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0516 - Im Netz der Mörderspinne

0516 - Im Netz der Mörderspinne

Titel: 0516 - Im Netz der Mörderspinne
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Capitaine den Unterstand hastig verlassen hatte, um irgendwo zu verschwinden - wie auch immer, der Ärger war vorhersehbar.
    Aber mit einer bewußtlosen Nicole konnte Zamorra auch nicht fliehen. Nicht im Frontgebiet, nicht auf dem Schlachtfeld, und erst recht nicht in der Morgendämmerung, wo zwar kaum jemand von den anderen etwas richtig erkennen konnte - Zamorra aber ebenfalls nicht…
    »Hast du sie jetzt genug bewundert, Belgier?« knurrte der Wächter.
    Zamorra erhob sich und verließ den kleinen Verschlag wieder. Der Franzose verschloß die provisorische Tür und lehnte sich mit dem Rücken dagegen.
    »Zufrieden, Franzose?« fragte Zamorra finster.
    »Was wolltest du eigentlich von ihr, Belgier?«
    »Mich vergewissern, daß sie nicht fliehen kann. Denn du Nachtwächter läßt ja jeden ungeprüft in das Loch hinein. Hoffentlich nicht auch den Kerl, der mit ihr erwischt worden ist, Kamerad.« Zamorra grinste dreist.
    Der Soldat musterte seine Uniform. »Für einen einfachen Soldaten bist du ziemlich frech«, sagte er, auf Zamorras Schultern und Ärmel starrend, die keine Rangabzeichen trugen.
    Zamorra setzte noch eins drauf. »Es gibt Männer«, sagte er, »die brauchen diese Verzierungen nicht unbedingt, weil eigentlich auch der dümmste Soldat erkennen sollte, mit wem er es zu tun hat.«
    Mit dieser doppeldeutigen Bemerkung ließ er den Mann einfach stehen. Verwirrt sah der Franzose ihm nach.
    Zamorra aber wußte, daß er sich jetzt ziemlich schnell etwas einfallen lassen mußte.
    Sie mußten irgendwie verschwinden. Alles andere war tödlich ungesund.
    ***
    Der Gnom erschrak, als er sah, wie weit die Spinne gekommen war. Er mußte die Öffnung im Netz, die vorhin noch die Haustür freigelassen hatte, schon wieder neu schneiden. Die dabei zwangsläufig entstehenden Vibrationen ließen die Spinne unverzüglich herbeieilen. Der Gnom floh nach draußen, ehe das ungeheuerliche Wesen ihn erreichte.
    Es war noch größer geworden. Mittlerweile besaß es die Masse eines Pferdes. Die Verletzungen, die Cristofero der Spinne beigebracht hatte, waren verheilt, die abgeschnittenen Kieferzangen nachgewachsen. Und die Spinne bewegte sich mit einer Geschwindigkeit, wie der Gnom sie noch bei keinem anderen lebenden Wesen gesehen hatte - Mücken ausgenommen.
    Aus sicherer Entfernung beobachtete er die Spinne, wie sie das eben freigeschnittene Loch wieder schloß. Der Kokon wurde immer dichter. Der Gnom fühlte wieder die seltsame Verbundenheit mit der Spinne. Er war jetzt sicher, daß er sie mit in diese Zeit gebracht hatte, aber er fühlte auch, daß sie sich darin schneller bewegte.
    Ihr eigener Zeitablauf war beschleunigt, und schien immer schneller zu werden. Daher die rasche Heilung, daher das unglaubliche Tempo ihrer Bewegungen. Irgendwann würde sie so schnell sein, daß sie aus dieser Welt verschwand. Und mit ihr vermutlich alles, was sich innerhalb des Netzes befand. Es war kein Netz mehr, es war ein Kokon geworden. Das ganze Haus mit allem, was sich darin befand, war jetzt ihre Beute.
    Und es war im wahrsten Sinne des Wortes nur noch eine Frage der Zeit, bis sie mit ihrem Werk fertig war, so schnell, daß sie selbst die Nullzeit überholte. Was dann genau geschah, konnte niemand Voraussagen. Aber es würde mit Sicherheit die Struktur der Zeit erschüttern und Spinne und Kokon samt Beute in eine andere Daseinsebene versetzen -oder sie vernichten, weil sie und der von ihr geschaffene Kokon für das Universum zu schnell geworden waren.
    Der Gnom überlegte, was er tun konnte, um das zu verhindern. Es ging nur mit Magie, und er mußte dabei die Verbindung benutzen, die es zwischen ihm und der Spinne gab, diese unsichtbare Nabelschnur, die entstanden war, als die Zeitversetzung stattgefunden hatte und die Spinne bereits schneller als der normale Zeitablauf gewesen war, um noch vor dem Gnom und den anderen diesen Ort zwischen den Jahren 1673 und 1993 zu erreichen.
    Aber er ahnte, daß diese unsichtbare Nabelschnur ihn mit in den Untergang reißen würde. Wenn er die Spinne vernichtete, vernichtete er auch sich selbst. Und wer sollte dann seinen Herrn in seine richtige Zeit zurückbringen?
    Aber wenn er nichts tat, war der Gebieter ebenfalls verloren, und mit ihm alle anderen Menschen, die sich im Haus befanden und eingesponnen wurden. Mit normalen Waffen war die Spinne längst nicht mehr zu töten. Abgesehen von ihrer enormen Heilungsgeschwindigkeit war sie auch in ihren Bewegungen viel zu schnell geworden, als daß ihr eine
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