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0508 - Sparks hetzt den Werwolf

0508 - Sparks hetzt den Werwolf

Titel: 0508 - Sparks hetzt den Werwolf
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Sie könnten mir ein paar Tips geben. Zum Beispiel, wie ich schneller an das Biest herankomme als die Polizei, wie ich mich absichern kann, und so weiter. Sie sind mir empfohlen worden.«
    »Von wem?«
    »Vom Earl of Pembroke, den zu interviewen ich kürzlich das Vergnügen hatte.«
    »Der Earl, so so«, murmelte Sparks. »Der Mann mit dem Gespenster-Asyl. Und Sie haben ihm seine Geschichte abgekauft?«
    Ellington grinste. »Ich mußte es wohl oder übel, nachdem die Gespenster sich recht nachdrücklich mit meiner Fotoausrüstung beschäftigt hatten. Resultat: Das Gespenster-Asyl wird in meiner Reportage zwangsläufig als Spleen eines alten Adligen hingestellt. Die Wahrheit würden mir die Leser ja doch nicht glauben, und mein Chefredakteur erst recht nicht.«
    So waren sie ins Gespräch gekommen. Woher Ellington nun den Tip hatte, daß sich ein Werwolf in London herumtreiben sollte, verriet er nicht. Bald unterhielten sie sich über die Philharmoniker und deren Konzerte, dann kamen sie auf Schach zu sprechen, und schließlich hatte Sparks sein handgeschnitztes Spiel aus dem Hotelzimmer geholt und in einem stillen Winkel der Bar aufgebaut.
    Christopher Sparks, Geisterjäger Ihrer Majestät der Königin von England, in Ausübung seines Berufes überall in der Welt unterwegs und als Spesenritter erfolgreicher als beim Einfangen diverser Gespenster, gönnte sich den Luxus, für ein paar Tage im »Crown Imperial« zu logieren. Er brauchte die horrende Summe, die seine Suite kostete, schließlich nicht selbst zu bezahlen. Lady Hedgehog, deren Alter mal Leibesumfang in etwa ihren Millionen auf dem Konto entsprach, wie Sparks überschlägig berechnet hatte, zeigte sich in Spendierlaune. Immerhin hatte er sie vom ruhelosen Geist ihres vor fünfzehn Jahren verstorbenen Gemahls befreit. Besagter Geist fristete nunmehr im Gespenster-Asyl des Earl of Pembroke sein weiteres Dasein; es mochte sein, daß der Earl gerade deshalb dem Reporter den Tip gegeben hatte, er möge sich doch mit Sparks zusammentun.
    In früheren Zeiten hatte der Geisterjäger seine Profession gemeinsam mit seinem Freund und Untergebenen, Commander Othmarsen, ausgeübt. Der aber hatte sich aus dem aktiven Dienst zurückgezogen. Seine Lebensgefährtin wollte nicht, daß er sich weiterhin in Gefahr begab. Sparks dachte gern an vergangene Zeiten und gemeinsam bestandene Abenteuer zurück, aber er war seinem Ex-Partner wegen des Abschieds nicht gram. Es war jetzt eben eine andere Zeit.
    Er genoß seinen Hennessey und überlegte, ob er Figuren und Brett nicht allmählich wieder abräumen sollte. Aber er war hier, um ein wenig zu faulenzen, nicht, um auch nur irgend etwas zu überstürzen, sei es wichtig oder unwichtig. Er überlegte, womit er den Rest des Tages und des Abend zubringen sollte. An die Londoner Philharmoniker dachte er keine Sekunde lang. Er hatte ohnehin nicht vorgehabt, die Eintrittskarte zu gewinnen, weil er ein solches Konzert lieber in Gesellschaft genoß. Er war froh, daß er die Karte hatte zurückgeben können. Es hatte ihm nur einfach Vergnügen bereitet zu spielen, und wenn Ellington ihm den Einsatz aufgedrängt hatte - nun, das war dessen Problem.
    Sparks schüttelte den Kopf. Da schickte die Times einen Reporter los, um einen Bildbericht über ein Spukschloß in der englischen Grafschaft Dorset zu machen? Und dann wollte dieser Reporter aus eigenem Antrieb auch noch einem Werwolf nachspüren?
    Der Geisterjäger war nicht ganz sicher, was er davon halten sollte.
    Gerade wollte er sich Vorbeugen, um die Schachfiguren nun doch ganz allmählich wieder zusammenzupacken, als sich jemand ihm gegenüber im Sessel niederließ.
    »Sie räumen schon ab, Sir? Das ist aber schade«, sagte die Frau und lächelte Sparks mit den schwärzesten Augen an, die er jemals in seinem Leben gesehen hatte.
    ***
    Es war Faszination vom ersten Moment an. Sparks sah die Augen dieser Frau, sah ihr Gesicht, ihre Gestalt, und ließ sich wieder von ihren Augen gefangennehmen. Da gab es kein noch so schwach erkennbares Iris-Muster. Nur durchgehendes Schwarz der Pupillen. Knopfaugen, dachte er unwillkürlich. Der irrationale Wunsch, diese Augen aus Zentimeterabstand bewundern zu können, das Gesicht zu streicheln, den schlanken Körper unter seinen Händen zu spüren, explodierte förmlich in ihm. Plötzlich wurde ihm bewußt, wie unhöflich es war, daß er die Frau so anstarrte. »Entschuldigen Sie«, bat er leise und versuchte sich dann in einen Hauch von Ironie zu
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