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0493 - Todestanz der Nixe

0493 - Todestanz der Nixe

Titel: 0493 - Todestanz der Nixe
Autoren: Werner Kurt Giesa
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von Frankfurt nach Marseille geflogen wäre. Von Boston aus brachte ein Hubschrauber Zamorra und Nicole zur ULYSSES.
    »Interessanterweise hat Carsten die Rivalität zwischen seinem Konzern und der Tendyke-Industries mit keinem Wort erwähnt«, stellte Zamorra unterwegs fest. »Dabei dürfte Riker mit der TI ihm doch Schwierigkeiten noch und nöcher machen. Er hat seinen Expansionskurs doch wohl nicht wieder zurückgeschraubt. Trotzdem läßt Rob ihn seltsamerweise immer noch frei gewähren.«
    »Taktgefühl«, meinte Nicole. »Carsten möchte uns nicht zu einer Entscheidung zwingen. Er weiß, daß du mit Rob Tendyke nicht weniger befreundet bist als mit ihm, und daß es unfair wäre, eine Entscheidung für die eine oder die andere Seite erzwingen zu wollen.«
    »Na, ich weiß nicht… ich an seiner Stelle hätte zumindest eine leichte Beeinflussung versucht. Immerhin arbeitet die TI teilweise mit der DYNASTIE DER EWIGEN zusammen, wie wir alle mittlerweile wissen, und der Möbius-Konzern hat vor ein paar Jahren bekanntlich sogar in der Chefetage größere Probleme mit der DYNASTIE gehabt. An Carstens Stelle würde ich nicht einfach dasitzen und abwarten.«
    »Vielleicht tut er das ja auch gar nicht, und wir merken nur nichts davon. Was haben wir mit der internationalen Wirtschaft zu tun? Wenn der eine Konzern dem anderen Märkte abnimmt, lesen wir das allenfalls in der Zeitung. Und meist werden da auch nur die Tochterfirmen erwähnt, so daß keine Rückschlüsse auf die Holding im Hintergrund zu ziehen sind. Was wissen wir denn, welche Firmen zu welchem Multikonzern gehören? Wir wissen nur, daß beide, Möbius wie Tendyke, weltweit über Tochterfirmen für die NASA und auch für andere Raumfahrtunternehmen arbeiten.«
    »Und daß wohl zumindest die TI den Ewigen ein neues Sternenschiff bauen soll - und es möglicherweise auch tun wird, selbst wenn nur ein Teil dessen Wirklichkeit wird, was wir seinerzeit bei unserem Abenteuer in der Zukunft gesehen haben.« [2]
    »Wobei diese Zukunft bekanntlich nicht unbedingt so eintreffen muß«, gab Nicole zu bedenken. »Allein dadurch, daß Julian den Silbermond in eine künstliche Traumwelt gezogen hat, kann die Entwicklung völlig anders verlaufen, weil das von Merlin hervorgerufene Zeitparadoxon dadurch wieder annulliert wurde.«
    »Aber es kann jederzeit wieder eintreten, wenn der Traum erlischt. Abgesehen davon deuten auch andere Tendenzen darauf hin, daß es zumindest teilweise zu jener unerfreulichen Entwicklung kommen könnte. Das Schlimme daran ist, daß wir hier und jetzt nichts tun können. Wir können uns nicht einmal darauf vorbereiten, weil wir nicht sicher sein können, wie die Entwicklung konkret aussehen wird. Wir können nur abwarten und reagieren, wenn es soweit ist. - Und vielleicht ist das auch ganz gut so. Zuviel über die Zukunft zu wissen, ist schädlich, weil man sich zu leicht in den eigenen Fallstricken der Erwartungen verfängt und unterbewußt glaubt, es müsse unabänderlich so sein, wie man’s gesehen hat.«
    »Höre ich da so etwas wie Fatalismus?« fragte Nicole leise.
    Zamorra schüttelte den Kopf. »Sicher nicht. Dafür solltest du mich gut genug kennen. Aber wir sollten uns nicht über etwas die Köpfe zerbrechen, was vielleicht gar nicht eintreten wird, weil die Wahrscheinlichkeit dafür sich gegen Null verändert.«
    Eine halbe Stunde später sahen sie unter sich die Schiffe. Da war eine Barkentine mit drei Masten, deren Segel allerdings gerefft waren. Das Forschungsschiff lag ebenso vor Anker wie der seegrau gestrichene Kreuzer, der nicht einmal einen halben Kilometer entfernt auf den Wellen trieb. Zamorra verzichtete von vornherein darauf, das in Seemeilen umzurechnen. Warum sollte er sich mehr Mühe machen als unbedingt nötig? Seemännische Fachausdrücke überließ er lieber den Seeleuten; die kannten sich damit aus. Er war schließlich nur eine »Landratte« und kein »Seesack« - »Seelords« nannten sie sich selbst und reagierten allergisch auf den anderen, eher spöttischen Begriff.
    Der große Hubschrauber konnte natürlich auf dem Deck des Seglers nicht landen, nicht einmal nahe genug herankommen, da die Takelage einen Direktanflug störte. Bei dem Kreuzer der US-Marine wäre das wesentlich einfacher gewesen. Aber die ULYSSES, mit der der Pilot bereits seit einiger Zeit in Funkkontakt stand, setzte ein Beiboot aus. Der Hubschrauber ging tief genug herunter, so daß Zamorra und Nicole mittels einer Strickleiter absteigen konnten.
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