogant sein durfte, dann war das Don Cristofero selbst - und in diesem Fall verstand der Gnom auch sehr wohl, wie es in Wirklichkeit gemeint war.
    Jacques war ob Cristoferos Verzicht nahe daran, ihm auf den Knien dafür zu danken. Er legte nicht den geringsten Wert darauf, sich in Frontnähe zu begeben. Ihm war der Stellungskrieg ohnehin viel zu nahe am Haus.
    Es war längst heller Tag, als der Gnom endlich wieder so weit bei Sinnen war, daß sie losfahren konnten. Zuvor hatte d’Arcois noch ein opulentes Frühmal auftischen lassen. Das war aber auch schon alles, was Cristofero noch akzeptieren wollte. Selbst auf den Cognac verzichtete er, und das' hieß bei ihm schon eine Menge. Er übte sich selbst in allen Untugenden des Adels seiner Zeit, aber er hatte sich - offensichtlich ganz im Gegensatz zum Comte d’Arcois -einen rudimentären Sinn für Realitäten bewahrt. Der Comte hatte sich eine Welt zurechtgezimmert, in der alles und jeder nur für ihn dazusein und sich nach seinen Maßstäben messen zu lassen hatte. Diese Einstellung würde er vermutlich auch mit ins Grab nehmen. Er gehörte zu den Unverbesserlichen.
    Der schon etwas klapprige Wagen des Arztes holperte der Frontlinie entgegen. Don Cristofero fieberte dem Wiedersehen mit dem Professor und seiner Gefährtin entgegen.
    Er ahnte nicht, was ihn wirklich erwartete.
    ***
    »Das ist der Mann!« sagte Capitaine Leclerc. »Festnehmen, sofort!«
    Zamorra fuhr herum. Aber er hatte keine Chance. Vom oberen Rand des Schützengrabens war ein gutes Dutzend Karabiner auf Zamorra gerichtet. Nun wußte er, daß
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