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0493 - Todestanz der Nixe

0493 - Todestanz der Nixe

Titel: 0493 - Todestanz der Nixe
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Das wenige Gepäck, das sie mit sich führten, wurde in einem wasserdichten Ballon abgeworfen und ebenfalls vom Beiboot aufgefischt.
    Zamorra kannte die beiden Männer, die das Boot ruderten, nicht. Aber das war auch kein Wunder. Es war etliche Jahre her, seit er zum letzten Mal an Bord der ULYSSES gewesen war; in dieser Zeit mochte sich eine Menge verändert haben, auch was die Besatzung anging. Immerhin waren die Offiziere immer noch dieselben Männer wie damals, wie Carsten Möbius vor dem Abflug versichert hatte.
    Zamorra deutete zu dem in einiger Entfernung liegenden Kreuzer hinüber. »Welches Schiff ist das?« erkundigte er sich.
    »U.S.S. ANTARES«, brummte einer der beiden Ruderer, die sich durch besondere Mundfaulheit auszeichneten und beide außer einem »Ahoi« zur Begrüßung noch keinen Ton über die Lippen gebracht hatten. Zamorra und Nicole sahen sich an. »Die ANTARES«, echote Nicole. »Die Welt ist doch verflixt klein. Wohin man guckt und spuckt, fällt man über den guten Commander Siccine. War er nicht letztens von der australischen Küste stationiert, um ein russisches Forschungsschiff abzuschirmen und zu schützen? Brüderchen Saranows Telepathieversuche mit den Delphinen?«
    »Letztens ist gut gesagt«, schmunzelte Zamorra. Der Fall lag immerhin schon geraume Zeit zurück. Da war es kein Wunder, daß die ANTARES mittlerweile längst wieder in anderen Gewässern kreuzte. Zamorra, Nicole und der Kapitän des Kreuzers waren Freunde. Sie sahen sich nur selten, aber das Schicksal führte ihre Wege immer wieder zusammen. Bei ihrem letzten gemeinsamen Abenteuer hatten sie es mit einem Gespensterschiff zu tun bekommen, das die Forschungen des - damals noch sowjetischen -Experimentalschiffes zu stören versuchte und möglicherweise sogar von den telepathischen Versuchen heraufbeschworen worden war. Dabei hatte Zamorra sich auch den Spitzname »Admiral« eingefangen, der ihm seither nachlief, sobald er die Decksplanken eines beliebigen Wasserfahrzeuges betrat - notfalls half Nicole augenzwinkernd nach. [3]
    »Auf dem ANTARES-Deck hätten wir natürlich mit dem Hubschrauber bequemer landen können«, sagte Nicole. »Außerdem hätte uns das eine Menge Hin und Her erspart - immerhin wird William çlarauf bestehen, daß wir ihm einen Antrittsbesuch machen.«
    »Indessen sollen wir unseren ›Urlaub‹ aber auf der ULYSSES verbringen und nicht auf dem Kreuzer«, seufzte Zamorra. »Also war es schon ganz richtig so. Der alte Porter wäre nicht zu Unrecht beleidigt gewesen, wenn wir erst nach dem Umweg über die ANTARES an Bord gegangen wären.«
    Mittlerweile hatte das Boot die Barkentine erreicht und scheuerte gegen die Beplankung. Über ihnen befanden sich die Davits; einer der Kräne war ausgeschwenkt, um das Boot wieder an Bord zu nehmen. Ein Matrose ließ soeben eine Strickleiter herabfallen. Hinter ihm erkannte Zamorra Emerson Porter, den britischen Kapitän der Barkentine, deren Crew recht international gemischt war. -Einer der beiden mundfaulen Ruderer brüllte nach oben: »Admiral Zamorra bittet an Bord kommen zu dürfen!«
    »Ich fasse es nicht«, murmelte Zamorra. »Admiral! Das läuft mir sogar hier noch nach! Wer ist denn jetzt schon wieder für diesen Blödsinn verantwortlich?«
    »Erlaubnis erteilt«, ertönte Porters tiefe Stimme von oben. Zamorra kletterte an der Strickleiter empor; Nicole folgte ihm. »Bitte ebenfalls an Bord kommen zu dürfen«, sagte sie, als sie die Reling erreicht hatte. Porter nickte. »Natürlich, natürlich. Willkommen an Bord.« Er reichte Nicole die Hände, um ihr über die Reling zu helfen. Viel zu klettern gab es dabei allerdings nicht; die ULYSSES war kein besonders großes Schiff. Die Länge über alles betrug annähernd 36 Meter, die Breite nicht ganz 8, und mit einem Tiefgang von gerade mal drei Metern bekam sie bei schwereren Stürmen durchaus Probleme und mußte Zusehen, rechtzeitig den nächstliegenden Hafen anzulaufen. Die ULYSSES war 1908 von der dänischen Ring-Anderson-Werft erbaut worden und anfangs unter anderem Namen im Kabeljaufang eingesetzt worden. Mitte der 60er Jahre hatte Stephan Möbius sie günstig erworben, umgeflaggt und umgetauft, sowie als Barkentine geriggt, mit doppeltem Bram- und Mastsegel sowie Royals und sechs Leesegeln, vorzugsweise aus Flachs und Terylene hergestellt. Das ergab eine Gesamtsegelfläche von rund 670 Quadratmetern. Hinzu kam ein 250-PS-Detroit-Diesel, dessen Auspuff sich im unteren Besanmast befand. Die ULYSSES legte
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