Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0484 - Ich stellte dem Tod ein Bein

0484 - Ich stellte dem Tod ein Bein

Titel: 0484 - Ich stellte dem Tod ein Bein
Autoren:
Vom Netzwerk:
kann er sich die modernste Praxis von ganz New York einrichten.«
    Otto lächelte und legte dem zierlichen Mädchen in einer fast väterlich liebevollen Geste die Hand auf die Schulter.
    »Ich hatte mir schon immer so etwas gedacht«, gestand er. »Hoffentlich verdient es dieser Bursche auch, was du für ihn tust.«
    »Ich liebe ihn«, sagte Fay schlicht. »Und er liebt mich. Ich glaube, Otto, ich bin sehr glücklich.«
    »Bleibe es, Fay«, sagte Otto.
    Er sah ihr nach, als sie hinausging. Zart, schön und fast zerbrechlich. »Ein seltsames Mädchen«, dachte Otto. »Meine Güte, ich kann die Bardamen nicht mehr zählen, mit denen ich in meinem Leben schon zu tun hatte. So eine war nie darunter.«
    Otto legte seinen Shaker in den mit Samt ausgeschlagenen Koffer. Er nahm ihn jedesmal mit nach Hause und brachte ihn täglich mit zum Dienst. Während er seine letzten Vorbereitungen traf, um die Bar abzuschließen und selbst nach Hause zu gehen, wurde Fay Lorra nur zwei Häuserblocks weiter erschossen. Von den fast 600 Dollar in ihrer Handtasche fand man keinen Cent mehr.
    ***
    Es war ein Frühlingsmorgen, wie man ihn sich nicht schöner wünschen konnte.
    Ich hatte am Fenster im Office gestanden und hinausgeblickt auf die grauen Betonkästen, die heute von der Sonne wie mit einem goldenen Widerschein überzogen wurden, als das Telefon auf meinem Schreibtisch anschlug.
    Ich sagte meinen Namen. Eine Stimme krachte durch den Hörer mit der Gewalt einer mittelprächtigen Naturkatastrophe: Captain Hy wood vom Hauptquartier der City Police.
    »Hallo, Cotton!« röhrte er. »Es geht mich ja nichts an, aber haben Sie für den heutigen Tag schon irgendeine richtige Arbeit?«
    »Aber Captain«, erwiderte ich geduldig, »Sie wissen doch ganz genau, daß es außer Ihnen niemand im ganzen Lande gibt, der ernsthaft arbeitet.«
    »Doch«, widersprach er zu meiner Überraschung. »Ich habe gehört, der Präsident hätte neuerdings auch ganz schön zu tun. Aber wie dem auch sei. Sie könnten mal etwas Nützliches tun, um wenigstens einen Bruchteil Ihres Gehaltes zu verdienen.«
    »Und was wäre das?«
    »Kommen Sie zu mir!«
    »Jetzt gleich?«
    »Zum Teufel, wann denn sonst?«
    »Okay, Sir. Sie wissen, daß wir immer zu Ihrer Verfügung stehen.«
    »Bringen Sie Ihren Schatten mit! Es könnte die Leute in den Straßen erschrecken, wenn sie plötzlich ein Gespenst ohne Schatten zu Gesicht bekämen.«
    Er unterbrach die Verbindung. Ich legte den Hörer auf und sah das Telefon einen Augenblick nachdenklich an. Hywood ist im allgemeinen zwar laut, aber nie so kurz angebunden. Hinter mir ertönte Phils Stimme: »Hywood, was?«
    Ich nickte.
    »Das dachte ich mir«, sagte Phil. »Ich bewundere deine Fähigkeit, aus dem Krachen im Hörer verständliche Worte herauszuhören. Was wollte er denn?«
    »Wir sollen zu ihm kommen.«
    »Warum?«
    »Das hat er nicht einmal angedeutet.« Phil stieß einen knappen Pfiff aus.
    »Das hat etwas zu bedeuten«, sagte er. »Meinst du nicht auch?«
    »Allerdings. Hywood mag ein polternder Riese sein, aber er ist auch ein verdammt guter Cop. Und wenn er uns bittet, ihn aufzusuchen, dann wird er einen triftigen Grund dafür haben. Ich sage dem Einsatzleiter Bescheid, daß wir ins Hauptquartier der City Police fahren.« Phil stülpte sich schon den Hut auf, während ich unsere Abmeldung erledigte. In den Straßen herrschte die alljährlich wiederkehrende Frühlingsatmosphäre.
    Wir hatten die üblichen Parkplatzsorgen, trieben endlich einen Platz auf und setzten zu Fuß unseren Weg fort. Als wir Hywoods Büro betraten, fanden wir außer dem hünenhaften Captain dort noch einen hageren, schlanken, ergrauten Zivilisten vor, dessen Alter so schwer zu schätzen war, daß jede Zahl zwischen 35 und 50 richtig sein konnte.
    »Ha!« brüllte Hywood bei unserem Anblick. »Die Genies vom FBI! Bill, das sind Phil Decker und Jerry Cotton von der allgewaltigen Bundespolizei. He, ihr beiden, habt ihr Bill Guire schon kennengelernt?«
    »Wir hatten noch nicht das Vergnügen«, erwiderte Phil formvollendet.
    »Bringt euch nur nicht um«, röhrte Hywood, während wir Guire die Hand schüttelten. »Bill ist einer unserer Experten aus der Lichtbildstelle. Er hat mir gerade zwei interessante Fotos gebracht. Seht sie euch selbst an!«
    Er schob uns zwei fotografische Aufnahmen über den Schreibtisch, die ungefähr die Größe von Kino-Aushangbildern hatten. Beide Aufnahmen zeigten in senkrechter Stellung ein stark vergrößertes
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher