Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0484 - Ich stellte dem Tod ein Bein

0484 - Ich stellte dem Tod ein Bein

Titel: 0484 - Ich stellte dem Tod ein Bein
Autoren:
Vom Netzwerk:
sie selber erst ein paarmal nachgerechnet hat, bevor sie zu mir kam, brauchte sie natürlich mehr Zeit als die anderen, die sich darauf verließen, daß ich es schon entdecken würde, wenn sie sich einmal verrechnet haben sollten.«
    »Ich verstehe«, sagte Phil. »Aber wäre — entschuldigen Sie — nicht auch ein Grund denkbar, der einen etwas privateren Charakter hat?«
    Hollister legte den Bleistift weg, mit dem er die ganze Zeit gespielt hatte.
    »Wie meinen Sie das?« fragte er verständnislos.
    »Sie sagten, daß Sie eine starke Zuneigung zu Miß Cling empfunden hätten. Es wäre doch möglich, daß diese Zuneigung von seiten Miß Clings erwidert wurde. Daß sie absichtlich als letzte zur Kassenabrechnung kam, um sicher zu sein, daß ihr Zusammensein mit Ihnen während der Abrechnung nicht gestört würde. Halten Sie das für denkbar?«
    Hollister bekam wieder einen roten Kopf.
    »Na ja«, gab er leise zu, »ich habe manchmal gehofft, daß es so wäre. Aber darüber kann uns ja jetzt niemand mehr Auskunft geben… Ist es denn für Ihre Ermittlungen so wichtig?«
    Phil legte seine Gedankengänge dar: »Der Mörder überfiel die letzte Kassiererin, die noch im Hause war. Vermutlich aus dem naheliegenden Grund, daß er Überraschungen vermeiden wollte. Aber irgendwoher muß er doch gewußt haben, daß es Julia Cling sein würde, die als letzte Kassiererin anwesend sein würde. Wenn es uns gelänge herauszufinden, wer alles wußte, daß Julia Cling als letzte ihre Kasse abrechnete, dann müßte sich in diesem Personenkreis auch der Mörder befinden.«
    »Ich verstehe«, sagte Hollister lebhaft. Er schien Phils Überlegungen sehr beeindruckend zu finden.
    Wir verabschiedeten uns und gingen zur Tür. Ich wollte schon hinausgehen, als ich Phil hinter mir noch eine Frage stellen hörte: »Was wissen Sie eigentlich über die Familienverhältnisse von Miß Cling, Mr. Hollister? Mir fällt gerade ein, daß ich in den Akten keine Angehörigen erwähnt fand.«
    »Sie hatte nur einen Stiefbruder. Er hat vor Weihnachten bei uns gearbeitet. Er war gerade arbeitslos, und da hat Miß Cling ihm bei der Personalabteilung den Job verschafft.«
    »Was für einen Job?«
    Hollister lächelte flüchtig.
    »Als Weihnachtsmann. Wir haben in jeder Abteilung in den letzten Wochen vor Weihnachten einen Weihnachtsmann, der sich ein bißchen mit den Kindern der einkaufenden Mütter abgibt. Sie wissen doch, wie das in Kaufhäusern ist.«
    »Ja, natürlich«, sagte Phil. »Wo war dieser Stiefbruder, als Miß Cling ermordet wurde? War er noch im Haus?«
    »Nein. Ein Streifenwagen holte ihn aus seiner Wohnung, nachdem ich die Polizei darauf aufmerksam gemacht hatte, daß Miß Cling als einzigen Angehörigen noch diesen Stiefbruder hatte.«
    »Seltsam, daß ich darüber nichts in den Akten fand«, murmelte Phil. »Aber ich habe ja auch noch nicht alle gelesen. Vielleicht befinden sich die Unterlagen darüber in einer anderen Mappe. Kennen Sie den Namen dieses Mannes?«
    »Johnny Farell. Er müßte jetzt in New York sein.«
    »Wieso?«
    »Ich zahlte ihm kurz nach Weihnachten seinen Lohn aus, für seinen Job als Weihnachtsmann. Dabei sprachen wir noch einmal Über diese furchtbare Sache. Es ging ihm genau wie mir: Er konnte es einfach nicht begreifen, daß Julia tot sein sollte.«
    »Gut, ja«, sagte Phil ungeduldig, »aber wieso soll er jetzt in New York sein?«
    »Er erwähnte, daß er mit dem Beginn des neuen Jahres einen Job in New York gefunden hätte. Bei uns hatte er doch nur diese Gelegenheitsarbeit als Weihnachtsmann. Es ist für ihn nämlich nicht leicht, einen Job zu behalten. Er ist krank.«
    »Krank? Inwiefern?«
    »Er leidet unter Platzangst — oder wie man das nennt, ich weiß es nicht. Als Soldat wurde er einmal verschüttet und hat lange Zeit eingeschlossen in einem winzigen Keller zubringen müssen, bevor er befreit wurde. Seither kann er es nicht lange in geschlossenen Räumen aushalten. Er kämpft dagegen an, aber es ist einfach stärker als er. Wenn er in einem Zimmer sitzen muß, bekommt er in völlig unregelmäßigen Abständen plötzlich Anfälle. Er braucht einen Job, bei dem er nicht ständig in einem geschlossenen Raum sein muß, und deshalb ist es so schwierig für ihn. Aber in New York scheint er etwas Passendes gefunden zu haben.«
    »Was denn?« fragte Phil.
    »Er ist Lagerverwalter in einer Großhandlung für Autoersatzteile. Das Lager befindet sich in einer riesigen Halle, erzählte er. Er war fest davon
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher