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0487 - Im Tempel des Drachen

0487 - Im Tempel des Drachen

Titel: 0487 - Im Tempel des Drachen
Autoren: Jason Dark
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den Fall und vor allen Dingen darüber, welch eine Waffe es sein konnte, hinter der Kerenga so her gewesen war.
    »Hast du eine Ahnung, John?«
    »Nein.«
    »Ein Schwert?«
    »Das kann alles mögliche gewesen sein. Du bist Chinese und weißt selbst, wie vielfältig die Mythologie der asiatischen Völker ist. Jedenfalls muß es etwas sein, das auch Shimada interessiert.«
    »Was kann den noch aus der Reserve locken?«
    Ich schnippte mit den Fingern. »Eine Waffe, die selbst ihm gefährlich werden könnte.«
    »So sehe ich es.«
    »Da können wir lange raten.«
    »Oder hinfahren.«
    Ich lächelte. »Weißt du noch, wie wir zum erstenmal in Tibet waren?«
    Suko nickte. »Das ist schon lange her. Es ging damals um den Stab. Den Fall werde ich nie vergessene.«
    »Ob die Waffe, um die es Shimada geht, etwas Ähnliches ist wie dein Stab?«
    »Ich will es nicht abstreiten, John. Ich…« Suko sprach kein Wort mehr.
    Statt dessen setzte er sich aufrecht hin. Er kam mir jetzt vor wie eine Katze, die irgend etwas gewittert hatte.
    »Was hast du?«
    Suko blieb sitzen. Seine Augen verengten sich noch mehr. »John«, hauchte er, »wir sind nicht mehr allein.«
    »Klar, Yakup liegt im Schlafzimmer.«
    »Unsinn, so meine ich das nicht. Wir sind nicht mehr zu dritt in der Wohnung. Da gibt es noch eine vierte Person.«
    »Und wo?«
    »Keine Ahnung.«
    Auch ich war jetzt aufmerksam geworden. Wenn Suko so redete, dann besaß er zwar noch keine sichtbaren Beweise, aber er gehörte zu den Menschen, die sensitiv veranlagt waren.
    »Gefahr?« fragte ich.
    Er schüttelte den Kopf.
    »Nein, Besuch!« hörten wir eine Stimme von der Tür her, drehten uns im Sitzen und schauten auf die Frau, die dort stand.
    Es war Shao!
    ***
    Ich sah sie nicht an, sondern Suko, der auf einen Moment wie diesen hier gewartet hatte.
    Suko stand nicht, er saß auch nicht. Er hatte sich auf die Sessellehne gestützt und sich halb gedreht, so daß er in Richtung Tür schauen konnte.
    In seinem Innern mußten zahlreiche Gefühle toben, doch sein Gesicht blieb maskenhaft. Die Lippen allein bewegten sich, als er ständig den Namen seiner Partnerin flüsterte.
    Ich war dabei gewesen, wie die beiden damals Abschied genommen hatten. Ich hatte gesehen, wie schwer es Suko gefallen war. Als Phantom aus dem Jenseits hatte er Shao angesehen, und sie war auch gewissermaßen in das Jenseits eingegangen, in eine andere Welt, in eine andere Zeit, in eine fremde Dimension, in das Reich der Götter.
    Damals hatte ihm Shao erklärt, daß es kein Abschied für immer sei. Dieses Versprechen hatte sie nun eingelöst und war zurückgekommen.
    Sie sah so aus, wie wir sie zum letztenmal gesehen hatten. Shao steckte in einem schwarzen, trikotähnlichen, einteiligen Anzug, dessen Oberteil einen spitzen Ausschnitt besaß. Ihre Haare besaßen noch immer die Schwärze der Nacht, und ebenso schwarz war die Halbmaske vor ihrem Gesicht.
    In der rechten Hand trug sie ihre Waffe - die Armbrust. Es war ein altertümliches Instrument und bestand aus Bügel, Sehne, Schaft, Bolzenrinne und Drücker. Die meisten Teile waren aus Holz gefertigt. Auf dem Schaft war eine rote Sonne abgebildet, das Zeichen der Amaterasu, der Sonnengöttin, deren Erbe Shao übernommen hatte.
    Suko stellte sich hin. Er schaute Shao an, die auf der Schwelle stehengeblieben war.
    Sie sprach nicht, aber ihre Lippen hatten sich zu einem Lächeln verzogen.
    Auch ich mußte einfach aufstehen. Diese Begegnung hatte etwas Außergewöhnliches an sich, es war ein Vorgang, der einen gewissen Respekt verdiente, und ich fühlte mich eigentlich überflüssig.
    Das hier ging nur die beiden etwas an.
    Aber niemand sagte mir, daß ich gehen sollte. Also blieb ich und schaute zu, wie Suko sich endlich überwunden hatte und auf seine Shao zuschritt.
    »Du bist es tatsächlich?« fragte er.
    Sie nickte.
    Noch war er von ihr getrennt. Als er sich der Chinesin bis auf einen Schritt genähert hatte, ließ diese die Armbrust fallen und streckte Suko beide Arme entgegen.
    Es war die Geste der Liebe, des Verzeihens, des Willkommenheißens. Und Suko nahm sie an.
    Er warf sich nach vorn, Shao fing ihn auf, dann lagen sich die beiden in den Armen. Ein stummer Jubel, eine Szene die zeigte, daß auch Shao trotz allem an ihrem Partner hing und daß ihre Liebe stärker war.
    Ich kam mir wieder überflüssig vor und wandte mich ab. Langsam schritt ich zum Fenster, schaute hinaus und bemerkte auch, daß sich die beiden in der Scheibe spiegelten.
    Sie waren
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