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0493 - Todestanz der Nixe

0493 - Todestanz der Nixe

Titel: 0493 - Todestanz der Nixe
Autoren: Werner Kurt Giesa
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preßte die Lippen zusammen. Der Kapitän der ANTARES war sein Freund, und es gefiel ihm nicht sonderlich, daß Siccine derart hereingelegt wurde. Er würde ein ernstes Wort mit Carsten Möbius reden. Das hier war zwar alles wunderschön zu begründen, aber alles andere als Fairplay. Weder Siccine gegenüber noch gegenüber den USA, die der Konzern hier vor seinen Karren spannte.
    Früher hätte Carsten Möbius ein solches Vorgehen für verwerflich befunden; es war weder seine Art, noch die seines Vaters. Sollte der Geschäftsalltag Carstens Inneres mehr und mehr verhärten?
    »Porter, wissen Sie, daß ich mit dem Kapitän der ANTARES befreundet bin?«
    Porter hob die Brauen. »Nein. Aber er kann nach menschlichem Ermessen auch nichts von Ihrer Anwesenheit hier wissen. Überdies sollen Sie, wie der Junior andeutete, hier ja nur herausfinden, was Scotty nicht herausfand, nämlich die Todesursache unseres Pinselquälers.«
    »Pinselquälers?«
    »Na ja, vor kurzem hat er der ULYSSES erst diesen prachtvoll neuen Anstrich verschafft. Außerdem malte er Bilder. Daher der Spitzname.«
    Zamorra nickte. »Angst, daß ich das gegenüber Captain Siccine ausplaudern könnte, worüber wir uns gerade unterhalten haben, haben Sie nicht?«
    Porter zuckte abermals mit den Schultern. »Wozu? Wenn der Junior keine Angst hat? Der dürfte immerhin wissen, welches Schiff hier liegt, und auch Ihre Querverbindungen kennen. Trotzdem hat er Sie hierher geschickt. Warum soll ich Ihnen weniger Vertrauen entgegenbringen? Außerdem sind Sie Charlemagne. Sie sind Geheimnisträger. Wenn die Gefahr bestände, daß Sie alles ausplaudern, hätte man Ihnen nicht den Code und die Berechtigung zur Alpha-Order gegeben.«
    »Was weiß Ihre Crew?«
    »Alles, was auch ich weiß. Für die Jungs lege ich meine Hand ins Feuer. Die lassen sich lieber zu handlichen Streifen schneiden, als unsere Sache zu verraten.«
    »Es spricht also nichts dagegen, daß Mademoiselle Duval und ich der ANTARES einen Besuch abstatten?«
    Porter schüttelte den Kopf. »Wozu auch? Ich kann und ich will Ihnen keine Befehle erteilen. Mit einer einzigen Ausnahme: wenn es um die Sicherheit der ULYSSES und ihrer Besatzung geht. Ich habe im Gegensatz zu Ihnen den Überblick und die seemännische Erfahrung, Admiral.«
    Zamorra verzog das Gesicht. »Lassen doch wenigstens Sie diesen Quatsch«, bat er. »Ich weiß ja nicht einmal, wie viele Streifen am Ärmel ich dafür tragen müßte.«
    »Eine ganze Menge«, grinste der alte Seebär. »All right, wie ich Sie kenne, drängt es Sie danach, sich in die Arbeit zu knien. Bis zum Abendessen ist es noch Zeit. Wollen Sie erst einmal mit Scotty reden? Für ein Übersetzen auf die ANTARES dürfte es zu spät sein.«
    Zamorra warf noch einen Blick auf den Kreuzer, der ruhig in einiger Entfernung dahintrieb. Dann nickte er. »In Ordnung, Captain. Reden wir mal mit Scott. Ich will wissen, wie Ihr ›Pinselquäler‹ starb.«
    ***
    Die Nixe spürte, daß jemand gekommen war, der über eine unglaubliche Macht verfügte. Da war die Kraft einer entarteten Sonne. Die Nixe konnte nicht erkennen, ob ihr von diesem Menschenwesen Gefahr drohte. Sie mußte es näher sondieren. Ein vager Hoffnungsschimmer keimte in ihr. Vielleicht konnte eine Begegnung mit diesem Menschenwesen ihre Erlösung bedeuten.
    Oder seinen Tod.
    Der Tod noch eines Menschen. - Sie mußte mehr erfahren! Und aus der Tiefe ihrer Trauer stieg sie wieder empor ins scheidende Abendlicht.
    ***
    Percy Scott war so etwas wie der 2. Offizier der ULYSSES und fungierte nebenbei als Arzt. Er stammte aus Texas. Sein Vater war noch in einem tugboat als »Küstenspringer« zwischen Galveston und Corpus Christi gependelt und hatte die Lastkähne, wenn es nötig war, auch den Rio Grande oder den Sabine River oder den Brazos hinauf zum nächsten Binnenhafen geschleppt. Von daher hatte Scott das Faible fürs Wasser geerbt, und er hatte immer weiter hinaus gewollt als sein Vater. Seit ewigen Zeiten gehörte er nun schon zur Crew der ULYSSES, die seinerzeit einen Bordarzt gebraucht hatte. Und weil er gerade sein Medizinstudium abgeschlossen hatte, das ihm sein Vater in weiser Voraussicht aufgezwungen hatte ( »Junge, mit dem Küstenspringen verdient du nichts. Werde Arzt, dann wirst du stinkreich und kannst zwei dicke Cadillacs und einen schweren Mercedes vor deiner Traumvilla parken!«), hatte er sofort seine Heuer bekommen. Seither gehörte er zum lebenden Inventar des Schiffes, nur seinen Südstaatenslang
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