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0487 - Im Tempel des Drachen

0487 - Im Tempel des Drachen

Titel: 0487 - Im Tempel des Drachen
Autoren: Jason Dark
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stehen!« keuchte er.
    »Nein«, erwiderte ich lässig. »Wir sind nicht Shimada. Der Teufel ist unser Feind.«
    Er hatte nur Augen für Yakup. »Wer… wer ist das?« fragte er krächzend. »Wo kommt er her?«
    »Sie sollten ihn kennen, Mr. Kerenga. Es ist unser Freund Yakup Yalcinkaya. Haben Sie ihm nicht den Verräter geschickt, damit er ihm den Plan abnahm?«
    An seinen Augen erkannte ich, daß Kerenga Bescheid wußte. Sie wurden plötzlich groß und weit.
    Aber er konnte noch immer keinen Kommentar abgeben.
    Dafür sprach ich. »Manchmal sind Aktionen wie ein Bumerang. Man leitete sie ein, aber sie kehren zurück. Oft genug gefährlicher, als man ihn geworfen hat.«
    »Darf ich mich setzen?« fragte Kerenga.
    »Bitte.«
    Er ging wie ein alter Mann. Seine Sohlen schleiften über den teuren Teppich. Als er Platz nahm, wirkte er ebenfalls wie jemand, der eingefroren war und erst allmählich wieder auftaute.
    Wir ließen ihm Zeit. Sein Blick glitt ins Leere. Es dauerte eine Weile, bis er sich wieder gefangen hatte. Mittlerweile versorgten Suko und ich die Niedergeschlagenen mit Handschellen und entwaffneten die Männer auch.
    Dann redete Kerenga. »Ein Mann sollte immer wissen, wann er verloren hat, Mr. Sinclair. Und ich habe verloren.«
    »Wenn Sie das so sehen, bitte.«
    »Ja, ich bin nicht der Sieger. Ich habe Lehrgeld zahlen müssen. Mein Lebenswerk ist verpfuscht.«
    »Es wundert mich, daß Sie so schnell aufgeben«, sagte Yakup.
    »Nein, das täuscht. Ich habe nicht schnell aufgegeben. Ich sehe nur ein, wenn es keinen Sinn mehr hat. Ich kenne Ihre Gesetze. Vielleicht werde ich Ihr Land verlassen können - irgendwann einmal, aber das ist mir zu vage.«
    »Ja, Sie haben sich schuldig gemacht. Anstiftung zum Mord, Mr. Kerenga.«
    »Ich weiß. Ich spielte hoch und habe verloren. Aber ich bin es nicht gewohnt, Niederlagen einzustecken. Außerdem bin ich des Kämpfens müde. Ich wollte mir einen Traum verwirklichen. Es hat leider nicht geklappt. Sie werden sich mit Shimada auseinanderzusetzen haben. Ich nicht mehr, meine Zeit ist vorbei…«
    Schon bei den letzten Worten war ich mißtrauisch geworden. Die Sätze hatten sich angehört, als wollte der Asiate tatsächlich sein Leben beenden. Dann sah ich das Zucken seiner Wangen, als hätte er auf irgendeinen Gegenstand gebissen.
    Ich lief zu ihm, als er seine Arme ausbreitete. »Zu spät, Mr. Sinclair zu spät. Als letzter Ausweg bleibt einem Mann wie mir, der verloren hat, nur das Gift. Ich will nicht in euren Zellen…« Er konnte nicht mehr sprechen. Seine Gesichtszüge erstarrten, die Haut bekam einen wächsernen Ton, die Lippen wurden bleich, der Mund öffnete sich, und plötzlich sahen wir die Schaumbläschen, die aus ihm hervorquollen. Noch ein letztes Mal bäumte er sich hoch, krampfte seine Finger in das Holz der Sessellehnen, dann sackte er zusammen.
    »Tot«, sagte ich leise.
    Suko und Yakup, die sich neben mich gestellt hatten, nickten.
    »Hätten wir es verhindern können?« fragte Suko.
    »Vielleicht ich«, sagte ich leise. »Seine Worte deuteten eigentlich darauf hin, daß er Selbstmord begehen wollte. Ich habe leider nicht darauf geachtet. Jetzt ist es zu spät.« Mit einem letzten Achselzucken wandte ich mich um.
    »Wie er schon sagte«, flüsterte Yakup. »Zu hoch gespielt und verloren. Shimada ist besser.«
    »Und besitzt jetzt drei Teile des Plans«, fügte Suko hinzu.
    Ich vernahm ihre Worte, als ich schon am Telefon stand und die Yard-Nummer wählte. Die Leiche mußte abgeholt werden, ebenso wie die drei Bewußtlosen.
    Aber das war nicht unsere Sache.
    »Bleibt ihr hier?« fragte ich, als alles erledigt war. »Ich werde mich mit dem Chefportier oder Hoteldirektor in Verbindung setzen. Das ist ein Skandal.«
    Ich sprach mit beiden. Und sie wurden beide blaß. Natürlich waren sie um ihren Ruf besorgt, aber ich versprach, alles so einzurichten, daß kaum etwas auffiel.
    Dann fuhr ich wieder hoch.
    Im Lift lehnte ich mich gegen die Wand. Vor mir mußte eine Frau die Kabine benutzt haben. Der Duft des teuren Parfüms schwängerte noch die Luft und legte sich auf meine Atemwege.
    Ich fühlte mich plötzlich müde. Was hatten wir erreicht? Ein Viertel des Erfolges. Das war einfach zu wenig, wenn man bedachte, daß Shimada die drei anderen Viertel in den Händen hielt und nun schalten und walten konnte, wie er wollte.
    Nach Tibet führte die Spur, auf das Dach der Welt, vielleicht in ein uraltes Bergkloster.
    Aber in welches?
    Das wußte wahrscheinlich
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