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0471 - Im Bann der Hexe

0471 - Im Bann der Hexe

Titel: 0471 - Im Bann der Hexe
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Degen Zamorra um Haaresbreite. Plötzlich zuckte ein Blitzgewitter zwischen dem Amulett und der Degenspitze hin und her. Silbrige Funken sprühten an der Klinge entlang, hüllten sie ein, tanzten über den Arm der Hexe und dann kreischte ein Wesen unheimlich durchdringend und schrill. Zamorra sprang auf. Er berührte mit dem Amulett Lucias Stirn. Sie brach bewußtlos zusammen. Der Schrei dauerte an. Immer noch kämpfte das Amulett, bis nach über einer Minute der Schrei aus dem Nichts endlich verstummte.
    Stunden später fanden sie den familiaris . Sein Körper war schwarz verkohlt. Die Magie des Amuletts hatte die geistige Brücke benutzt, mit der er der Hexe die Zauberkraft geschickt hatte, den Degen zurückzuverwandeln, als er in ihren Gedanken die Absicht erkannte, die Gegner mit dieser Waffe zu töten. Diesmal hatte er sich nicht mehr rechtzeitig zurückziehen können.
    Lucia Robertina erwachte wie aus einem Alptraum. Sie fühlte sich wie von einem unerklärlichen Druck befreit, wie sie später berichtete. Einem Druck, den sie in dieser Form bislang nicht einmal bemerkt hatte. Erst jetzt fiel ihr sein Fehlen auf, ähnlich wie ein Seemann direkt neben dem dröhnenden Maschinenraum seines Schiffes ruhig schlafen kann und erst dann beunruhigt aufschreckt, wenn die Maschine im Hafen stoppt…
    Dennoch bedurfte es einiger Redekunst, sie davon zu überzeugen, in wessen unheilvolle Fänge sie sich begeben hatte. Zu sehr war sie in ihrer eigenen bizarren Welt gefangen, zu wenig glaubte sie daran, daß das Böse sie für immer gefangennehmen wollte. »Aber ich habe doch keinen Pakt mit meinem Blut unterzeichnet! Außerdem sind das doch nur Geschichten. Die Wirklichkeit sieht doch ganz anders aus…«
    »Manchmal«, gestand Zamorra. »Manchmal sieht sie tatsächlich ganz anders aus. Dann bedarf es dieser Unterschriften nicht. Dann reicht schon der Wille zur Tat. Vielleicht haben Sie mehr Glück als Verstand. Vielleicht spricht es für Sie, daß Sie nur unter dem hypnotischen Zwang des Höllendieners zur Mörderin werden wollten. Aber ich an Ihrer Stelle würde dieses Glück nicht überstrapazieren. Wenn Sie Ihre Seele retten wollen, hilft nur ein radikaler Kurswechsel. Schwören Sie der Magie ab - oder, falls Sie nicht davon lassen können oder wollen, verschreiben Sie sich der Weißen Magie. Dadurch wird zwar nichts ungeschehen gemacht, aber irgendwann überwiegt doch die positive Kraft, Lucia.«
    »Meine Seele retten… das klingt alles so aberwitzig und missionarisch…«
    »Versucht es trotzdem, blasses Edelmädel«, brummte Don Cristofero. »Wir haben Euch gewarnt. Nehmt es ernst oder fahrt eines Tages wirklich zur Hölle. Doch vorher könnt Ihr noch dafür sorgen, daß wenigstens wir in unsere richtige Welt zurückkehren. Wie war das mit dem Weltentor? Traut Ihr Euch zu, es noch einmal zu beschwören?«
    Die Herrin der Dunkelheit preßte die Lippen zusammen und schwieg für eine Weile. Sie sah die anderen der Reihe nach an; Zamorra, Teri, den Wolf, Don Cristofero, den Gnom und Susy van Loowensteen, die mittlerweile mit einem giftfreien Kleid ausgestattet worden war. »Wenn ihr mir helft«, sagte sie schließlich, »versuche ich es. Ich glaube, ich werde diese tote Welt ebenfalls verlassen wollen. Vielleicht fange ich noch einmal ganz neu an - unter Menschen, nicht in einem toten Gemäuer.«
    »Natürlich werden wir Euch helfen«, krähte der Gnom eifrig.
    Stirnrunzelnd wandte Don Cristofero sich zu ihm um. »Mitnichten!« fuhr er ihn an. »Er wird sich tunlichst heraushalten! Schließlich wollen wir heil ans Ziel kommen und nicht in Form von Honig, Schokolade oder Zucker durch das Universum kreisen…«
    ENDE
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