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0484 - Ich stellte dem Tod ein Bein

0484 - Ich stellte dem Tod ein Bein

Titel: 0484 - Ich stellte dem Tod ein Bein
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gleichen Einprägungen verursachen würden.
    Als er sein Foto ausgewertet hatte, suchte er in der Geschoßkartei. Er hatte eine Art Formel aufgestellt und sortierte Karteikarten mit einer ähnlichen Formel. Er fand sechs, die in Frage kommen konnten, nahm die dazugehörigen Fotos mit zu seinem Vergleichsmikroskop und betrachtete sie der Reihe nach.
    Beim fünften Vergleich stieß er unwillkürlich einen leisen Pfiff aus. Eine halbe Stunde später betrat er das Büro des Chefs der ballistischen Abteilung.
    »Hier«, sagte er und legte ein Geschoßfoto auf den Schreibtisch, »ist das Bild der Kugel, mit der in der Nacht vom 26. auf den 27. Oktober der Tankstellenbesitzer Bob Raine erschossen wurde.«
    Er legte ein zweites Bild daneben.
    »Das ist die Aufnahme von der Kugel, mit der vor drei Tagen die Warenhauskassiererin Julia Cling erschossen wurde.«
    Während sich der Chef der ballistischen Abteilung über die Aufnahmen beugte, fuhr Walter Pichlowski fort: »Der eine Mord wurde südlich von Chicago begangen, der andere einige hundert Meilen weiter östlich, nämlich in Newark. Beide Verbrechen haben einen zeitlichen Abstand von rund 50 Tagen. Dennoch haben sie etwas gemeinsam: die verwendete Mordwaffe. Beide Kugeln kamen mit absoluter Sicherheit aus derselben Waffe. Mithin scheint es sich in beiden Fällen um ein und denselben Täter zu handeln.«
    ***
    Es war am Vormittag des 20. Dezember, als Phil und ich in Newark bei der Kriminalabteilung der City Police aufkreuzten. Wir hatten in meinem Jaguar eine scheußliche Fahrt, durch Schneetreiben und über Glatteis hinweg, hinter uns gebracht, und wir waren froh, als wir in ein geheiztes Büro kamen.
    Detective Lieutenant MacGregor saß mit hochgerollten Hemdsärmeln hinter seinem Schreibtisch, der mit Papieren, Berichten, Hochglanzfotografien und dick gefüllten großen Briefumschlägen überladen war. MacGregor mochte an die fünfzig Jahre alt sein und hatte offen sichtlich ein Leben lang stets gern, gut und reichlich gegessen. Als wir eintraten, hob er nicht sonderlich interessiert den Kopf, so daß seine Hängebacken in Be wegung gerieten. Mit einer überraschend jugendlich und energisch wirkenden Stimme fragte er: »Wer sind Sie? Kann ich etwas für Sie tun?«
    Ich zeigte den blaugoldnen Stern, während ich mit der anderen Hand auf meinen Freund wies: »Das ist Phil Decker. Ich heiße Jerry Cotton. Wir sind G-men vom FBI-Distrikt New York. Guten Morgen, Lieutenant.«
    »Hallo, hallo«, erwiderte MacGregor aufgeräumt. »Läuft bei uns in Newark einer aus der Zehner-Liste herum?«
    Er spielte auf die Liste der zehn meistgesuchten Gangster an, die regelmäßig vom FBI herausgegeben und überall verbreitet wird. Ich zuckte auf MacGregors Frage mit den Achseln.
    »Nicht, daß wir wüßten, Lieutenant. Unser Besuch hat einen anderen Grund. Es geht um die Ermordung von Julia Cling.«
    »Dem Mädchen aus dem Warenhaus? Dafür interessiert sich das FBI?«
    »Ja, das tut er.«
    MacGregor runzelte die Stirn.
    »Warum eigentlich? Ich habe keinen Anhaltspunkt dafür finden können, daß dieser Fall irgendwie in die Zuständigkeit des FBI fällt. Bisher sieht alles nach einem ganz gewöhnlichen Fall von Raubmord aus. Der Täter schoß das Girl nieder, plünderte ihre Kasse bis auf den letzten Cent aus und verschwand.«
    »Können Sie uns die Einzelheiten geben?«
    »Gern — wenn wir welche hätten. Es ist einer der kniffligsten Fälle, vor denen ich je als Leiter einer Mordkommission stand. Der Bursche hat keine Spuren hinterlassen. Er muß Handschuhe getragen haben, denn er hinterließ in den Kassenfächern keine Fingerabdrücke. Er muß sich irgendwo versteckt gehalten haben, bis der letzte Verkäufer aus der Etage des bereits geschlossenen Warenhauses gegangen war, denn niemand hat ihn gesehen.«
    »Wie ist er hinausgekommen, wenn das Haus schon geschlossen war?«
    »Wahrscheinlich durch den hinteren Personalausgang.«
    »War der nicht auch verschlossen?«
    »Nicht abgeschlossen. Die Tür am hinteren Personalausgang läßt sich von außen überhaupt nicht öffnen, nur von innen von den Angestellten, die das Haus verlassen wollen. Natürlich wird auch diese Tür später richtig abgeschlossen, aber das geschieht erst, wenn die letzten Angestellten — das sind gewöhnlich die mit den Kassenabrechnungen beschäftigten Buchhalter — das Haus verlassen haben.«
    »Demnach wurde also der Mord verübt in der doch wahrscheinlich kurzen Zeitspanne zwischen dem Weggang der letzten
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