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0493 - Todestanz der Nixe

0493 - Todestanz der Nixe

Titel: 0493 - Todestanz der Nixe
Autoren: Werner Kurt Giesa
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längere Strecken mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von etwa 5 Knoten zurück, Spitzenwerte bis 7 oder 8 Knoten waren durchaus möglich - bei gutem Wind und vollen Segeln auch mal etwas mehr. Das war ein recht gemütliches Dahinzuckeln.
    Das Schiff wurde für die unterschiedlichsten Forschungsaufgaben eingesetzt; die Laboreinheiten waren als Container austauschbar. Fest montiert dagegen war die getarnte Laserkanone im Bug, die selbst ein Experte erst auf den dritten oder vierten Blick als solche erkennen konnte und deren Batterien immerhin für bis zu drei Schüssen reichte. Nicht überall, wo sich die ULYSSES bewegte, war private Schiffsbewaffnung zulässig, aber das Piratenunwesen in internationalen Gewässern nahm immer mehr zu und war alles andere als eine Sammlung von Seemannsgarn und romantischen Abenteuergeschichten aus dem vorigen Jahrhundert. Den Schutz eines Marinebootes konnte die ULYSSES indessen nur in allergrößten Ausnahmefällen genießen. Durch die Tarnung konnte die ULYSSES die diversen Verbote gewissermaßen unterlaufen -notfalls ließ der Laser sich immer noch als Werkzeug deklarieren -, und war trotzdem halbwegs geschützt. Vor allem durch den Überraschungseffekt im Falle eines Überfalls.
    »Freut mich, Sie wiederzusehen«, brummte der Kapitän. Emerson Porter war ein alter, bärtiger Seebär, der stolz darauf war, noch Graf Luckner die Hand geschüttelt zu haben. Er sah genau so aus, wie man sich einen alten Seemann vorstellte: massig, etwas breitbeinig, mit inzwischen weißem Haar und einem weißgrauen Bart, Rollkragenpullover und der Shagpfeife im Mund. Seine hellwachen, beweglichen Augen, denen nichts an Deck und auf dem Wasser entging, funkelten vergnügt. »Man hat Sie also in die Marine aufgenommen und zum Stabsoffizier befördert, Zamorra, wie? Na, da müssen Sie aber eine Lage geben. Was wir heute abend an Grog vertilgen, geht dann ja wohl auf Ihre Rechnung.«
    Zamorra winkte ab. »Ich bin immer noch Zivilist, Captain.«
    »Admiral h. c., könnte man sagen«, ergänzte Nicole.
    »H. c.? Honoris causa?«
    »Horroris causa«, korrigierte Nicole. Zamorra seufzte. »Bei dieser Verballhornung des Lateinischen dürften dem alten Tacitus die Nägel aus dem Sarg platzen. Hoffentlich findet dieser horrende Blödsinn auch mal wieder sein Ende.«
    Mittlerweile waren auch die beiden Ruderer wieder an Deck; das von ihnen an den Trossen befestigte Boot wurde hochgehievt, eingeschwenkt und befestigt. Einer der Männer nahm das Gepäck heraus und verschwand damit sofort unter Deck.
    »Da hätten wir uns eigentlich mit hochziehen lassen und uns den Weg über die Strickleiter ersparen können«, meinte Nicole. »Oder hält der Kran das nicht aus?«
    »Der schon. Aber das Boot wäre ins Schwanken gekommen, und ich glaube nicht, daß Sie an einem unverhofften Vollbad im Salzwasser interessiert gewesen wären«, brummte Porter. »Kommen Sie, ich zeige Ihnen Ihre Kabine. Seit Ihrem letzten Aufenthalt an Bord ist es wesentlich gemütlicher geworden. Die Bohlen knarren nicht mehr, die Türscharniere sind frisch geölt und die Bullaugen abgedichtet, so daß kein Wasser mehr bei stürmischen Seegang hereinschwappt, allerdings kann man sie nun auch nicht mehr öffnen. Und wir haben Hängematten mit engeren Maschen.«
    »Wann gibt es in diesem Schiff endlich vernünftige Kojen?« seufzte Nicole.
    »Das wäre nicht stilecht. Immerhin ist dies ein recht betagtes Schiffchen, und wenn es auch teilweise recht modern ausgestattet ist, sollte man doch bei den wirklich wichtigen Dingen Wert auf Stil und Atmosphäre legen. Wir haben leider schon genug Anachronismen an Bord.«
    »Zum Beispiel Pulverfeuerlöscher statt der Wassereimer«, spöttelte Zamorra.
    Porter sog an seiner Shagpfeife. »Dabei braucht man beides nicht, wenn die Crew ein bißchen auf Draht ist«, sagte er. »Wir hatten mal auf einem anderen Schiff so ein nettes Feuerchen. Mag schon dreißig Jahre her sein, und der Kahn war nur wenig kleiner als die stolze ULYSSES. Da haben wir uns alle auf eine Seite gestellt, über die Reling gehängt und das Schiff umgekippt, daß es mit dem Kiel nach oben fuhr. Prompt war das Feuer aus. Und da haben wir die Prozedur wiederholt, indem wir uns alle auf einer Seite ans Schwert hängten, das Schiff kippte wieder und fuhr richtig herum weiter.«
    »Das Schwert?« wunderte sich Nicole.
    »Das ist so eine Art Gegengewicht zu den Masten. Verlängert den Kiel nach unten und ist eher bei kleinen Segelbooten
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