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Dornen um mich (German Edition)

Dornen um mich (German Edition)

Titel: Dornen um mich (German Edition)
Autoren: Sabine Berger
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Prolog
     
    „ Scheiße!“, schrie ich, während es mir die Füße wegzog und ich unsanft auf dem Allerwertesten landete.
    „Hast du dir was getan?“, fragte Anne und reichte mir die Hand, um mich hochzuziehen.
    „Nein!“, antwortete ich und hievte mich mit Annes Hilfe in die Höhe.
    „Aber mein Stolz ist gerade Opfer dieser verdammten Schuhe geworden!“ Zum ersten Mal hatte ich mir Eislaufschuhe ausgeborgt und war prompt auf die Nase gefallen ... oder vielmehr auf das hintere Gegenstück dazu.
    „Auf dich höre ich sicher nicht mehr! Die Schuhe sind ein Alptraum! Die Kufen sind hin und der Halt ist ein Witz in dem kaputten Leder!“
    „Ach, du Miesepetra! Du bist einfach aus der Übung. Sieh her! So geht das!“, rief Anne fröhlich und vollführte eine gekonnte Drehung mit Tendenzen zur perfekten Pirouette.
    „Pah! Alte Angeberin!“, rief ich, putzte mir das Eis von den Oberschenkeln und unternahm den nächsten Versuch halbwegs unspektakulär vorwärts zu kommen. Himmel, was war ich ungeschickt! Seit meiner Kindheit hatte ich nicht mehr in Eislaufschuhen gestanden und so wie es aussah, war jeder Anfänger hier anmutiger unterwegs als ich.
    „Komm’ schon, Lusche! Oder willst Du, dass Dich die Vierjährige dort drüben überholt?“, kicherte Anne und ich überlegte spontan aggressiv meine Schuhe mit einer ungeschickten Drehung in ihr Gesicht zu versenken. Aber Anne überging meine Schmollphase, hakte sich unter und lächelte mich süß an. Schon immer besaß sie die Gabe, unangenehme Situationen mit kleinen Gesten zu entschärfen.
     
    Gemeinsam kamen wir gut voran und mit dem Halt, den sie mir bot, schaffte ich sogar die ersten, brauchbaren Laufschritte.
    „Jetzt erzähl’ einmal von gestern!“, forderte sie mich auf, nachdem ich den richtigen Rhythmus für einen Gleichklang mit Annes geschmeidigen Bewegungen gefunden hatte.
    „Der Typ war schlicht zum Kotzen!“
    „Schon wieder?“
    „Ja, schon wieder!“
    „Jetzt komm’, allmählich wird es langweilig! Es können doch nicht nur Spinner herumlaufen!
    „Warum denn nicht? Gibt es etwa eine Statistik zum Thema Idioten?“, fragte ich schnippisch, weil Anne es liebte mit Zahlen und Fakten aus Meinungsumfragen zu punkten.
    „Ach, sei nicht gemein! Ich meine ja nur, dass bei dir in letzter Zeit jeder Mann ein Flop ist. 23 Nieten von 23 Dates! An wem kann das wohl liegen?“
    „An den Dates natürlich! Woran sonst?“
    „Sabrina, jetzt hör’ mal zu! Deine Ansprüche sind über die Jahre ins Uferlose gewachsen. Manchmal habe ich das Gefühl, du suchst gar nicht nach Mr. Right sondern nach Mr. Flight, um ihn recht rasch wieder fliegen zu lassen. Du gierst förmlich nach Nieten, die dir nichts anhaben können.“
    „Ach, Quatsch! Der war einfach langweilig. Stell Dir vor: Frances heißt eigentlich Franz und er ist nicht Ingenieur sondern Friseur und zudem auch dem eigenen Geschlecht nicht abgeneigt. Also, Madame Oberschlau mit Psychodiplom: An wem liegt nun das verpatzte Date?“
    „Oh! Das ist wahrlich hart! Aber wieso geben diese Kerle nur ständig falsche Profile an? Das nimmt der ganzen Plattform doch den Sinn. Verfluchte Internetkacke aber auch!“
    „Anne ... du bist und bleibst eine hoffnungslose Romantikerin. Du hast deinen Schatz schon vor einer Ewigkeit gefunden!“
    „Vor 15 Jahren!“
    „Sag’ ich doch. Und du hast einfach Glück gehabt! Der Rest der Männer ist schlicht zu vergessen. Punkt und aus. Schau’ dich doch um! Selbst die paar, die hier herumgurken, sind die absoluten Loser. Der dort drüben läuft schlechter als ich. Der nächste hat seine Hosen voll verkehrt rum an, der daneben ist schwul und der dort hinten ist der Fußabtreter seiner Frau. Mal ehrlich: warum soll ich mir das antun?“ Anne sah brav von einem zum anderen, folgte exakt meinem wissenden Zeigefinger und begutachtete jede arme Seele nach der anderen. Zuerst lächelte sie noch, doch mit jedem Deuter mehr bekam sie auch größere Augen.
    „Mensch, du machst mir Angst. Richtig unheimlich bist du! Wenn ich nämlich genauer hinsehe, finde ich jede deiner Beschreibungen zutreffend. Absolut zutreffend! Pfui, du böse, böse Menschen-Schlecht-Macherin!“
    „Ha, ha, ha! Der war gut!“, kicherte ich und grunzte wie ein Schweinchen. Wie eine Schlechtmacherin fühlte ich mich schon, wenn ich solche Analysen vom Stapel ließ, doch für Männer hatte ich mittlerweile einen guten Blick ... außer vielleicht bei der Vorauswahl in diversen Internetforen. Blind
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