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0516 - Im Netz der Mörderspinne

0516 - Im Netz der Mörderspinne

Titel: 0516 - Im Netz der Mörderspinne
Autoren: Werner Kurt Giesa
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aber los, wir müssen entfliehen, ehe der Kokon so dick wird, daß niemand ihn mehr zerschneiden kann! Äh, Comte, mein Freund, seid doch so gut und sagt Eurem Diener, er möge alle Cognacflaschen, die er tragen kann mitbringen.«
    »Säufer!« entfuhr es d’Arcois prompt. Im nächsten Moment wurde er blaß, weil er Cristoferos Degenspitze schon an seinem Hals sitzen sah. Aber der Zeitreisende lachte nur. »Cognac brennt«, sagte er. »Vielleicht können wir damit den Kokon und die Spinne zugleich in Brand setzen!«
    D’Arcois wurde noch blasser. »Aber -dann verbrennt doch das ganze Haus mit!«
    Don Cristofero zuckte mit den Schultern. »Das, mein Bester, ist doch nicht mein Problem, sondern höchstens das Eure. Aber wenn die Spinne weiterlebt und Euch frißt, werdet Ihr von Eurem Haus auch nicht mehr viel haben.«
    Was absolut nicht von der Hand zu weisen war.
    ***
    Der Gnom schnitt einen Zweig von einem der Sträucher. Mit diesem Zweig begann er ein großes Netz in den lockeren Kies zu zeichnen. Während er sich bemühte, so leicht und vorsichtig aufzutreten, daß seine Fußabdrücke flach blieben und die Zeichnung nicht beeinträchtigten, überlegte er, welcher Zauberspruch wohl am besten zu seinem Vorhaben paßte. Rings um das stilisierte Spinnennetz zeichnete er magische Symbole.
    Bald merkte er, daß seine Konzentrationsfähigkeit nachließ. Er war müde, seine Bewegungen wurden langsam. Etwas schmerzte ihn plötzlich. Die durch den Lebensenergie-Transfer des Waldgottes Esus längst verheilte Hüftwunde war doch nicht etwa wieder aufgebrochen? Der Gnom hielt inne, tastete nach der Stelle. Seine Gewandung war an der Stelle zerfetzt. Der Gnom verrenkte sich fast, um die schmerzende Stelle sehen zu können. Jetzt entdeckte er die beiden winzigen, dicht nebeneinander liegenden Bißmale, die ihm bisher nicht aufgefallen waren.
    Ein Spinnenbiß…?
    Das mochte die Erklärung sein. Wenn sein Verdacht stimmte, daß er es gewesen war, der die Spinne aus keltischer Vergangenheit mit sich in diese Zeit geholt hatte, so mußte sie ihn vorher gebissen haben. Vielleicht war sie ihm im Wald in die Kleidung geraten und hatte irgendwann in Panik zugepackt. Und da mußte etwas Seltsames geschehen sein. Vielleicht war ein Teil der Energie, die Esus dem Namenlosen gewährt hatte, durch den Biß auch auf die Spinne übergegangen. Für die aber war das zuviel, und so war ihre gesamte Existenz verändert worden. Sie wuchs ins Gigantische, und ihr Zeitverhalten beschleunigte sich… aber durch den Biß gab es auch die Verbindung zum Gnom. Und so, wie die Spinne jetzt immer schneller wurde, verlangsamten sich Reaktionen und Lebensvorgänge des Schwarzhäutigen…
    Jetzt wußte er, daß er die Spinne vernichten konnte, und es würde nicht einmal schwer sein. Viel leichter, als er ursprünglich angenommen hatte.
    Aber er würde selbst dabei sterben.
    Doch was galt das Leben eines Einzelnen gegen das Leben von vielen? Und irgendwie würden Don Cristofero und die Zukunftsmenschen schon mit dieser Epoche zurechtkommen, die nicht die ihre war.
    Der Gnom setzte seine Vorbereitungen fort. Die Spinne war jetzt so schnell, daß man sie kaum noch sehen konnte.
    ***
    Don Cristofero schwang den Degen und schnitt wieder eine Haustüröffnung in den Kokon, der immer dichter wurde. »Lauft!« forderte er Anette d’Arcois auf. »So schnell Ihr könnt.«
    Sie trug immer noch ihr zerfetztes Hemd und Klebefäden des Netzes. Aber sie hielt einen Mantel in der Hand, den sie jetzt nur nicht überstreifte, damit der Arzt sie behandeln und die Reste des Spinnennetzes beseitigen konnte. Sicher, draußen war es dunkel, aber dieser seltsame Fremde hatte recht: Niemand wußte, was drinnen im Haus mit ihnen geschehen würde, wenn die Spinne erst einmal mit ihrem Kokon fertig war. Vielleicht kam sie dann herein und fiel über ihre Opfer her, die dann nicht mehr entfliehen konnten…
    Außerdem hatten sie draußen das Gefühl der Freiheit, drinnen dagegen die Furcht des Eingesperrtseins.
    Der seltsame Dicke keuchte. »Es schneidet sich schwer«, stellte er fest. »Es wird immer dicker. Es kommt der Moment, wo es niemand mehr durchbrechen kann. Nun lauft doch schon!«
    Da begann Anette zu rennen.
    Sie schaffte es gerade noch. Der Comte stieß Cristofero an. »Jetzt Sie, dann ich und schließlich das Personal!« befahl er und gab dem Don einen Stoß.
    Don Cristofero stürzte der Spinne direkt in die Fänge.
    ***
    Als das Mädchen gerade aus dem Haus stürmte,
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