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0484 - Ich stellte dem Tod ein Bein

0484 - Ich stellte dem Tod ein Bein

Titel: 0484 - Ich stellte dem Tod ein Bein
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Alle Welt kam und bezahlte mit Zwanzigern oder gar Fünfzigern.
    Hollister stand auf und reckte sich. Wenn dieses dumme Girl aus der Schuhabteilung, dachte er, noch einmal mit so einer Abrechnung kommt, melde ich’s dem Hauptbuchhalter. Ich gehöre bestimmt nicht zu den Leuten, die Kollegen oben anschwärzen, aber mit der reicht es mir. Blond und sexy, na schön, aber an einer Kassiererin interessiert mich einzig und allein die Tatsache, daß ihre Kasse stimmt.
    Er grinste. Alter Junge, sagte er sich vergnügt, deine Prinzipien haben Löcher. Es gibt da eine Kassiererin, bei der dich weit mehr als nur ihre Abrechnungen interessiert. Julia Cling, Kassiererin der Schmuckwaren-Abteilung, 22 Jahre alt, brünett, mit sechs oder sieben Sommersprossen auf dem neckischen Stupsnäschen.
    Hollister nahm einen kräftigen Zug aus seiner Zigarette. Die Abrechnung mit Julia Cling stand noch aus, aber das hatte nichts zu bedeuten. Julia kam immer als letzte der Kassiererinnen. Und Mac Hollister war das sehr recht. Das ließ einem Zeit, noch gemütlich einen Kaffee zusammen zu trinken.
    >Heute werde ich es tun<, beschloß er. >Ich werde heute abend Miß Julia Cling, Kassiererin der Schmuckwaren-Abteilung mit sechs Sommersprossen auf dem Naschen, ganz formell um eine Verabredung bitten. Kino, Tanzen, Abendessen, Show — was sie will. Mehr als freundlich ablehnen, kann sie schließlich nicht. Jawohl, heute werde ich es tun.<
    Er sah auf die Uhr. Nun mußte sie aber jeden Augenblick kommen. Eigentlich war sie sogar schon seit etwa zehn Minuten überfällig. Aber heute war ja auch ein besonders hektischer Tag gewesen, der sich natürlich besonders in den Kassenabrechnungen niederschlug.
    Er griff zum Haustelefon.
    In der Schmuckwaren-Abteilung meldete sich niemand. Die Verkäufer waren sicher schon vor einer halben Stunde gegangen. Aber das Telefon stand neben der Kasse, und dort mußte sich Julia Cling befinden, wenn sie nicht bei ihm zur Abrechnung war. Hollister versuchte es ein zweites Mal, dann wurde er unruhig. Er zögerte, stand schließlich auf und verließ sein Büro. Des vielen Geldes wegen, das auf seinem Schreibtisch lag, schloß er sorgfältig ab, bevor er zum Lift ging und hinauf in die 6. Etage fuhr.
    Er ging durch die Teppich-Abteilung und zog die Flügeltüren zur Schmuckwaren-Abteilung auf. Er sah mit einem Blick, daß auch hier ein Rekordumsatz erzielt worden sein mußte. Es gab zu viele leere Samtpolster in den Schaukästen und Verkaufsvitrinen, als daß es hätte anders sein können.
    Und dann sah er die schlanken Mädchenbeine, die hinter dem Kassentisch hervorragten. Sein Mund öffnete sich, seine Stirn runzelte sich, und für einen Augenblick blieb er verdutzt stehen. Dann aber lief er los. Keuchend erreichte er sein Ziel.
    »Julia!« rief er, ohne sich bewußt zu werden, daß er einfach ihren Vornamen gebrauchte. »Julia! Um Gottes willen! Julia, was ist denn?«
    Er beugte sich über sie. Aber die schönen braunen Augen hatten kein Leben und keinen Glanz mehr. Auf der fahlen, wächsernen Nase traten sechs winzige Sommersprossen überdeutlich hervor. Auf der Bluse zeichnete sich in Höhe des Herzens schwarz ein kleines Loch ab.
    ***
    Das Instrument, das Walter Pichlowski benutzte, hatte eine gewisse Ähnlichkeit mit dem Bohrer eines Zahnarztes. Er handhabte es mit der Rechten, während er in der Linken die Revolverkugel hielt. Sie bekam ihre Identifikationsnummer eingegraben, die jede Verwechslung ausschloß.
    Pichlowski tat auch an diesem Tage nichts anderes als an den Tagen zuvor. Er registrierte den Eingang einer Revolverkugel, gravierte ihr die Identifikationsnummer ein und betrachtete sie anschließend unter seinem Mikroskop. Er fotografierte die typischen Laufspuren, die entstanden waren, als die Kugel abgefeuert worden war. Er maß mit einer Mikrometerschraube Länge und Breite und wog das Geschoß anschließend. Als die Aufnahmen von den Laufspuren entwickelt waren, suchte er das beste Foto heraus und machte sich an die Auswertung. Alles Dinge, die er schon tausend und abertausendmal getan hatte.
    Es ist unmöglich, ein Metall so glatt zu polieren, daß es unter dem Mikroskop nicht doch noch Unebenheiten zeigt. Diese winzigen Unebenheiten im Lauf einer Schußwaffe prägen sich dem Geschoß ein, das durch diesen Lauf gefeuert wird. Jedes weitere Geschoß aus dieser Waffe bekommt haargenau die gleichen Einprägungen. Und es gibt nicht zwei Läufe von Schußwaffen auf der ganzen weiten Welt, die genau die
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