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0471 - Im Bann der Hexe

0471 - Im Bann der Hexe

Titel: 0471 - Im Bann der Hexe
Autoren: Werner Kurt Giesa
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nach Luft; seine Gedanken überschlugen sich. »Bist du noch dran, Zamorra?« hörte er wie durch Watte den Earl fragen. »Ja«, beeilte er sich zu bestätigen. »Verschwunden? Wie? Was ist passiert? Hat eines deiner Gespenster sie verschreckt?«
    »Unsinn! Ehrlich, Zamorra, ich bin sogar recht froh, daß die beiden weg sind. Sie haben mir das ganze Castle auf den Kopf gestellt. Sie sind Unruhestifter, und dein Freund Don Cristofero ist dazu noch ein eingebildeter, arroganter Nörgler und ein Großmaul. Sorry, falls ich Dir damit…«
    »Schon gut«, unterbrach Zamorra. »Ihn meinen Freund zu nennen, ist wohl ein wenig übertrieben. Und ich kann's dir gut nachfühlen. Hier hat er in der kurzen Zeit, die er im Château Montagne war, ebenfalls alles durcheinandergewirbelt… trotzdem interessiert mich, was passiert ist. Möchtest Du es mir nicht sagen, oder befürchtest du, daß ich den seltsamen Vogel aufspüre und dir zu schnell wieder zurückbringe?«
    Der Earl of Pembroke hüstelte. »Das weniger… ich hatte mich fast schon an den alten Knaben gewöhnt. Aber ich kann auch gut auf seine Anwesenheit verzichten. Was passiert ist, weiß ich nicht genau. Aber vermutlich hat der Gnom wieder mal eines seiner magischen Experimente durchgezogen. Sein Zimmer sieht zumindest danach aus. Vielleicht hat er sich und seinen Herrn in Stubenfliegen verwandelt.«
    »Du scheinst ihm ja eine Menge zuzutrauen«, schmunzelte Zamorra.
    »Ich wollte dich nur informieren, Zamorra«, sagte der Earl. »Nett, daß ich dich direkt angetroffen habe. Meistens bist du ja irgendwo in der Welt unterwegs. Wozu du ein Schloß an der Loire und das Cottage hier in Dorset besitzt, weiß du wahrscheinlich selbst nicht… Nun, ob und was du jetzt unternimmst, ist deine Sache.«
    »Ich werde mir die Sache zumindest mal ansehen«, sagte Zamorra. »Schließlich will ich wissen, was geschehen ist. Vielleicht sind die beiden in Gefahr. Und…« Er verstummte, weil ihm ein seltsamer Gedanke durch den Kopf schoß. Vielleicht war er selbst ebenfalls in tödlicher Gefahr, wenn dem Don etwas zustieß…
    »Wann kann ich mit deiner Ankunft rechnen?« wollte der Earl wissen.
    Zamorra seufzte. »Kommt darauf an, ob ich jemanden überreden kann, mich sofort zu dir zu bringen. Dann bin ich in spätestens einer Stunde da. Ansonsten melde ich mich morgen im Laufe des Tages. Ich danke dir für die Benachrichtigung.«
    »War doch selbstverständlich.« Der Earl of Pembroke unterbrach die Verbindung.
    Auch Zamorra legte auf. Er hockte sich auf Nicoles Bettkante und informierte die anderen.
    »Vielleicht hat der Gnom es geschafft und sie beide in ihre eigene Zeit zurückversetzt«, überlegte Nicole. »Das wäre doch das Gescheiteste, was passieren könnte, nicht wahr?«
    Zamorra nickte.
    Don Cristofero Fuego de Zamora y Montego stammte aus der Vergangenheit. Er gehörte zur spanischen Linie von Professor Zamorras Vorfahren und hatte es sich bis vor kurzem am Hofe des französischen Sonnenkönigs gutgehen lassen. Frankreich und Spanien waren damals durch familiäre Bande der Königshäuser miteinander verbunden, und so ging der Don bei Hofe ein und aus. Er besaß einen recht seltsamen Diener, einen verwachsenen Gnom mit tiefschwarzer Haut, der sich schreiend bunt zu kleiden pflegte; zur damaligen Zeit, in welcher das gemeine Volk dumpfe Erdfarben zu tragen hatte und die Buntheit dem Adel vorbehalten war - oder in extremer Form den Narren! -, für seinen Status provozierend. Anfangs hatte Don Cristofero den namenlosen Gnom aus einer Laune heraus in seinen Dienst genommen, aber bald festgestellt, daß der Namenlose ein Zauberer war. Er machte sich anheischig, den Alchimisten gleich aus allerlei Grundstoffen Gold machen zu wollen. Bloß funktionierte seine Zauberei selten so, wie er es eigentlich wollte. Der größte Fehlschlag war ihm gelungen, als er seinen Herrn und sich bei einem seiner Experimente im damals Don Cristofero gehörenden Château Montagne aus dem Jahr 1673 in die Gegenwart versetzt hatte - ohne es zu wollen. Nun fand er keine Möglichkeit mehr, diese Zeitverschiebung rückgängig zu machen. Es hatte etliche Probleme gegeben, denn natürlich machte Don Cristofero seinen Besitzanspruch auf das Château geltend. Aber Zamorra hatte sich durchsetzen können. Er hatte, um erst einmal Ruhe zu bekommen, den Don und seinen unfreiwilligen Zeit-Zauberer nach England ausquartiert. Doch das Beaminster-Cottage war durch einen Anschlag teilzerstört worden, und so war
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