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0488 - Blutregen

0488 - Blutregen

Titel: 0488 - Blutregen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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ausweichen können, um dann Landaron um vieles leichter den Garaus machen zu können. Daß Robor ihn ebenso töten wollte wie Landaron den Bruder vom Stein, war offensichtlich. Es war sogar logisch. Landaron mußte sterben. Er war unbefugt in den Tempel vom Stein eingedrungen, und er hatte eine Dämonenbeschwörung gesehen, die er niemals hätte sehen dürfen. Wenn er darüber redete, würde er das Bild zurechtrücken, das die Öffentlichkeit von der Priesterschaft hatte. Selbst wenn man seinen Behauptungen nicht glauben würde - irgend etwas blieb immer im Gedächtnis der Menschen haften, und wenn es wieder einmal zu einem unerklärlichen Vorfall kommen sollte, gab es sicher einige Menschen, die sich dann ausgerechnet an das erinnern würden, was Landaron ihnen erzählt hatte.
    Robor kam jetzt wieder näher heran. Auch wenn Landaron nicht wußte, wie der Bruder vom Stein das machte - er rechnete jeden Moment damit, daß Robor wieder einmal von einem Augenblick zum anderen neben oder vor oder hinter ihm erscheinen würde.
    Robor grinste diabolisch und erschien Landaron wie die Inkarnation größten teuflischen Wahnsinns.
    »Bis jetzt«, kicherte Robor, »habe ich nur mit dir gespielt. Von diesem Augenblick an wird es ernst. Todernst.«
    »Das will ich meinen«, preßte Landaron hervor. Plötzlich sah er eine Chance. Nur der Opferaltar stand zwischen ihnen, und der war gerade mal so breit, daß ein Mensch darauf liegen konnte. Landaron hielt den Degen etwas abgewinkelt vermutlich rechnete Robor damit daß der Krieger die Klinge erst zurückziehen und dann damit stoßen würde, wie er es bisher immer getan hatte. Daß Landaron den Degen plötzlich wie ein Kampfschwert führte, begriff er zu spät -Landaron zog die Klinge zum Schlag herum, direkt auf den Hals des völlig überraschten Mordpriesters zu.
    Im gleichen Moment, als er seinen Arm und den halben Oberkörper über den Steinaltar führte, schoß aus dem Nichts heraus eine riesige Pranke, erfaßte Landaron und riß ihn mit sich ins unbegreifliche Nirgendwo…
    ***
    Zamorra trug seine Fußschelle mit der daran hängenden Eisenkette, die ihm im Laufe der Zeit das Gelenk blutig scheuert hatte nicht mehr. Dafür hielten ihn vier eiserne Spangen fest - zwei an den Füßen, zwei an den Handgelenken. Er war an einen eisernen Stuhl gefesselt, der nicht gerade danach aussah, als sei er konstruiert worden, um so bequem wie möglich zu sein. Zamorra hatte, bevor er mittels Magie hineingezwungen worden war, einige kleine technische Gemeinheiten entdeckt - ganz abgesehen von der Mulde unter der Sitzfläche, die eine Feuerschale aufnehmen konnte. Und Rußspuren an den Stuhlbeinen und den Seitenkanten der Sitzfläche zeugten davon, daß diese makabre Art der Sitzheizung nicht nur einmal zum Einsatz gekommen war.
    Vor ihm stand der Priester Yomoy. Zamorra hatte ihn anhand seines Gewandes sofort als einen Bruder vom Stein erkannt, nur lag er offenbar falsch mit seiner Vermutung, zur Welt Ash’Cant verschlagen worden zu sein, als sein Regenbogenblumen-Transport gestört worden war. Yomoy hatte jedenfalls behauptet, den Begriff Ash’Cant noch nie zuvor gehört zu haben. Nach einer Erklärung, wieso sie sich dann beide in einer gleichermaßen bekannten Sprache verständigen konnten, hatte er erst gar nicht gesucht.
    Auf der Erde war Zamorra jedenfalls nicht mehr. Denn sonst befände er sich vermutlich längst nicht mehr in dieser fatalen Situation. Dann hätte er Merlins Stern, das zauberkräftige Amulett, Schutz, Waffe und Instrument zugleich, vor neun Jahrhunderten von dem großen Zauberer Merlin aus der Kraft einer entarteten Sonne geschaffen, nur mit einem Gedankenbefehl zu sich zu rufen brauchen. Aber seine Versuche waren gescheitert. Wenn das handtellergroße Amulett, das im Safe im Château Montagne lag, dem Ruf nicht folgte, dann nur, weil sich die Barriere zwischen ihnen befand, die zwei verschiedene Welten voneinander trennte.
    Eigentlich hatte Zamorra nur vom Château Montagne im Loire-Tal nach Rom gewollt, zu Ted Ewigks Villa am Stadtrand. Kein Problem; in beiden Kellern gab es die seltsamen Regenbogenblumen, die als Transportmittel dienten und größte Distanzen zu winzigen Schritten schrumpfen ließen, sofern man eine klare gedankliche Vorstellung von seinem Ziel besaß. Und es mußte in unmittelbarer Nähe dieses Ziels jene Blumen geben, deren mannsgroße Kelche scheinbar ganzjährig blühten und je nach Lichteinfall in allen Farben des Regenbogenspektrums
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