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0484 - Ich stellte dem Tod ein Bein

0484 - Ich stellte dem Tod ein Bein

Titel: 0484 - Ich stellte dem Tod ein Bein
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Schatten, und Truppot lief darauf zu.
    Erst als er sich schon bis auf 20 Schritt genähert hatte, konnte er in der Dunkelheit Genaueres erkennen. Ein Mann lag halb auf dem Gehsteig, halb auf der Fahrbahn. Ein anderer kniete neben ihm und schien ihm irgendwie zü helfen.
    Truppot fiel ein, daß dies die Seitenstraße war, die Jean Roehelle gewöhnlich auf seinem Nachhauseweg benutzte. Keuchend kam er bei den beiden Männern an. Sein erster Blick galt dem Liegenden. Er beugte sich weit vor, während er seine Taschenlampe anknipste.
    Es war Roehelle. Und selbst ein junger Polizist wie Nick Truppot konnte auf den ersten Blick erkennen, daß der Kellner tot war. Truppot richtete sich langsam auf. Er spürte eine seltsame Leere in sich. Roehelle tot. Es war unfaßbar. Der freundliche, stets zu einem Scherz aufgelegte Franzose plötzlich tot. Dabei war es noch keine fünf Minuten her, daß er mit ihm gesprochen hatte.
    Truppot fuhr sich mit dem Handrücken über die Stirn. Nun hatte er den so ersehnten großen Zwischenfall auf seinem Patrouillengang. Aber — lieber Himmel — so hatte er es sich weiß Gott nicht gewünscht. Er schob sich die Mütze ins Genick und wollte sich dem anderen zuwenden, der offenbar auch von dem Lärm des Schusses herbeigelockt worden war. Aber Patrolman Nick Truppot kam nicht dazu, auch nur eine einzige Frage zu stellen.
    Der Mann, der neben Roehelle kniete, schoß aus nächster Nähe auf den Polizisten. Er gab nur einen einzigen Schuß ab. Aber dieser Schuß war tödlich, wie jeder der Schüsse, die er bisher abgefeuert hatte.
    ***
    Am Montag, dem 10. Januar, kam Phil mit fast zwei Stunden Verspätung ins Büro. Er hatte sich ordnungsgemäß freigeben lassen, weil er zum Zahnarzt mußte. Als er endlich im Office erschien, machte er eine Leidensmiene.
    »Na, alter Junge«, sagte ich, »was hat er mit dir angestellt? Bist du allmählich in dem Alter, wo du dich mit dem Gedanken anfreunden mußt, daß du bald ein künstliches Gebiß brauchen wirst?«
    Phil zog ein beleidigtes Gesicht.
    »Sehe ich aus wie ein Tattergreis? Er hat gebohrt. Oh, wie ich dieses verdammte Geräusch hasse!«
    »Laß den Mantel an und setz den Hut wieder auf! Wir müssen wieder nach Newark.«
    »Nach Newark? Was ist da los?«
    »Erinnerst du dich an den Raubmord im Dezember? Bei dem die Kassiererin in der Schmuckwaren-Abteilung erschossen wurde? Vor rund einer Woche hat es drunten in Miami einen Raubmord gegeben, und anschließend wurde sogar ein Streifenpolizist erschossen. Und wieder stammen die Geschosse aus derselben Waffe, mit der seinerzeit auch der Tankstellenbesitzer in der Nähe von Chicago getötet wurde.«
    »Hui!« sagte Phil. »Der vierte Mord mit derselben Waffe?«
    »So ist es.«
    »Schalten wir uns jetzt ganz offiziell in die Fahndung ein?«
    »Auf allerhöchste Weisung, ja. Wir hier übernehmen die Ermittlungen für Newark, die Kollegen von Chicago kümmern sich um den Tankstellenfall, und die Kollegen aus Tallahassee werden in Miami arbeiten.«
    Phils schlechte Stimmung hielt während der ganzen Fahrt an. Zuerst meckerte er über die Autoschlangen, die sich unendlich langsam durch den Hudson-Tunnel schoben, dann gefiel ihm das eiskalte, aber sonnig-klare Wetter nibht, schließlich war er bei den Steuern angekommen und dann sogar bei der großen Weltpolitik.
    Als wir unser Ziel erreicht hatten, legte ich ihm die Hand auf die Schulter und fragte sehr freundlich: »Macht es dir was aus, deine fundamentalen Darlegungen über die amerikanische Außenpolitik vorübergehend zu unterbrechen? Wir sollen zwar nur nach einem vierfachen Raubmörder fahnden, aber immerhin werden wir dafür bezahlt.«
    »Du bist eben unfähig, in größeren Zusammenhängen zu denken«, knurrte er. »Du siehst nichts als deine alltägliche Arbeit. So eine hundertprozentige Arbeitsmaschine wie dich kann sich das FBI nur wünschen.«
    »Wenn das die hohen Tiere in Washington doch nur auch wüßten«, seufzte ich. »Nun komm schon. Ich kriege kalte Füße.«
    Er ließ sich endlich dazu bewegen, aus dem Jaguar auszusteigen. Die frische, klare, kalte Winterluft ließ mich an schneebedeckte Berge, an Skiläufer und gemütliche Abende in Berghütten in den Rocky Mountains denken. Phil erinnerte sich lediglich daran, daß die Unfallquote im Straßenverkehr wieder ansteigen würde. Allmählich fing er an, mir auf die Nerven zu gehen.
    Detective Lieutenant MacGregor begrüßte uns ohne großen Enthusiasmus. Er gab uns die Akten des Mordfalls
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