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0488 - Blutregen

0488 - Blutregen

Titel: 0488 - Blutregen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Nik Landaron spürte den Luftzug in seinem Nacken. Er machte nicht den Fehler, sich herumzudrehen. Das hätte ihn zuviel Zeit gekostet. Er ließ sich einfach nach vorn fallen. Der heimtückische Hieb mit dem Messer, der ihn zwischen den Rippen treffen und sein Herz durchschneiden sollte, ging ins Leere. Robor stürzte nicht, vom eigenen Schwung getragen, über den ehemaligen Offizier, sondern erschien ein halbes Dutzend Meter von Landaron entfernt in einem anderen Teil des Opferraumes und fand dort mühelos sein Gleichgewicht wieder.
    Das bösartige Lachen eines Wahnsinnigen verhallte!
    Landaron richtete sich wieder auf. Die Gegner fixierten sich. Die beiden Unheimlichen in ihren dunklen Kutten, deren Kapuzen nur wesenlose Schwärze überdeckten, rührten sich nicht. Warum griffen sie nicht in den Kampf ein? Überraschte auch sie das unheimliche Können Robors, der im einen Moment hier war und im nächsten dort, ohne daß zu erkennen war, auf welche Weise er sich bewegte?
    Landaron hatte das noch bei keinem einzigen Priester aus der Bruderschaft vom Stein beobachtet, und sein Vater, selbst Priester, hatte ihm auch nie etwas darüber verraten.
    Landaron hatte ihn verlassen und eine andere Identität angenommen, weil er die bösen, kriegstreiberischen Machenschaften der Priester nur zu gut durchschaute. Als Offizier hatte er sich in der Armee hochdienen wollen, um dann später aus höherer Position heraus dafür zu sorgen, daß unsinnige Kriege, die nur den Brüdern vom Stein nutzten, erst gar nicht mehr entbrannten.
    Aber nun war seine geplante Karriere schneller beendet, als er gedacht hatte. Er wurde als Entführer jenes Mädchens gesucht, das Robor dem Dämon geopfert hatte. In Wirklichkeit hatte er die Entführung zu verhindern versucht, dabei aber im Gegensatz zu den Entführern Spuren hinterlassen. Und daß die Brüder vom Stein dahintersteckten, glaubte ihm niemand, solange er nicht handfeste Beweise bringen konnte.
    Die Kuttengestalten, die mit normalen Waffen nicht zu verletzen waren, sondern nur mit bestimmten, blitzschleudernden Waffen unschädlich gemacht werden konnten, hatten mit Hilfe ihrer düsteren Magie genau die Entführung begangen, die Sula Solonys’ Vater Landaron anlastete. Dabei liebte Landaron Sula. Welchen Grund sollte er haben, sie zu entführen? Im Gegenteil, er hatte auch jetzt noch versucht, sie zu retten, nur war er zu spät gekommen - aus dem Nichts hatte die Klaue des Dämons zugepackt, Sula vom steinernen Blutaltar gerissen und einfach verschwinden lassen, Sekundenbruchteile bevor der Opferdolch des Priesters Robor sie durchbohren konnte. Dafür aber würde der Dämon sie in seinen höllischen Sphären töten, und das war möglicherweise noch entsetzlicher!
    Deshalb wollte Landaron den Priester töten. Das war die einzige Möglichkeit, den Bruder vom Stein für sein übles Tun zur Rechenschaft zu ziehen. Eine Anklage vor einem ordentlichen Gericht war sinnlos; noch niemals in der Geschichte des Königreiches war jemals ein Priester vor Gericht gestellt worden. Landarons Vater hatte einmal in weinseligem Zustand von Brüdern erzählt, die sich kleinerer Vergehen schuldig gemacht hatten. Das war innerhalb der Bruderschaft geregelt worden. Nach außen hin war sie unangreifbar. Niemand zwang einen Bruder vom Stein jemals auf die Anklagebank. Aber die Priester konnten ihrerseits Anklage erheben und Prozesse überwachen - sowie deren für den Angeklagten nicht immer angenehmen Begleitumstände.
    Robor trug die Schuld an Sulas Tod. Und er trug die Schuld an der furchtbaren Leere, die jetzt in Nik Landaron wühlte und die selbst vom Haß nur teilweise wieder aufgefüllt werden konnte.
    Die beiden Kuttenträger griffen nicht ein. Sie kamen Landaron vor wie Maschinen, die nur darauf warteten, eingeschaltet zu werden. Er war froh darüber, daß das nicht geschah. Seinen kleinen Blitzwerfer hatte er in seinem Quartier zurücklassen müssen, als er die Flucht vor seinen Schergen ergriff, und mit dem Degen allein konnte er sich die Unheimlichen nicht vom Leibe halten. Zudem hatte er mit seiner Jagd auf Robor schon genug zu tun.
    Verspottete der ihn nicht mit seinem ständigen Auftauchen und Verschwinden?
    Um ein Haar hätte Landaron Degen oder Kampfdolch nach ihm geschleudert, um ihn so zu treffen, statt pausenlos hinter ihm herzulaufen und mit ihm Katz und Maus zu spielen. Aber damit hätte er sich nur selbst entwaffnet. Er war zwar äußerst treffsicher, aber Robor hätte den Waffen mühelos
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