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0488 - Blutregen

0488 - Blutregen

Titel: 0488 - Blutregen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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befand sich eine der Zinnen, die der Mauerkrone als Verzierung aufgesetzt worden waren. Die Spitze dieser Zinnen wurde von einer kupfernen Spitze abgeschlossen.
    Robors gellender Schrei erstarb, als sein Sturz abrupt endete.
    Ein Wirbelsturm brauste über den Platz. Aus dem Blutregen wurde Hagel. Schreiende Menschen flohen. Die Disziplin der Soldaten sorgte immerhin noch dafür, daß sie ihre bewußtlosen Kameraden mitnahmen. Um die Gefangenen kümmerte sich niemand mehr. Sie waren angesichts der überraschenden Geschehnisse unwichtig geworden. Immer noch zuckten wilde Blitze. Der Himmel verdunkelte sich. Niemand achtete auf die beiden ungleichen Gestalten, die über den menschenleer gewordenen Platz huschten. Die massigere Gestalt hob Nicole Duval auf ihre Arme; das wesentlich kleinere Geschöpf schleifte Zamorra hinter sich her. Wenige Minuten später war der Spuk vorbei. Das befremdliche, magische Unwetter fand schließlich sein Ende. Kein Blut tropfte mehr aus den Gewitterwolken am Himmel. Nur von der Mauerzinne am Tempel rann noch für eine Weile ein breiter Blutfaden an der Mauer herab auf den Erdboden, bis auch er schließlich versiegte.
    ***
    Gaap, der Dämon, lachte. Er hatte zwar auf Sulas Blut und Leben verzichten müssen, aber dafür war er den Quälgeist Robor los. Er würde ihn nie wieder mit seinen Wünschen und Forderungen belästigen.
    Das war schon einen kleinen, unwesentlichen Verzicht wert!
    Nur eines blieb dem Dämon unklar.
    Wer hatte das magische Chaos, den Blutregen und den Sturm, über dem Tempelvorplatz entfesselt?
    ***
    »Und das alles - das soll ich gewesen sein?« staunte der Schwarze später. »Ich mit meinem Zauber? Unfaßbar!«
    »Ei, selbstverfreilich war Er dies«, tönte Cristofero. »Ich muß Ihn ausnahmsweise einmal wirklich loben. Hätte Er nicht für jene vorzügliche confusion unter dem Volke gesorgt, so wäre es mir nicht ganz so leicht gefallen, Herrn deMontagne und seine Mätresse zu befreien.«
    »Herr deMontagne« hob die Brauen und dachte sich seinen Teil; als er erwachte, hatte der Gnom ihn geschleppt. Seine hochwohlgeborene Merkwürden, Don Cristofero Fuego und so weiter, geruhten das Fliegengewicht Nicole über der Schulter zu tragen wie Jagdbeute. Aber es brachte nichts, eine korrigierende Bemerkung zu machen. Sollte Cristofero sich ruhig als den alleinigen Helden sehen.
    Mit ziemlicher Sicherheit ging die Welt davon nicht unter.
    »Ein Problem haben wir allerdings immer noch«, stellte er fest. »Wir können nicht in unsere Welt zurück.«
    »Wieso nicht?« knurrte Cristofero und deutete auf die nachgewachsene Regenbogenblume, deren Blütenkelch inzwischen gut einen Meter durchmaß. »Wir haben hier doch so ein Gewächs!«
    Ihre Flucht hatte sie zu dem niedergebrannten Feld geführt. Wie selbstverständlich hatte Cristofero es angesteuert, und nun saßen sie hier inmitten der Asche neben der Jungpflanze. Cristofero vermerkte, daß es genau die Stelle war, wo er nach dem Genuß des Cognacflaschen-Gesamtinhalts selig eingeschlummert war, um dann stocknüchtern wieder zu erwachen, weil ein breites Blatt vom Blumenstengel seine Nase kitzelte. [2] Seit dieser Erzählung hegten Zamorra und Nicole den Verdacht, daß die Blätter dieser Regenbogenblumen die Alkoholkonzentration aus dem menschlichen Blutkreislauf ziehen konnten - ohne dabei den Körper selbst zu verletzen! Wenn das auf der Erde allgemein bekannt wird, überlegte Zamorra, werden Hunderttausende von Autofahrern auf die Jagd nach diesen Blumen gehen - um sich sinnlos betrinken und danach doch noch fahren zu können. Wehret den Anfängen!
    Eine weitere, recht interessante und durchaus widernatürliche Sache war, daß ausgerechnet an dieser Stelle ein Pflanzenkeimling besonders schnell emporwuchs. Gerade so, als sei der über das Blatt aufgenommene und vermutlich über die Wurzeln anschließend an den Erdboden abgegebene Alkohol ein spezieller Dünger für die Regenbogenblumen!
    Dies mochte vielleicht später einmal für das Heranzüchten von Ablegern von Bedeutung sein - wenngleich es Zamorra recht irrwitzig vorkam, weil Alkohol normalerweise doch das Wachstum hemmte; bei Pflanzen nicht weniger als bei Menschen!
    »Verzeiht, Gebieter«, unterbrach der Gnom. »Aber wenn ich meinen geliebten und hochverehrten Herrn pflichtschuldigst darauf aufmerksam machen darf, daß mein Versuch, mittels dieser Blume ins Château Montagne zurückzukehren, kläglich scheiterte, und ich daraus schließe, daß ein Transport nur noch
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