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0516 - Im Netz der Mörderspinne

0516 - Im Netz der Mörderspinne

Titel: 0516 - Im Netz der Mörderspinne
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Verbindung zwischen ihnen?
    Er stutzte. Hatte er nicht eben noch selbst das Gefühl gehabt, sie gehörten beide, Spinne und Gnom, nicht in diese Zeit? Und vorhin, bei seinem Auftauchen im Wald, da war ihm doch so gewesen, als sei etwas ihm vorausgeeilt.
    »Wenn’s nicht gar so unglaublich klänge, möchte ich behaupten, ich hätte die Spinne aus der Keltenzeit mitgebracht - und sie sei um ein halbes oder ganzes Stündlein vor mir hier angekommen… vielleicht, weil sie kleiner war und deshalb schneller durch die Jahrhunderte gleiten konnte…«
    Aber warum war diese Spinne dann jetzt so unheimlich groß? Er selbst hatte doch seine Gestalt nicht verändert und Don Cristofero auch nicht!
    Um dieses Geheimnis zu ergründen, würde er Zeit brauchen. Aber die hatte er sicher nicht. Die Spinne war nicht tödlich verletzt, aber die Menschen würden sie jagen und schließlich doch töten. Niemand konnte erwarten, daß sie tatenlos zuschauten, wie ein ganzes Haus unter dem Gewebe eingesponnen wurde, nur damit der Gnom Zeit fand, dem Rätsel auf den Grund zu gehen.
    Die Spinne hatte sich fluchtartig zurückgezogen. Aber sie würde ihr Werk schon bald wieder aufnehmen. Don Cristofero und die schöne junge Frau verschwanden im Haus, und alsbald tauchte der Don auf dem Balkon auf, um sich des älteren Mannes anzunehmen. Der Gnom beeilte sich, zum Haus zu gelangen und Einlaß zu erhalten, ehe die Spinne wieder auftauchte und mit ihrem neuerlichen Weben begann.
    Als der Gnom die Tür erreichte, sah er im Mondlicht auf dem Boden etwas von der gelben Blutmasse der Spinne. Der zähe, stinkende Brei war eingetrocknet, geschrumpft und gerissen - und von einer dicken Schicht Schimmelpilze übersät.
    Der Gnom verstand mehr von Zaubersprüchen als von biologischen Vorgängen. Aber eines war ihm klar: Es gab auf der ganzen Welt keinen Stoff, der dermaßen schnell verschimmeln konnte. Selbst in der feuchtesten und wärmsten Gegend nicht.
    Hier aber konnte er förmlich Zusehen, wie die Schimmelpilze wuchsen…
    ***
    Zamorra tauchte in die Deckung eines Schützengrabens. In der Hektik achtete niemand darauf, daß er ein Fremder war.
    Die Soldaten hatten genug mit sich selbst zu tun. Sie taten das Vernünftigste, was sie machen konnten: die Köpfe unten halten, bis der Beschuß wieder vorbei war. Nur hin und wieder spähte einer über die Erdkante, um zu prüfen, ob unter dem Schutz des Trommelfeuers etwa Infanterie vorrückte. Einhellig war man der Meinung, der Feind sei nun endgültig verrückt geworden, weil um diese Stunde noch nie ein Angriff erfolgt war. Das Aufblitzen am Himmel schrieb man ebenfalls der anderen Seite zu. Zamorra hatte den Blaster schleunigst wieder verschwinden lassen, ehe jemand sich über die ungewöhnliche Waffe wundern konnte. Er mußte jetzt erst einmal Nicole finden und dann mit ihr so schnell wie möglich verschwinden. Wohin mochte man sie gebracht haben?
    Sicher hielt man sie nicht sehr weit entfernt gefangen. Aber es würde Schwierigkeiten geben. Da waren drei bewußtlose Männer, da war ein verschwundener Capitaine, und da war er, der Gefangene. Selbst wenn ihn nicht sofort jemand erkannte, würden sie doch wissen, daß der Fremde in eine belgische Uniform gesteckt worden war, und bald Verdacht schöpfen.
    Er brauchte erst gar nicht zu versuchen, sich wie bei den Kelten mit einer tibetischen Konzentrationstechnik für die Soldaten nicht wahrnehmbar zu machen. In der Enge der Schützengräben waren Berührungen unvermeidlich, und außerdem fehlte ihm momentan die Ruhe und Konzentrationsfähigkeit für diesen uralten, kleinen Trick, den er in jahrelangem Training erlernt hatte.
    Was er jetzt brauchte, war eine Menge Glück. Aber es sah nicht danach aus, als wäre es ihm derzeit besonders hold.
    Gleich zwei Splittergranaten durchschlugen die Abdeckung des »Verhörraums« und verwandelten ihn in ein heilloses tödliches Chaos. Er hörte Schreie und den Ruf nach Sanitätern.
    Und plötzlich hörte der Beschuß wieder auf. So plötzlich, wie er eingesetzt hatte.
    Für diese Stunde hatte der Sensenmann sich ausgetobt.
    ***
    »Ich danke Ihnen, Monsieur«, sagte der ziemlich zerrupft aussehende Comte, nachdem Don Cristofero ihn aus dem Netz geschnitten hatte. Inzwischen war auch endlich das Personal erwacht und zeigte sich eher müde als beflissen. Über den seltsamen Aufzug des hilfreichen Retters wunderte man sich, noch mehr aber über den schwarzhäutigen Gnom in seiner bunten Kleidung, der plötzlich
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