Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0488 - Blutregen

0488 - Blutregen

Titel: 0488 - Blutregen
Autoren: Werner Kurt Giesa
Vom Netzwerk:
den Alkohol weitgehend aufgesogen…
    Cristofero kannte kein Maß, nicht beim Trinken, nicht beim Schlemmen -und vermutlich auch in anderen Dingen nicht. Um so verwunderlicher war es, daß er den Verwachsenen als seinen Diener bei sich hatte und ihn auch recht herablassend behandelte. Aber das war nur die äußere Schale. In Wirklichkeit mochte er den Kleinen wie seinen eigenen Sohn, den er mit scheltenden Worten und zuweilen auch mal einem Klaps zu erziehen versuchte. Ungewöhnlich für einen Adligen, der in einer Zeit lebte, in welcher körperliche Abnormitäten verspottet, verhöhnt und allenfalls auf dem Jahrmarkt zur Schau gestellt, niemals aber toleriert und akzeptiert wurden.
    Umgekehrt war es nicht viel anders; der Gnom hing an seinem Herrn. Das allerdings war weniger verwunderlich; unter Cristoferos Schutz konnte er immerhin ein einigermaßen menschenwürdiges Dasein führen. Wenn Cristofero ihn nicht unter seine Fittiche genommen hätte, würde er möglicherweise längst tot sein, oder zumindest als hungernder Bettler und Dieb in den dunklen Seitenstraßen sein Dasein fristen. Da hätte ihm auch seine Zauberkunst nicht geholfen. Im Gegenteil, man hätte ihn eher erschlagen. Hexerei war immer noch verpönt, und die Scheiterhaufen noch nicht überall erloschen…
    Für Don Cristofero sollte er Gold machen. Unzählige Alchimisten in aller Welt versuchten sich daran; möglicherweise hatte der Gnom eine bessere Chance, weil er sich der Zauberei bediente.
    So sie denn eines Tages vielleicht zufällig mal funktionierte…
    »Wenn ich nur wüßte, wo der Herr jetzt ist! Wenn ich ihm doch nur helfen könnte!« jammerte der Gnom.
    Ted Ewigk preßte die Lippen zusammen. Aus dem, was Nicole ihm erzählt hatte, konnte er sich zusammenreimen, was geschehen war. »Dein Zauber hat Don Cristofero statt in sein Zimmer mitten zwischen die Regenbogenblumen getragen. Er ist mit Zamorra verschwunden. Wohin, wissen wir nicht. Seine Gedanken oder die Träume, die er vielleicht im Rausch hatte, müssen Zamorras Zielvorstellung überlagert haben.«
    Der Gnom hob den Kopf und sah Ewigk aus großen Augen an. »Aber dann habt Ihr doch sicher versucht, ihm nachzufolgen. Es kann nicht schwer sein, sich zu wünschen, zu Don Cristofero Fuego zu gelangen, wenn man zwischen den Blumen steht.« Das Prinzip des Transportes war ihm natürlich bekannt; Zamorra hatte ja darüber des öfteren gesprochen.
    »Natürlich haben wir es versucht«, sagte Ted. »Und Nicole muß es auch geschafft haben, denn sie verschwand zwischen den Blumen. Ich selbst wurde zurückgeschleudert, und seitdem geht es nicht mehr.«
    Der Gnom horchte auf.
    »Aber zwischen Castillo Montego und Eurem Palazzo vermögt Ihr ungehindert zu pendeln, mein Herr?«
    »Ja. Das besagt, daß die Blumen an sich nach wie vor transportieren. Um so rätselhafter ist es mir, daß ich weder Nicole noch die beiden anderen erreichen kann. Zumindest Nicole hätte sich in der kurzen Zeit nicht so schnell aus der Nähe der Blumen entfernen können, daß sie als Bezugspunkt nicht mehr in Frage kam.«
    »Und Ihr schließt aus, daß sie alle drei sofort starben, als sie das unbekannte Ziel erreichten, das sich möglicherweise in einer anderen Dimension befindet, Herr?«
    »Absolut. Zumindest dein Boß muß in der Nähe der Blumen gewesen sein, denn sonst wäre ja auch Nicole nicht transportiert worden. Sie hatte sich auf ihn konzentriert. Und mich haben die Blumen praktisch zurückgeschleudert.«
    Der Gnom nickte nachdenklich. Es schien ihm gutzutun, daß Ted ihn nicht von oben herab behandelte, sondern ganz normal mit ihm redete. So konnte er seine Gedanken besser entfalten.
    »Herr, habt Ihr vielleicht auch einmal bedacht, daß die Kelche der Blüten sich geschlossen haben könnten?«
    Ted sah ihn fragend an.
    »Nun, die Welt ist rund, wie Cristobal Colon nachwies, als er gen Westen segelte, um Indien zu erreichen, und Herr Magalhaes, indem er sie ganz umrundete mit seinen Schiffen. Daraus folgt, daß es hier Nacht ist, wenn anderswo die Sonne scheint, oder hat mir mein Herr Cristofero Fuego dies falsch vermittelt?«
    »Absolut nicht«, sagte Ted. »Und weiter?«
    »Vielleicht ist es dort, wo mein Herr Cristofero und seine Freunde jetzt gerade sind, soeben Nacht. Somit schlafen auch die Blumen; die Kelche ihrer Blüten mögen geschlossen sein. Schlafen aber die Blumen, ist vielleicht auch kein Transport möglich. Oder könnt Ihr, Herr Ewigk, im Schlafe handeln?«
    Ted grinste. »Wäre ich Beamter,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher