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0501 - Der Biß der Kobra

0501 - Der Biß der Kobra

Titel: 0501 - Der Biß der Kobra
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Doktor Brown nahmen bereits vor gut einer Woche offiziell voneinander Abschied. Seine Lordschaft hielt dabei ganz Cluanie aus. Vorsorglich hatte Doktor Brown bereits vorher die diversen Krankmeldungen an die Arbeitgeber für den Folgetag geschrieben.«
    »Faszinierend«, murmelte Zamorra resignierend, der zu der Zeit noch an seinem Schreibtisch im Château Montagne Post aufgearbeitet und an einem wissenschaftlichen Artikel gefeilt hatte.
    Das Problem mit dem Totenschein war also aus der Welt geschafft. Jetzt galt es, die Beisetzung zu organisieren und sich um den Papierkrieg zu kümmern, der mit dem Erbe zusammenhing. Da kam, ahnte Zamorra, noch einiges an Arbeit auf Nicole und ihn zu. Ganz abgesehen von der Bedrohung durch Torre Gerret…
    ***
    Etwas später tauchte auch die zweite Hebamme auf, stellte fest, daß außer wichtigen Ratschlägen für sie nicht viel zu tun blieb, und empfahl, sie oder einen Arzt in den nächsten Tagen regelmäßig zu kontraktieren, wenn Mylady schon nicht mit dem Kind in der ruhigen und abgeschlossenen Geborgenheit eines Hospitals zu logieren wünschte, in dem es in puncto Versorgung an nichts fehlte.
    Sehr viel später, als die ersten Sterne sich funkelnd am Abendhimmel zeigten, um bald darauf zur glitzernden Pracht zu werden, schmiegte sich Nicole eng an Zamorra. »Weißt du, es war nicht einmal besonders schwierig. Seltsamerweise wußte ich in jedem Moment ganz genau, was ich zu tun hatte, als würde mich jemand steuern. Und dafür, daß es Patricias erste Geburt war, hat sie sich erstaunlich gut gehalten; es gab keine Schwierigkeiten, dem Himmel sei Dank! Ich hätte nie gedacht, daß ich einmal einem Kind auf die Welt helfen würde - und es war wunderschön, cheri. Unbeschreiblich schön.«
    Er lächelte; seine Fingerkuppen glitten über ihr Gesicht, berührten die Wangen und die Lippen. »Ich für meinen Teil bin fast froh, daß ich draußen mit Bryont zu tun hatte. Ich hatte ein wenig Angst vor diesem Augenblick…«
    »Es sah gar nicht so schlimm aus. Aber vielleicht werte ich das als Frau anders als du. Ich möchte diese Stunde jedenfalls nicht missen. Es war eine wertvolle Erfahrung, ein wunderbares Erlebnis. Mein Gott, wie oft haben wir den Tod gesehen, sterbende und tote Menschen. Aber das hier war etwas ganz anderes. Hier entstand Leben.« Sie hob den Kopf, und in ihren Augen sah Zamorra ein vergnügtes Funkeln. »Und eines Tages«, fuhr sie fort, »wenn er in zu adlige Arroganz verfallen sollte, werde ich ihn daran erinnern, daß ich es war, der ihn…«
    »… in eine Welt holte, in die er vielleicht gar nicht wollte. Protestiert hat er jedenfalls. Nici, ich bin froh, daß alles relativ glatt über die Bühne gegangen ist. Jetzt müssen wir nur noch aufpassen, daß Patricia und ihm nichts passiert, ehe er groß genug ist, sich selbst zu schützen.«
    »Hier in Caer Llewellyn kann ihm doch nichts geschehen. Wenn wir dafür sorgen, daß das Schutzfeld über dem Caer stets Bestand hat, ist er absolut sicher. Allerdings…«
    »Was meinst du?« fragte Zamorra, als sie zögerte.
    »Caer Llewellyn ist ziemlich weit von Château Montagne entfernt«, sagte sie. »Sicher, über die Regenbogenblumen bei uns und in der nahegelegenen Ruine von Caer Spook können wir jederzeit blitzschnell hier erscheinen. Aber dazu müssen wir erstmal daheim anwesend sein. Mir wäre wohler, wenn ich wüßte, daß während unserer Reisen jemand anderer auf die beiden aufpaßt und ihnen bei Bedarf ein wenig unter die Arme greifen kann.«
    »Und was schlägst du vor?«
    Sie richtete sich auf und ging ans Fenster, durch das die Sternenpracht hereinglitzerte. »Kein konkreter Vorschlag, nur eine Idee, über die man reden sollte. Vielleicht entscheidet sich ja auch Patricia dagegen, weil sie mit dieser Gegend viel stärker verwurzelt ist, als wir glauben, und weil hier ihr Mann beigesetzt werden wird.«
    »Du willst das zarte Pflänzchen samt Ableger umtopfen?«
    »So kann man es auch umschreiben«, sagte Nicole. »Mir wäre es lieb, wenn wir die beiden bei uns im Château aufnehmen könnten.«
    Zamorra hob die Brauen. Er betrachtete Nicole, deren Körper vom hellen Mondlicht erhellt wurde. »Eine interessante Idee«, sagte er. »Es würde darauf hinauslaufen, daß Cear Llewellyn auf längere Sicht gewissermaßen ein gemottet wird, nicht wahr?«
    »Eingemottet? Aber William…«
    »Du würdest ihn doch wohl nicht im Ernst allein hier lassen wollen«, sagte Zamorra. »Wo Platz für zwei ist, ist auch Platz
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