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0501 - Der Biß der Kobra

0501 - Der Biß der Kobra

Titel: 0501 - Der Biß der Kobra
Autoren: Werner Kurt Giesa
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gewesen, und erst jetzt konnte er sich wieder an die Einzelheiten erinnern - und an den Grund der Blockierung. Mit dem Tod des bisherigen Llewellyn-Körpers erlosch dessen magischer Einfluß. Die Erinnerungen brachen um so mehr durch, je stärker Lord Saris alterte, und der Schutzzauber, den Saris damals um ihn gewirkt hatte, schwand ebenfalls dahin.
    Zamorra hatte sich an der Quelle seinen größten Feind geschaffen!
    Durch die Llewellyn-Magie hatte dieser Feind, der geheimnisvolle Torre Gerret, zwölf Jahre lang keine Möglichkeit besessen, aktiv zu werden. Jetzt aber mußte man mit ihm rechnen. Einmal hatte er schon zugeschlagen, und sein Zorn richtete sich ebenso gegen Lord Saris, der ihn so lange gehandicapt hatte, wie auch gegen Zamorra.
    Zamorra dachte an die Prophezeiungen und Visionen, die ihm an der Quelle übermittelt worden waren. Er glaubte die Stimme wieder zu hören: Der, den du wider die alten Gesetze verschont hast, wird es dir nicht danken. Er wird dein ärgster Feind sein, der mit allen Mitteln trachtet, dich zu vernichten. Er wird Rache nehmen wollen, an dir und dem Unsterblichen, und seine Macht wird größer sein, als du es dir vorstellen kannst. Du wirst leiden. Dir werden Freunde genommen, die du nicht missen möchtest. Wenn die Stunde des Unsterblichen schlägt, wird Unheil einkehren in sein Haus. Und in der Burg des Königs wird die Schlange herrschen. Einer, dem du vertraust, wird den Deckel des Sarges über dir schließen. Doch dein schlimmster Feind bleibt der, den du geschont hast. Er wird dich jagen bis ans Ende des Seins. Denn er lebt lange, und er ist so schwer zu töten wie du.
    Teile der Prophezeiung hatten sich bewahrheitet. Torre Gerret lebte noch. Seine Macht wird größer sein, als du es dir vorstellen kannst.
    Dir werden Freunde genommen, die du nicht missen möchtest . Bill Fleming war gestorben, Zamorras alter Freund aus gemeinsamen Studientagen, der ihn lange Jahre bei seinen Kämpfen gegen die Dunkle Seite der Macht begleitet und unterstützt hatte. Inspektor Kerr von Scotland Yard, Colonel Balder Odinsson und andere… Wenn des Unsterblichen Stunde schlägt, wird Unheil einkehren in sein Haus. Auch das hatte sich bewahrheitet. Mit dem Unsterblichen war kein anderer als Lord Saris gemeint. Und Unheil war in der Tat eingekehrt, einmal in Gestalt des von Gerret beauftragten Killers, und dann wäre die Erbfolge fast unterbrochen worden, hätten Zamorra und Nicole nicht eingegriffen und in letzter Sekunde das Schlimmste verhindert.
    Aber das war nur der Anfang. Und Zamorra hatte das dumpfe Gefühl, daß es noch weitere Erinnerungen gab, die bislang noch nicht wieder freigesetzt worden waren. Weitere Unheilprophezeiungen? Oder war er jetzt einfach nur zu pessimistisch?
    Im Zimmer sah er Nicole, die den Kleinen versorgte, als habe sie nie etwas anderes getan als Hebamme zu spielen. Ihre Augen leuchteten dabei, und sie ging mit dem Kind um, als wäre es ihr eigenes. Dabei waren eigene Kinder nur einmal Gesprächsthema zwischen ihr und Zamorra gewesen; und damals hatte sie gesagt: »Solange ich in der Lage bin, dich in deinen Aktionen aktiv zu unterstützen, kann es für mich kein Kind geben, das dich und mich außerdem erpreßbar machen würde. Wenn ich eines Tages anderen Sinnes werde, werde ich’s dir schon früh genug sagen!«
    Bis heute hatte sich daran nichts geändert.
    Von ihrem Lager aus verfolgte Lady Patricia still das Tun der Französin. Sie wußte, daß sie jetzt junge Witwe war. Freiwillig hatte sie diesen großen Verzicht auf sich genommen, um dem Mann, den sie so sehr liebte, die Unsterblichkeit zu ermöglichen. Sie liebte ihn immer noch - aber jetzt auf eine ganz andere Weise. Er war nicht länger ihr Mann, er war ihr Sohn!
    Wie verkraftet ein Mensch das? fragte Zamorra sich und fand keine Antwort.
    Aus dem Fenster blickend, sah er im Burghof den Arzt aus Inverness mit Mrs. McShield davonfahren. Der hatte den Tod Seiner Lordschaft nicht mehr erlebt, was auch ganz gut so sein mochte, weil er sonst wahrscheinlich wieder den Whiskykonsum Sir Bryonts gerügt und diesem die Todesursache zugeschrieben hätte. Und das hätte Zamorra in Bedrängnis bringen können. Hatte er ihm doch den Whisky gebracht. Aber wer sollte jetzt den Totenschein ausstellen?
    Zamorra sah weiteres Unheil heranfliegen.
    Aber dann flog nichts, sondern klapperte mit Hufen und rasselte mit bandeisenbeschlagenen Holzrädern auf den Burghof. Zamorra glaubte seinen Augen nicht zu trauen.
    Mit dem
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