Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0508 - Sparks hetzt den Werwolf

0508 - Sparks hetzt den Werwolf

Titel: 0508 - Sparks hetzt den Werwolf
Autoren: Werner Kurt Giesa
Vom Netzwerk:
Dann kündigte sie Schach an.
    Er blockte ab - und sah zu spät, daß er damit den Weg für ihren nächsten Angriff freigemacht hatte. Sie nahm ihn mit drei Figuren zugleich in die Zange, und aus dieser Falle kam er nicht mehr heraus.
    Gay lächelte.
    »Eins zu eins, Mister Sparks.«
    Er nickte widerwillig und versuchte, immer noch verblüfft, die Partie zurückzuverfolgen und seinen Fehler zu erkennen. Überrascht stellte er fest, daß schon vom ersten Zug an seine Niederlage vorbereitet worden war -er hatte ihr sogar noch geholfen, die Falle zu schließen, weil er Gay nach dem ersten, so überraschend leicht gewonnenen Spiel einfach unterschätzt hatte.
    Er erhob sich und ging zum Fenster. »Sie sind eine seltsame Frau«, sagte er und widerstand der Versuchung, sie wieder anzustarren.
    »Mögen Sie nicht mehr spielen?«
    »Diese Partie noch«, sagte er. Er fühlte sich plötzlich etwas müde. Die beiden Spiele waren zu schnell hintereinander erfolgt, um ihn zufriedenstellen zu können, aber die drei »Kämpfe« gegen Ellington hatten ihn doch ein wenig erschöpft. »Es kann sein, daß ich nicht mehr so ganz bei der Sache bin«, sagte er lahm.
    Gay lachte leise. »Das kommt davon, wenn Sie sich von Äußerlichkeiten ablenken lassen. Sie sollten mir nicht so tief in die Augen schauen. Ich kann nun mal nichts dafür, daß sie so schwarz sind.«
    »Wissen Sie überhaupt, was Ihre Augen bewirken können?« brummte er, forderte sie aber auf, ihren Eröffnungszug zu machen, ehe sie antworten konnte. Anschließend vertiefte er sich ins Spiel.
    Jetzt galt es. Die beiden ersten Partien waren mehr ein kühler Schlagabtausch gewesen, ein gegenseitiges Abschätzen. Jetzt, in der dritten Runde, setzten sie beide ihr gesamtes Geschick ein. Und Gay war, wie Sparks jetzt feststellte, besser, als er erwartet hatte. Sie machte ihm durchaus Schwierigkeiten und nahm ihm bereits im elften Zug die Dame ab. Er wurde ernst. Plötzlich sah er nicht mehr die faszinierende Frau in ihr, sondern die Gegnerin. Daß sie in der zweiten Partie gewonnen hatte, war kein Zufall oder Anfängerglück gewesen.
    Er nutzte eine Denkpause, um eine neue Pfeife zu stopfen und sich ein neues Glas Cognac einzuschenken. Normalerweise rauchte er keine zwei Pfeifen unmittelbar hintereinander und trank auch nicht soviel. Aber jetzt hatte es ihn gepackt. Er wollte es dieser Fremden mit den schwarzen Augen zeigen. Und er wollte gewinnen. An einen Roullet & Files kam er nicht so bald wieder heran.
    »Sie spielen sehr hart«, stellte sie etwas ernüchtert fest. »Sie wollen unbedingt vermeiden, mein Problem zu lösen, wie?«
    »Bringen Sie mich nicht aus dem Konzept«, wehrte er ab. »Darüber reden wir später. Gardél«
    Sie lächelte, bewegte ihre bedrohte Dame aber nicht. »Wenn Sie schlagen, sind Sie in drei Zügen matt«, informierte sie ihn gelassen.
    Er schluckte. Die Entwicklung des Spiels gefiel ihm gar nicht mehr. Er vergaß völlig, wem er gegenüber saß, vertiefte sich noch konzentrierter in das Spiel und errang innerhalb der nächsten zehn Züge Vorteile, die sie ihm nie wieder abnehmen konnte.
    Es war dunkler im Zimmer geworden. Mit einem Mal stellte er fest, daß es bereits später Abend war. Die Schachpartie dauerte bereits viel länger, als er gedacht hatte. Er hatte sein Zeitgefühl völlig verloren.
    Die Kerzen auf dem Marmortisch in der Mitte des Zimmers waren fast niedergebrannt.
    Gleich habe ich dich, erkannte er plötzlich. »In fünf Zügen sind Sie matt«, sagte er ihr voraus. »Und es gibt nichts, was Sie noch dagegen tun könnten. In jedem Fall verlieren Sie Figuren, was im Endeffekt auf dasselbe Ergebnis hinausläuft.«
    Und das, obgleich sie zu Anfang Dame-Vorteil errungen hatte!
    Etwas stimmte nicht.
    Die noch auf dem Brett verbliebenen Figuren begannen sich von selbst zu bewegen…
    Unwillkürlich rieb sich Sparks die Augen. Aber die Figuren bewegten sich weiter. Sie erwachten zu eigenem Leben. Die handgeschnitzten Bauernfiguren aus Holz schwangen plötzlich Heugabeln und Sensen. Die Springer entwickelten sich zu gepanzerten Rittern, die mit Schwertern vom Rücken ihrer Pferde herab hieben. Hinter den Zinnen der Türme kauerten winzige Bogenschützen und verschossen ihre noch winzigeren Pfeile… die Könige duckten sich besorgt, die gegnerische Dame, die aussah wie eine Mini-Ausgabe von Gay Travis, drehte sich, ein Kurzschwert in der ausgestreckten Hand, einmal im Kreis, streckte zwei Bauern nieder und nahm dann ein neues Feld ein, von
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher