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0501 - Der Biß der Kobra

0501 - Der Biß der Kobra

Titel: 0501 - Der Biß der Kobra
Autoren: Werner Kurt Giesa
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verletzt du mich jetzt?«
    Sie sprang auf. Ihre Stimme klirrte wie vibrierende Eiszapfen. »Daß ich dich damals liebend gern vernichtet hätte, ist ein Fakt. Aber daß ich unter Kontrolle der Meeghs und der MÄCHTIGEN stand und CRAAHN erst durch den Dhyarra-Schock gelöscht wurde, ist ebenfalls ein Fakt!« Sie fuhr sich durch das silberblonde Haar, wirbelte herum und stürmte aus dem Raum hinaus, in dem sie wieder einmal versucht hatte, mit ihrem Vater zu reden und ihn aufzumuntern. Die Tür ließ sie hinter sich offen.
    Sie verzichtete darauf, ihm mit gleicher Münze heimzuzahlen, denn was hätte es schon gebracht außer neuen Aggressionen? Zu spät fiel ihr ein, daß es vielleicht Aggressivität war, was Merlin noch aus seiner Lethargie reißen konnte. Aber jetzt wollte sie nicht mehr umkehren, um das Feuer zu schüren und ihm Worte entgegenzuschleudern, die ihr im Herzen gebrannt hatten.
    Auf dem Silbermond hatte er Sara Moon einst gezeugt. Die Zeitlose war ihre Mutter gewesen, Morgana leFay, die Blauhäutige mit den Schmetterlingsflügeln, für die Zukunft und Vergangenheit keine Bedeutung hatten. Die Zeitlose war ihrerseits das Produkt der für unmöglich gehaltenen Verbindung eines Ewigen der Dynastie mit einem MÄCHTIGEN. Schon damals war in einem Langzeitplan der Grundstein gelegt worden, Sara zu einer Waffe gegen ihren Vater zu machen. Schon bei der Zeugung war das psychogenetische Programm CRAAHN in ihr installiert worden, das später von den Meeghs aktiviert wurde und Sara zu einer Dienerin des Bösen machte. Warum hatte Merlin das seinerzeit nicht erkannt und verhindert? Warum war er blind vor Liebe gewesen und hatte die Gefahr nicht gesehen? Er hatte doch gewußt, wer die Zeitlose war!
    So, wie Merlin Sara CRAAHN vorgeworfen hatte, konnte sie ihm blinde Fahrlässigkeit vorwerfen! Was wog schwerer? Sie wußte es nicht, und sie wollte es auch nicht wissen.
    Auf dem langen Korridor prallte sie mit Teri Rheken zusammen, die sich wieder einmal in Caermardhin aufhielt. Sara verlor dabei das Gleichgewicht. Teri fing ihren Sturz ab, bat um Entschuldigung und fragte kopfschüttelnd: »Welche Laus ist dir denn über die Leber gelaufen, daß du so aufgeregt wie ein blindes Huhn auf Körnersuche durch die Korridore stürmst?«
    »Merlin heißt die Laus und ist mein Vater«, erwiderte Sara wütend, wurde aber sofort freundlicher, weil Teri ja keine Schuld an ihrer Gemütsverfassung trug. »Mach dir keine Gedanken, Teri. Ich habe keinen Streit mit ihm. Aber ich möchte ihn in den nächsten vierundzwanzig Stunden lieber nicht Wiedersehen, sonst könnte es doch noch zu diesem Streit kommen. Teri, seine Seele stirbt. Die Verbitterung und das lange Grübeln sind nicht gut für ihn.«
    »Wem sagst du das? Es muß doch eine Möglichkeit geben, ihn wieder in Schwung zu bringen.«
    »Es müßte etwas passieren«, überlegte Sara Moon. »Etwas, das ihn zwingt, einzugreifen. Etwas, das ihm den Einsatz all seiner Kraft abverlangt. Eine Katastrophe… eine ganz kleine nur…«
    Weder sie noch Teri ahnten, daß diese Katastrophe sich bereits anbahnte. In Gestalt einer Messingschlange bewegte sie sich unbemerkt durch Caermardhin…
    ***
    Leben gegen Leben! Sir Bryont war gestorben, Sir Rhett war geboren. Es war vorbei. In Zamorra breitete sich Leere aus. Der Lord fehlte ihm plötzlich. Sie waren gute Freunde gewesen, die sich nur selten hatten sehen können - viel zu selten, wußte Zamorra jetzt. Aber daran ließ sich nichts mehr ändern.
    Da saß der alte Mann nun in seinem Sessel und würde sich aus eigener Kraft nie wieder bewegen. Und vor dem Neugeborenen lag die unvorstellbare Zahl von 266 Lebensjahren. Zamorra fragte sich, ob er auch die nächste Erbfolge miterleben würde. An der Quelle des Lebens war ihm -und auch Nicole - die relative Unsterblichkeit geschenkt worden. Besser gesagt: extreme Langlebigkeit. Sie beide alterten nicht mehr und würden auch mit Krankheiten keine Probleme haben, die bei anderen Menschen zum Tod führten. Ob sich das unwahrscheinlich starke Überlebenspotential auch gegen Vergiftungen durchsetzen konnte, wußte Zamorra nicht, hatte aber auch keinen Ehrgeiz, es zu erproben. Ansonsten konnte ihn allenfalls Mord oder Unfalltod umbringen -woran seine dämonischen Gegenspieler stets fleißig arbeiteten.
    Zwölf Jahre lag das nun zurück. Damals hatte Lord Saris seinem Freund Zamorra den Weg zur Quelle des Lebens gezeigt. Aber dann war Zamorras Erinnerung an die Quelle über Jahre hinaus blockiert
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