Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0488 - Blutregen

0488 - Blutregen

Titel: 0488 - Blutregen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
Vom Netzwerk:
vielleicht…«
    »Ich verstehe Euch nicht, Herr«, grübelte der Gnom. »Beamter?«
    Ted grinste. »Nun, habt ihr sie nicht auch am Hof des Sonnenkönigs, die Beamten? Die sind eine eigene Rasse, so kommt’s mir manchmal vor. Aber lassen wir das jetzt. Du denkst also, die Blumen hätten sich geschlossen und könnten in diesem Zustand keinen Transport vornehmen? Nie erlebt, so etwas…«
    »Weil Ihr vielleicht nie versucht habt, Euch von einem Ort an den anderen zu versetzen, wenn’s dunkel war. Mit Verlaub, Herr, ’s liegt doch nahe!«
    Ted nickte bedächtig. Ganz unrecht hatte der Gnom vielleicht gar nicht mal. In den Kellerräumen der beiden Bauwerke brannte Kunstlicht; winzige Miniatur-Sonnen, die seit Ewigkeiten zu glühen schienen und auf unerklärliche Weise frei in der Luft über den Blumen schwebten. Wenn Ted sich nicht irrte, gab es bei der Kunstsonne im Château Montagne sogar so etwas wie einen künstlichen Tag-Nacht-Rhythmus. Aber offenbar hatte tatsächlich noch niemand versucht, einen Transport zu verlangen, während die Blüten sich schlossen! Ted fragte sich, wie es bei den Regenbogenblumen in den Sümpfen Louisianas war oder bei jenen in der Erdhöhle in Alaska, wo ebenfalls künstliches Licht brannte.
    »Das heißt also, daß wir nur ein paar Stunden zu warten brauchen, bis am Zielort die Sonne aufgeht und die Blüten sich wieder öffnen«, sann Ted Ewigk. »Gleichzeitig heißt es für unsere Freunde natürlich auch, daß sie bis dahin in der anderen Welt gefangen sind. Nun gut, warten wir also ab. Schätzungsweise… sechs oder sieben Stunden. Das reicht zum Schlafen.«
    »Wenn drüben Sommer ist, Herr«, gab der Gnom zu bedenken. »Sollte es Winter sein, reichen vielleicht zwölf Stunden noch nicht.«
    »Im Winter blühen keine…« Ted unterbrach sich. Auch darüber gab es keine Erkenntnisse! Diese riesigen, seltsamen Blumen unterschieden sich so nachhaltig von all der anderen Pflanzenwelt, daß man einfach mit allem rechnen mußte.
    Nun, er würde in etwa sieben Stunden einen neuen Versuch starten. Bis dahin konnte er ohnehin nichts tun.
    Ted kehrte in seine Villa am Rand der Ewigen Stadt zurück.
    ***
    Nicole hätte heulen können. Die Regenbogenblumen, ein ganzes, unüberschaubares Feld dieser wundersamen Pflanzen, war ein Raub der Flammen geworden! Feuer, von Xolox entfacht, hatte alles abgefackelt! Damit war die Rückkehr in die eigene Welt versperrt. Sie selbst, Don Cristofero und Professor Zamorra, der im Tempel vom Stein gefangengehalten wurde, saßen also erst einmal hier fest!
    Aber Nicole vergoß keine Träne. Das war nur Verschwendung emotioneller Energie. Vom Selbstmitleid kam keine Rettung, schon gar nicht für Zamorra.
    Sie mußte ihn irgendwie herausholen. Deshalb waren Cristofero und sie jetzt unterwegs zum Tempel der Brüder vom Stein!
    Als Nicole mitten im Blumenfeld materialisierte, war Zamorra längst fort gewesen. Sie traf nur auf Cristofero, der seltsamerweise wieder stocknüchtern war. Daß eine der Blumen, unter der er seinen Rausch hatte ausschlafen wollen, ihm den Alkohol entzogen hatte, ahnte keiner von ihnen. Aber Don Cristofero hatte Nicole berichtet, daß er mit Zamorra zusammen hier angekommen und sofort überfallen worden war. Zamorra war niedergeschlagen worden; Cristofero hatte sein Heil in der Flucht gesucht, weil er gegen die Übermacht nicht ankam. Nicole Duval sah das auch nicht als Feigheit an. Ein geflohener Cristofero in Freiheit nützte ihr als Informationsquelle wesentlich mehr als ein Held, der gefangengenommen oder gar erschlagen worden war. Bloß hatte es ausgerechnet Cristofero sein müssen, dieser Nervtöter, dem sie wegen seiner arroganten, selbstherrlichen Art nur wenig Sympathien entgegenbringen konnte? Hätte es nicht andersherum sein können, daß sie auf Zamorra traf und statt dessen der Grande verschleppt worden wäre?
    Nun mußte sie zwangsläufig mit ihm Zusammenarbeiten, und in aller Selbstverständlichkeit hatte er sofort das Kommando ergriffen. Dabei war er mit Situationen wie dieser absolut nicht vertraut; Nicole besaß da wesentlich mehr Erfahrungen. Doch für ihn war sie erstens nur eine Frau und zweitens nur Zamorras Mätresse. Für die Befreiung Zamorras konnte es nur gut sein, wenn ein Mann die Sache in die Hand nahm. Noch dazu einer wie Don Cristofero Fuego del Zamorra y Montego. Und schließlich war ja auch er es gewesen, der Xolox geschnappt hatte, den Bruder vom Stein, der nicht nur das Regenbogenblumenfeld in Brand

Weitere Kostenlose Bücher