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0471 - Im Bann der Hexe

0471 - Im Bann der Hexe

Titel: 0471 - Im Bann der Hexe
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Zamorra froh gewesen, daß er seinen ungebetenen Besuch aus der Vergangenheit bis auf weiteres im Gespenster-Asyl des Earl of Pembroke unterbringen konnte. Der Gnom experimentierte natürlich weiterhin mit den beiden Zielen, seinem Herrn Gold in Hülle und Fülle zu transmutieren und eine Rückkehrmöglichkeit in die eigene Zeit zu finden. Denn in der Gegenwart fühlten sie sich beide nicht so richtig wohl; es gab einfach zu viele Veränderungen sowohl technischer als auch kultureller Natur. Am meisten machte es Don Cristofero wohl zu schaffen, daß ihm in einer demokratisierten Gesellschaft niemand mehr mit dem gewohnten Respekt entgegentrat, den er als Angehöriger des Hochadels vom »gemeinen Volke« gewohnt war.
    Nun bestand wohl die Möglichkeit, daß der Gnom einen Weg zurück in die Vergangenheit gefunden hatte. Aber Zamorra wollte nicht so recht daran glauben. Zu deutlich erinnerte er sich an die diversen Fehlschläge. Möglicherweise hatte der Gnom seinen Herrn und sich nur noch weiter in die Zukunft verschoben. Oder es war etwas ganz anderes passiert, mit dem niemand rechnen konnte…
    Der Gedanke, der Zamorra vorhin durch den Kopf geschossen war, hatte mit seiner Ahnenkette zu tun. Zamorra hatte sich zwar nicht soweit in die Ahnenforschung vertieft, daß er exakt hätte sagen können, ob der Don zu einer Nebenlinie oder zu seinen direkten Vorfahren gehörte; der Namenszusatz »Zamora« sprach immerhin für letzteres. Und wenn der Don in der Vergangenheit noch nicht für Nachkommen gesorgt hatte - darüber hatte er sich bislang noch nie geäußert -, war im Falle einer direkten Abstammung Zamorra selbst in Gefahr, durch ein Zeitparadoxon aus der Weltgeschichte gefegt zu werden, wenn dem Don nun in der Gegenwart etwas zustieß. Wenn Zamorras Ur-Ur-Ur-Ur-…-undsoweitergroßahne nicht gezeugt wurde, wurden auch dessen Nachkommen in direkter Folge bis hin zu Zamorra selbst nicht in die Welt gesetzt, existierten dann einfach nicht…
    Deshalb mußte der Don in seine eigene Zeit zurück. Wie und wann, das war ein noch ungelöstes Problem. Aber fest stand, daß dem Mann nichts zustoßen durfte, ehe er nicht wieder in seiner eigenen Zeit war. Es konnte sonst verheerende Folgen nach sich ziehen. Zwar besaß der Zeitstrom so etwas wie eine »Selbstheilungskraft«, welche bei einem Zeitparadoxon Nebensächlichkeiten wieder glattbügelte. Aber elementare Dinge ließen sich dadurch nicht über eine »Umgehungsstraße« wieder erzielen. Je weiter in der Vergangenheit die Veränderung stattfand, desto schwieriger wurde die Korrektur, sofern es sich um Personen und Ereignisse handelte, die von größerer Bedeutung waren.
    Nicole faßte nach Zamorras Hand. Sie begriff seine Gedankengänge. »Du solltest so schnell wie möglich herausfinden, was passiert ist«, sagte sie. »Ich nehme an, Teri wird dich hinbringen.«
    »Selbstverständlich«, sagte die Druidin. »Falls bei einem Langstreckensprung nicht wieder diese seltsame Kraft zuschlägt, die uns so störend zu schaffen machte… aber das werden wir ja auch erst hinterher feststellen.«
    »Was ist mit dir, Nicole?« fragte Zamorra.
    Seine Gefährtin schüttelte langsam den Kopf.
    »Ich bleibe hier«, sagte sie. »Ich glaube, es ist besser, wenn ich mich noch ein wenig erhole. Ich komme später nach. Vielleicht kann Teri mich dann holen. Oder ich nehme das Flugzeug.«
    »Ich mache das schon«, versprach die Druidin. »Du kannst ja in Pembroke Castle anrufen, wenn du dich wieder fit fühlst.«
    »Oder ich rufe zwischendurch hier an«, sagte Zamorra.
    Nicole lächelte. »Vielleicht schaffst du es ja zwischendurch auch mal, einen Fall ohne meine tatkräftige Unterstützung zu lösen. Wann springt ihr?«
    »Sobald ich mich erfrischt und einen Happen gegessen habe. Ich nehme an, daß Teri auch nichts gegen eine kurze Erholungspause hat. In einer Stunde etwa werden wir aufbrechen.«
    »Viel Erfolg«, wünschte Nicole. »Und paß auf dich auf. Ich brauche dich noch, chéri .«
    ***
    Don Cristoferos Hand lag am Griff seines Degens. Den trug er nicht nur zur Zierde. Am Hof des Sonnenkönigs gab es strikte Anweisung, daß kein Edelmann sich ohne Gewaff in der Öffentlichkeit bewegen dürfe, damit er allezeit gewappnet sei, Ehrenhändel auszufechten. Und was Roi Louis für gut befand, das konnte auch 319 Jahre später nicht von Übel sein!
    Außerdem konnte man in diesen unruhigen Zeiten nie vorher wissen, wohin es einen verschlug. In andere Welten, in andere Zeiten, in
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