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0516 - Im Netz der Mörderspinne

0516 - Im Netz der Mörderspinne

Titel: 0516 - Im Netz der Mörderspinne
Autoren: Werner Kurt Giesa
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menschliche Waffe noch etwas anhaben konnte.
    Ein knatterndes Ungetüm riß den Gnom vorübergehend aus seinen Gedanken; mit einem pferdelosen Wagen, Automobil, wie die Zukunftsmenschen es nannten, kam der Mann, den der Comte d’Arcois mit dem sprechenden Draht angefordert hatte; der Arzt war da. Der Anblick des Gnoms erschreckte ihn.
    »Macht Euch um mich keine Gedanken, der Comte oder Don Cristofero werden Euch das Nötige erklären«, sprudelte der Gnom hervor. »Der Comte und seine Tochter sind verletzt. Ihr müßt da hinein, Herr!«
    Der Kokon erschrak den Arzt noch viel mehr. Er schüttelte sich, als er das nur noch schattenhaft zu sehende, rasende Ungeheuer erblickte. »Da hinein? Bei Gott - was ist das ? Die Manifestation eines Alptraums?«
    »Herr, geht hinein«, sagte der Gnom. »Und verweilt nicht zu lange holt die Menschen nach draußen. Rasch, ehe es zu spät ist.«
    »Ich träume wirklich«, murmelte der Arzt. »Es ist ungeheuerlich. Wer bist du, schwarze Kreatur?«
    »Fragt später - helft jetzt!« forderte der Gnom. »Und seid schnell! Schneller als das da!« Er deutete auf den eilenden, ungeheuerlichen Schatten.
    Er lief auf das Haus zu, als die Riesenspinne wieder hinter einer Hausecke verschwand, und hieb mit dem langen Küchenmesser, das er sich vor dem Verlassen des Hauses besorgt hatte, auf den Kokon ein, schnitt rasch ein großes Stück heraus. Zu zerreißen waren die Fäden nicht mehr.
    »Schnell!« stieß er hervor.
    Der Arzt überwand sich und eilte durch die Lücke. Im nächsten Moment war die Spinne bereits wieder da, und diesmal war sie so schnell, daß sie den Gnom fast erwischt hätte. Als sie dann begann, das Loch unverdrossen ein weiteres Mal zu verschließen, begriff der Namenlose, daß es inzwischen fast unmöglich geworden war, die Menschen zu befreien.
    Sie hatten kaum eine Chance, rasch genug ins Freie zu kommen.
    Und die Spinne wurde noch schneller.
    Der Gnom konnte sich ausrechnen, wann sie unsichtbar werden würde…
    ***
    Mittlerweile war es auch den Menschen im Innern des Hauses aufgefallen, daß sich ihre Lage unversehens immer mehr zuspitzte. Selbst Don Cristofero benahm sich plötzlich relativ normal. »Man sieht schon nicht mehr hindurch«, stellte er fest. »Dieses gottlose Insekt spinnt die Öffnung fast schneller zu, als man sie wieder aufschneiden kann.«
    »Spinnen gehören nicht zu den Insekten«, korrigierte der Arzt müde. »Was wird hier überhaupt gespielt? Warum tragen Sie so merkwürdige Kleidung, Monsieur? Wer ist dieser schwarze Krüppel da draußen? Was ist das für ein ungeheuerliches Wesen, diese Riesenspinne? Warum bin ich Narr überhaupt hier hineingegangen? Der Schwarze muß mich hypnotisiert haben, anders ist es nicht möglich.«
    »Hypnotisiert?« fragte d’Arcois. »Was ist das?«
    Der Arzt winkte ab. »Sie sehen schrecklich aus, Comte. Um Sie zu versorgen, brauche ich Zeit, aber ich fürchte, die haben wir nicht mehr. Rufen Sie Ihre Tochter, Ihr Personal zusammen. Wir müssen sehr schnell hier raus. Schneller, als die Spinne uns fangen kann. Ich halte es immer noch für einen Alptraum. Wenn da nicht noch diese beiden seltsamen Fremden gewesen wären…«
    Da spitzte Don Cristofero die Ohren. »Fremde Wo? Kennt Ihr ihre Namen?«
    »An der Front, in den Schützengräben«, sagte der Arzt, dem es immer noch nicht recht gefiel, daß d’Arcois ihn herzitiert hatte. Aber es war nicht gut, einem Befehl dieses Mannes nicht zu folgen. Böse Zungen munkelten zwar, er sei bankrott, aber er besaß immer noch genug wirtschaftliche, gesellschaftliche und politische Macht, jemanden zu vernichten - selbst einen Arzt. Deshalb hatte er schließlich doch sein freiwilliges Engagement in den Schützengräben unterbrochen und war hierher gefahren.
    »Ein Mann und eine Frau«, sagte er. »Sie tauchten plötzlich aus dem Nichts auf, niemand weiß, woher sie kamen. Der Mann war nackt, ünd die Frau trug… na ja, nicht gerade viel, glaube ich. So eine Art kurzes Nachthemd.«
    »Wo sind sie jetzt?«
    »Was weiß ich? Da müssen Sie Capitaine Leclerc fragen.«
    »Das müssen sie sein«, murmelte Cristofero. »Ich muß zu ihnen. Der Montagne und seine Mätresse. Auf, meine Freunde. Wir brechen aus. Und dann zeigt mir den Weg, Medicus.«
    Der tippte sich an die Stirn. »Wohl ein bißchen durcheinander, wie?« fragte er.
    Im nächsten Moment saß ihm Cristoferos Degenspitze vor der Brust. »Kerl, werdet nicht frech, oder ich kitzele Euch die Höflichkeit in Euren Bauch. Nun
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