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0501 - Der Biß der Kobra

0501 - Der Biß der Kobra

Titel: 0501 - Der Biß der Kobra
Autoren: Werner Kurt Giesa
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eingenistet, sich den Thron des Fürsten der Finsternis erkämpft und ihn dann ebensoschnell wieder aufgegeben, als ihm das Höllenregiment keinen Spaß mehr machte! Zwischenzeitlich hatte er die Dämonen aber gehörig aufgemischt, die jetzt froh waren, ihn nicht mehr in ihrer Mitte zu haben.
    Und Julian war ebensowenig unsterblich wie alle anderen in Merlins Umgebung: Er konnte durch Gewalteinwirkung getötet werden. Dann würde auch der Traum erlöschen, und der Silbermond würde nur noch in der knapp bemessenen Zeitverschiebung hängen. Ob die ausreichte, eine Katastrophe zu verhindern, war eine noch nicht zu beantwortende Frage. Außerdem würde im gleichen Moment auch das Zeitparadoxon wieder in Kraft treten. Davor graute es nicht nur Merlin.
    Der König der Druiden, wie er einmal genannt worden war, bedauerte seinen Leichtsinn. In seiner Euphorie, eine Chance zur Rettung des Silbermondes gefunden zu haben, der vor vielen Jahren eigentlich mitsamt dem System der Wunderwelten vernichtet worden war, hatte er vergessen, eine gleichstarke Masse an die Stelle des Silbermondes zu setzen, als er ihn aus dem System entfernte. Dadurch hatte die entartete Sonne der Wunderwelten nicht zerstört werden können, und schlagartig hatten sich alle Entwicklungen, die von dieser Zerstörung abhängig waren, nachträglich verändert. Ein Ruck zum Negativen hin war entstanden, viele positive Taten hatten erst gar nicht mehr stattfinden können, und spätestens im Jahr 2058, in das der Silbermond an der Gegenwart vorbeigerast war, war die Erde zu einem Hort des Grauens und des alltäglichen Massenmordens und Foltersterbens geworden. Zu diesem Ruck in die Zukunft, in die auch Zamorra und einige seiner Gefährten gerissen worden waren, war es gekommen, weil die Energie, die Merlin eigentlich für den Masse-Einsatz hätte aufwenden müssen, ebenfalls der Reise aus der Vergangenheit in die Gegenwart zugeflossen war.
    Wie gesagt - ein simpler Fehler. Und es hatte gewaltiger Anstrengungen bedurft, den Silbermond der Gegenwart wieder anzunähern und zugleich das Paradoxon zu löschen, das die Welt ins Chaos gestürzt hatte.
    Jetzt traute der alte Zauberer sich selbst nichts mehr zu und hatte dabei auch noch das Lachen verlernt!
    »Du denkst wieder an den Silbermond, nicht wahr?« fragte Sara Moon leise. »Du solltest dich allmählich von diesem Trauma lösen. Jeder begeht einmal einen Fehler. Warum solltest ausgerechnet du dagegen gefeit sein?«
    »Ohne Zamorra wäre ich zum Handlanger der Finstermächte geworden«, murmelte Merlin. »Ich wollte das Gute und schuf dabei das Böse. Das kann ich nicht so einfach vergessen.«
    »Dann verdränge es wenigstens«, riet Sara Moon. »Aber komm allmählich wieder in die Welt zurück. Wie lange ist es her, daß du den anderen dir anvertrauten Welten zuletzt Aufmerksamkeit gewidmet hast? Besinne dich deiner Aufgaben, Vater Merlin. Das lenkt dich ab. Auf der Erde gibt es für dich im Augenblick nichts zu tun. Was getan werden konnte, taten und tun deine Freunde; dafür gibt es sie. Vergeude also nicht unnötig Zeit, die auch für dich kostbar ist, mit deinen düsteren Gedanken. Stell dich deinen Aufgaben, und du wirst rascher wieder der Große, der du vorher warst, als du ahnst!«
    Wie oft hatte sie schon auf ihn eingeredet, mit diesen oder ähnlichen Worten? Aber Merlins Schale, in die er sich eingekapselt hatte, war nicht so einfach zu durchdringen. Auch die Silbermond-Druiden Gryf ap Llandrysgryf und Teri Rheken hatten es bisher nicht geschafft.
    »Die anderen Welten sind keine solche Krisenherde. Sie brauchen mich nur selten«, sagte Merlin spröde.
    »Ist dir klar, daß du stirbst, wenn du noch lange so vor dich hinbrütest?« fragte Sara. »Nicht körperlich, aber deine Seele wird sterben. Sie ist ja jetzt schon fast tot.«
    »Wen wird es kümmern?« murmelte der Alte.
    »Mich, Vater Merlin!« entfuhr es Sara. »Und deine Freunde!«
    »Sie würden den Verlust verschmerzen, denn was kennen sie schon von mir? Was wissen sie über meine Wirklichkeit? Und du, Sara? Jahrelang hat es dich nicht gekümmert, ob ich lebe oder sterbe. Es hätte dich sogar gefreut! Warst du nicht meine schlimmste Feindin? Warum also sollte es dich jetzt mit einem Mal bekümmern?«
    Das traf sie tief.
    Ihr Gesicht gefror zu einer blassen Maske. Minutenlang rang sie nach Worten, bis sie endlich hervorstieß: »Du weißt genau, daß es nicht meine Schuld war! Es war CRAAHN, das mich lenkte! Du weißt es, Vater Merlin! Warum
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