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0488 - Blutregen

0488 - Blutregen

Titel: 0488 - Blutregen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Menschengestalt!«
    »Sie redet wirr«, murmelte Robor entgeistert.
    »Der da war es!« schrie Sula auf und deutete auf Robor. Sie sprang auf, achtete jetzt nicht mehr darauf, daß ihre Füße so nackt waren wie der Rest ihres Körpers. »Der hat mich entführen lassen! Es waren Tempeldiener! Er wollte mich einem Dämon opfern, Vater! Robor ist der Schuldige, nicht Landaron! Landaron wollte mich retten!«
    »Sie ist nicht mehr gesund im Kopf«, wehrte Robor ab. Es war ihm herzlich unangenehm, daß eine so große Menschenmenge diese Anschuldigung mitbekam. Die meisten wußten vermutlich nichts von der Entführung, aber zumindest die Soldaten waren informiert. Die Brüder vom Stein sowieso, aber falls dieses Weib, das doch eigentlich tot sein sollte, jetzt auch noch auf die Idee kam, hinauszuposaunen, weshalb er eine Dämonenbeschwörung vorgenommen hatte…
    »Er hat Gaap angerufen!« schrie sie wild. »Er hat Gaap angerufen, den Dämon! Er wollte Macht! Robor will euch alle beherrschen! Er wollte mich dem Dämon opfern, er wollte mich ermorden, damit der Dämon ihm Macht gibt! Rede, Robor, du Schakal, was hat dir der Dämon dafür gegeben? Hast du erreicht, was du wolltest?«
    »Landaron…«, begann ihr Vater. »Landaron ist tot!«
    Da schrie sie verzweifelt auf. »Tot? Dann hat dieser von den drei Göttern verfluchte Dämonenpriester Nik auch ermordet?« Mit wildem Blick sah sie sich um, entdeckte einen Soldaten in ihrer Nähe, und ehe der reagieren konnte, hatte die tobende Sula ihm das Kurzschwert entrissen und drang damit auf Robor ein!
    Sie war unglaublich schnell. Robor hatte keine Möglichkeit, den Angriff abzuwehren, und die anderen konnten sie nicht festhalten. Nicht einmal ihr Vater, der neben ihr stand. Die Klinge hätte Robor durchbohrt.
    Sein Überlebensinstinkt zwang ihn in die Teleportation.
    Plötzlich war er verschwunden und tauchte von einem Moment zum anderen auf einem Podest mitten in der Menschenmenge wieder auf, von dem zuweilen Bekanntmachungen ausgerufen wurden.
    Menschen schrien auf. Gerade noch hatten sie ihn bei Solonys und seiner schönen Tochter gesehen, jetzt stand er hier zwischen ihnen!
    Wie war das möglich?
    »Seht ihn euch an!« schrie Sula so laut sie konnte. »Seht ihn dort! Das ist die Gabe, die der Dämon ihm gab! Damit will er seine Macht über euch alle festigen! Seht ihn an! Er kann überall zugleich sein! Er kann hinter euch stehen, ohne daß ihr es merkt, er kann euch belauschen! Er kann euch töten, und niemand weist ihm den Mord nach, weil er nur für die Dauer eines Herzschlages fort war! Er ist Gaaps Diener! Er ist dem Dämon verschworen!«
    Als sie verstummte, merkte sie, daß sie gar nicht so laut hätte schreien müssen. Totenstille war eingetreten. Selbst Brick Solonys sagte nichts mehr. Alle starrten Robor an, dann wieder Sula, und dann erneut Robor.
    »Das - das ist nicht wahr!« keuchte der Priester. »Sie lügt! Sie hat den Verstand verloren! Hört nicht auf sie!«
    »Und wie, bei den drei Göttern, kommst du dann auf dieses Podest, Priester?« fragte jemand in die folgende Stille. »Eben hast du doch noch bei Herrn Solony und seiner Tochter gestanden, die dich anklagt!«
    »Wenn ich sie geopfert hätte, warum sollte sie dann jetzt noch hier sein? Warum lebt sie dann noch, häh?« schrie Robor wild. »Der Dämon hätte ihr Blut getrunken! Sie wäre tot!«
    »Nik Landaron hat mich befreit«, rief sie laut. »Und du, Bruder Robor, wirst ihn daraufhin ermordet haben!«
    »Ich habe ihn nicht ermordet!« log Robor keuchend.
    »Seht nur, wie er schwitzt«, rief jemand.
    »Diese Todesfälle im Folterraum des Tempels sind doch recht merkwürdig«, überlegte Solonys laut. »Angeblich ist jener dort«, er deutete auf den Tabubrecher Zamorra, den die Soldaten zu Boden sinken ließen, »auch irgendwie darin verwickelt. Vielleicht sollte man ihn aufwecken und fragen, was er dazu zu sagen hat.«
    »Er ist ein Tabubrecher«, sagte jemand laut.
    In diesem Moment wuchs Solonys über sich hinaus. Sein ganzes Leben lang war er ein überzeugter Traditionalist gewesen und einer der schärfsten Verfechter der alten Gebräuche und Sitten. Und er hatte Landaron gehaßt, weil er freiwillig ein Soldat geworden war. Aber jetzt polterte der alte Mann so laut los, daß auch der letzte Hörgeschädigte ihn vernehmen mußte: »Na, und? Was zählt das, wenn’s um die Wahrheitsfindung geht? Hat er das Tabu freiwillig gebrochen? Seht meine Tochter an! Auch sie bricht das Tabu! Tut sie es aus
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