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0484 - Ich stellte dem Tod ein Bein

0484 - Ich stellte dem Tod ein Bein

Titel: 0484 - Ich stellte dem Tod ein Bein
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konnte.
    Stone sah uns sprachlos an.
    »Das verstehe ich nicht«, meinte er kopfschüttelnd. »Demnach hat er das Geld nicht einmal dringend gebraucht?«
    »Offenbar nicht«, bestätigte ich. »Er nützte nur einfach günstige Gelegenheiten aus. Das war alles. Er erschoß Leute, wenn er wußte, daß ein paar hundert Dollar dabei für ihn herausspringen würden. Und dann legte er das Geld in Briefumschläge und hob es auf. Was wollen Sie, Stone? Daß ein Mann, der fünf Morde begeht, einen klaren Kopf hat? Daß ein normaler Mensch ihn auf Anhieb begreifen kann? Wenn das zu verstehen wäre, so einfach auf Anhieb, dann, Stone, dann hätte er nicht gemordet. Los, gehen wir! Eine genauere Durchsuchung können wir später noch vornehmen. Das Wichtigste haben wir. Jetzt brauchen wir ihn.«
    Wir gingen hinaus und klebten ein Polizeisiegel Über den Türschlitz. Die alte Frau sah uns fassungslos zu. Aber sie wagte nicht, eine Frage zu stellen.
    ***
    Die Lagerhalle war so groß wie eine kleine Fabrik. Endlose Reihen von Regalen zogen sich dahin. Ersatzteile für Autos. Für alle gebräuchlichen Typen, alle Baujahre, alle Modelle. Simmerringe und Nockenwellen, Stoßstangen und Zylinder, Getriebeteile und Blinkleuchten. Tausende von verschiedenen Teilen in Hunderten von Exemplaren.
    Johnny Farell kam pfeifend zwischen zwei Regalreihen heraus. Er stutzte, als er uns sah.
    »Im allgemeinen«, sagte er, »bleiben unsere Kunden vor der Barriere.«
    Stone zog die Handschellen. Es war sein erster Fall, und wir wollten ihm gerade diese Handlung überlassen.
    »Sie sind Johnny Farell?« fragte er.
    »Ja, allerdings.«
    Stone räusperte sich. Farell hatte die rechte Hand halb erhoben. Wir sahen seinen Ring. Einen auffällig verschnörkelten Siegelring aus Silber mit den Initialen J und F.
    »Johnny Farell«, sagte Lieutenant Stone, »ich nehme Sie kraft meines Amtes vorläufig fest. Innerhalb von 24 Stunden werden Sie dem zuständigen Untersuchungsrichter vorgeführt werden. Ich mache Sie darauf aufmerksam, daß alles, was Sie von jetzt an sagen oder tun, gegen Sie verwendet werden kann.«
    Er verlor nicht einen Augenblick die Nerven.
    »Wessen beschuldigt man mich?« fragte er kühl.
    Stones Stimme war heiser.
    »Des fünffachen Mordes«, sagte er rauh. »Unter anderem auch des Mordes an Ihrer Stiefschwester Julia Cling in Newark.«
    »Das ist doch Irrsinn«, sagte Farell.
    Aber es hörte sich an, als sage er es nur mal so probeweise.
    »Wir haben die Waffe und das Geld«, sagte Stone.
    Farell schien einen Augenblick nachzudenken. Dann zuckte er plötzlich mit den Achseln.
    »Nun ja«, sagte er leichthin. »Ich gebe es zu.«
    Die Handschellen schnappten ein. Die Laufspuren der Waffe überführten ihn. Er wurde von Hotelangestellten aus Miami wiedererkannt. In minutiöser Kleinarbeit trieb Stone Zeugen auf für Farells Reisen, die er stets mit der Eisenbahn unternommen hatte. Dennoch konnte ihn das Gericht nicht im üblichen Sinne bestrafen.
    Denn Johnny Farell wurde mit einer Schizophrenie für den Rest seiner Tage in eine geschlossene Anstalt eingewiesen.
    ENDE
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