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Crossfire 2: Feuerprobe

Crossfire 2: Feuerprobe

Titel: Crossfire 2: Feuerprobe
Autoren: Nancy Kress
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PROLOG
IM WELTRAUM
     
     
    Sie waren seit zwei Monaten unterwegs, und sie waren seit 19
Jahren unterwegs. Das Schiff, in dem sie reisten, gehörte nicht
ihnen, sondern einer vollkommen fremden außerirdischen Rasse.
Dennoch war ihnen beiden jeder Zentimeter davon so vertraut wie die
eigene Haut: jeder Fleck, jede Nische und jede der fremdartigen
Ausstattungen, deren Zweck sie nicht kannten.
    In der »Nacht« – eine willkürliche Einteilung,
da sie immer noch nicht wussten, wie man die Beleuchtung des Schiffes
regulierte – lag einer in den Armen des anderen, und sie
flüsterten miteinander, als könnte jemand sie belauschen.
Dabei waren sie beide und die »Passagiere« des Schiffes die
einzigen Lebewesen in einem Umkreis von mehreren Lichtjahren.
    »Lucy? Ist alles in Ordnung mit dir?«, fragte Karim
Mahjoub.
    »Natürlich«, flüsterte sie zurück und
versuchte, nicht beleidigt zu klingen. Sie gingen beide davon aus
– Karim und Lucy –,dass Lucy für die
Belastungen der Reise zu empfindlich sei. Manchmal hasste sie sich
selbst.
    »Ich wünschte, ich wüsste mit Sicherheit, wie lange
wir noch unterwegs sind«, flüsterte Karim.
    »Ich dachte, du hättest alles ausgerechnet?«
    »Ja, aber ich bin mir trotzdem nicht sicher. Und das
weißt du.« Ein leichter Vorwurf klang in seinem Tonfall
mit. Er hatte ihr notdürftig erklärt, wie man das Schiff
flog und wie man es in eine bestimmte Richtung lenkte. Er hatte ganz
allein herausgefunden, wie man die beachtlichen Waffensysteme des
Schiffes bediente. Aber der Computer war viel zu kompliziert und viel
zu fremdartig. Sie flogen mit vielfacher Erdbeschleunigung, aber
Karim wusste nicht, wie viel mehr genau es war, und auch nicht, wie
weit ihr Ziel wirklich entfernt lag.
    Lucy entschuldigte sich nicht. »Ich schau mal nach den
Gefangenen.«
    »Denen geht es gut«, sagte er – nicht, weil er es
nachgeprüft hätte, sondern weil sich bei den Gefangenen nie
etwas veränderte. Einstmals waren sie kampfeslustig gewesen,
gefährliche und technisch überlegene Außerirdische.
Dieses Schiff hatte ihnen gehört. Aber jetzt saßen sie
untätig in einer verschlossenen Kammer, aßen die Nahrung,
die man ihnen brachte, und taten nur das Notwendigste. Die meiste
Zeit waren sie versunken in Träume, was auch immer das für
Träume waren, die ihnen ihre von Viren verseuchten Gehirne
vorgaukelten.
    »Ich schaue trotzdem nach«, beharrte Lucy.
    Sie rückte von ihm ab und stand auf, eine zierliche Gestalt
in einem schweren Anzug: Die Temperatur im Schiff war noch etwas, was
Karim nicht regulieren konnte. Die außerirdischen Pelzlinge
stammten offenbar von einem Planeten, auf dem es deutlich kälter
war als auf der Erde. Lucy ging zur Gefangenenkammer, und die Sohlen
ihrer Stiefel schlugen laut auf dem Metallboden.
    Ohne weitere Vorsichtsmaßnahmen öffnete sie die Luke.
Anfangs hatten sie und Karim stets die Kraftfelder aufgebaut, ehe sie
den Pelzlingen gegenübertraten. Aber die Pelzlinge beachteten
sie kaum, deshalb stand Lucy nun ungeschützt in der offenen
Luke.
    Die meisten Pelzlinge schienen zu schlafen, obwohl man die wachen
kaum noch von den schlafenden unterscheiden konnte.
»Meditation«, so nannte es Karim. »Beten« hatte
Dr.. William Shipley dazu gesagt, damals, auf Greentrees. Jake
Holman, ihr Anführer, war da ehrlicher gewesen: »Man hat
sie verändert und einer Pflanze so ähnlich gemacht, wie es
ein Tier nur werden kann.«
    Zwei der Pelzlinge wirkten allerdings sehr lebendig: Sie lagen in
einer Ecke und paarten sich. Eine Tätigkeit, der alle
infizierten Pelzlinge häufig nachgingen. Sie waren für
jeden anderen Pelzling in höchstem Maße ansteckend –
und zugleich sexuell außerordentlich anziehend. Und genau so
sollte es auch sein.
    Lucy schaute nach, ob der Wassertrog auch gefüllt und sauber
war. Einer der Pelzlinge hob langsam den Kopf und schien sie
tatsächlich wahrzunehmen. Lucys Herzschlag drohte auszusetzen.
Die Pelzlinge waren so stark, so muskulös, mit kräftigen
Beinen und einem noch kräftigeren Schwanz, die Zähne so
spitz und scharf… Aber der Pelzling schaute sie nur an, starr
und ausdruckslos, und dann senkte er wieder den Kopf und versank ein
weiteres Mal in endloser, schweigender Kontemplation.
    Lucy schloss die Luke. Karim kam den kurzen Gang entlang auf sie
zu. Sie wusste, was geschehen war, noch bevor sie seine Aufregung
bemerkte, denn der Boden unter ihren Füßen verformte
sich.
    Das gekaperte Schiff der Außerirdischen verfügte
über
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