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0508 - Sparks hetzt den Werwolf

0508 - Sparks hetzt den Werwolf

Titel: 0508 - Sparks hetzt den Werwolf
Autoren: Werner Kurt Giesa
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fängt an«, sagte Gay und zog den Königsbauern vor.
    ***
    Miles O’Brian hielt nicht viel von der Regenbogenpresse, sondern schulte seinen Geist an Zeitschriften mit Niveau. Sein Assistent Bramley dagegen pflegte sich jeden Tag den Daily Mirror zu Gemüte zu führen, und auch die Sun gehörte zu seiner Lektüre. Daß er dadurch schlauer geworden wäre, hatte O’Brian in den letzten drei Jahren allerdings nicht feststellen können.
    Der Mirror lag mal wieder auf Bramleys Schreibtisch. Scotland Yard tappt im dunkeln. Hat der Werwolf von London wieder zugeschlagen?
    »Was ist denn das für ein blühender Unsinn?« entfuhr es O’Brian. Widerwillig griff er nach dem Revolverblatt und las den zum Aufmacher gehörenden Text. »Woher wissen diese Zeilenschmierer denn von dem Vorfall?« knurrte er, weil er sich nicht erinnern konnte, in der Nacht einen Klatschreporter entdeckt zu haben, und die Brüder vom Mirror kannte er dank langjähriger Berufspraxis schließlich alle. Trotzdem wurde der Polizei vorgeworfen, bei der Mordserie im dunkeln zu tappen und sich hinter halbherzigen Ausflüchten zu verschanzen, während man in der Bevölkerung Londons von einem Werwolf munkelte, der sich alle paar Nächte sein Opfer hole…
    »Werwolf? Mordserie? Die haben doch einen an der Klatsche!« polterte O’Brian, erinnerte sich, daß im Vorzimmer eine Sekretärin mit der betagten Schreibmaschine herumklapperte, weil der beantragte PC immer noch nicht bewilligt worden war, und rief durch die halb offen stehende Tür: »Ich brauche Vaughn vom Mirror, aber möglichst schon voriges Jahr Montag! Und er soll es bloß nicht wagen, sich verleugnen zu lassen!«
    58 Sekunden später hatte er Vaughn an der Telefonangel. »Die Drohung hättest du dir sparen können, O’Brian, weil du doch weißt, daß ich für dich immer ein offenes Ohr habe!«
    »Kü iftig auch ein offenes Messer, in das du rennst, Vaughn, wenn du nicht eine gute Begründung für den hirnrissigen Schwachsinn hast, den ihr heute als Anfmacher produziert habt!«
    »Ach«, und O’Brian konnte sich Vaughs genüßliches Grinsen in 3-D und Farbe vorstellen, »sind wir euch mal wieder um ’ne Nasenlänge voraus? Oder stimmt es etwa doch nicht, was einer der Anwohner uns in aller Ausführlichkeit geschildert hat? Wir haben dafür extra den Umbruch gestoppt und die Titelseite geändert… aber einen unangenehm knurrenden Köter hat der Bursche. Die Dogge hätte unserem Mann fast die Hose zerrissen. O’Brian, du willst doch wohl nicht ernsthaft dementieren, daß es eine Mordserie gibt?«
    »Das Dementi schreibst du selbst, Vaughn. Oder soll Staatsanwalt Dougherty dich in seiner bekannt freundlichen Form dazu überreden? Mann, Vaughn, ich müßte doch davon wissen! Wer hat sich denn diesen Quatsch aus den Fingern gesogen?«
    »Pressegeheimnis«, konterte Vaughn etwas zu schnell für O’Brians Begriff. Damit war für den Chief Inspector klar, daß vermutlich Vaughn selbst hinter dem Artikel steckte und daß er von vorn bis hinten erlogen war - mit Ausnahme der Tatsache, daß gestern abend eine junge Frau tot neben ihrem Wagen aufgefunden worden war.
    »Sag mal, Vaughn«, brummte O’Brian. »Ich habe dich bislang immer für einen halbwegs vernunftbegabten Menschen gehalten. Das mit dem Werwolf, warum hast du das gemacht? Diesen blühenden Unsinn?«
    »Unter uns Klosterbrüdern gemurmelt: Es gehen tatsächlich Gerüchte um, daß ein Werwolf aktiv sei. Daß ihr im Yard noch nichts davon gehört habt, erstaunt mich. Habt ihr nicht sogar ’ne eigene Abteilung für solche Fälle? Superintendent Powell und seine beiden Helden?«
    Das brachte O’Brian auf eine Idee. Kommentarlos hängte er ein, ohne zu bedenken, daß Vaughn dieses Telefonat gnadenlos ausschlachten konnte und es auch tun würde, da O’Brian vergessen hatte, es ihm zu verbieten. Sie kannten sich seit vielen Jahren, der Federfuchser und der Polizist. O’Brian stürmte durchs Vorzimmer auf den Gang. »Wenn einer was von mir will -ich bin drüben bei Powell«, rief er seiner Sekretärin zu.
    Sir James Powell ließ ihn kalt auflaufen. »O’Brian, Sie unterstehen meinem Kollegen McYe, und wenn Sie glauben, der Fall müsse an meine Abteilung weitergegeben werden, wenden Sie sich an Ihren Vorgesetzten. Außerdem ist meine Abteilung ohnehin derzeit ausgelastet, und Sie geben doch nicht ernsthaft etwas auf eine solche reißerische Schlagzeile, O’Brian?«
    Verdrossen kehrte er in sein Büro zurück. Dabei hätte er dem Kollegen
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