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Dornen um mich (German Edition)

Dornen um mich (German Edition)

Titel: Dornen um mich (German Edition)
Autoren: Sabine Berger
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Schließlich war ich nicht ganz nüchtern.“
    „Stockbesoffen warst du, meine Liebe!“
    „Also bitte! Jedenfalls waren es zwei Kerle. Einer davon hat dich ohne jede Vorwarnung von hinten niedergeschlagen. Wahrscheinlich weil er dich von Anfang an als größere Gefahrenquelle erkannt hat. Schließlich warst du bedeutend nüchterner als ich. Von mir konnte er dann freilich alles haben was er wollte. Meine mittelalterliche Tugend, wie gesagt, nicht. Dabei sehe ich doch noch gut aus!“
    „Anne, rede nicht solch einen Unsinn! Sei froh, dass er kein Interesse an einer Vergewaltigung hatte! Das ist doch wohl das Schlimmste, was einer Frau passieren kann.“
    „Ja, eh! Weiß schon. Oh … brauchst du noch einmal die Schüssel?“
    „Yes!“, brummte ich missmutig und begann fleißig zu würgen.
    „Du hast eine Gehirnerschütterung, weißt du.“
    „Was du nicht sagst … warte … äh … uff … darauf wäre ich nie gekommen. Hoffentlich hört die Würgerei jetzt auch mal wieder auf!“, flüsterte ich und reichte ihr die Schüssel zurück.
    „Na, das kann schon noch dauern. So ein Gehirn ist, selbst in mangelhafter Größe, manchmal ganz schön lange beleidigt.“
    „Ach, du Gurke! Selber mangelhaft!“, erwiderte ich wie aus der Pistole geschossen und Anne lächelte zufrieden.
    „Sehr gut! Deine grauen Zellen sind wenigstens noch einwandfrei!“
    „Wenigstens?“
    „Ja, du müsstest dich mal sehen. Aufgedunsen wie eine Melone siehst du aus.“
    „Was?!?!“, kreischte ich, griff mir panisch ins Gesicht und verlangte einen Spiegel. Der war natürlich nicht greifbar, doch dann erinnerte sich Anne an ihr kleines Kosmetiktäschchen und reichte mir den winzigsten Spiegel, den ich je gesehen hatte. Verwundert blickte ich rundum und versuchte einen Überblick über mein Gesicht zu bekommen. Anne lachte.
    „Vergiss, es Darling! Die Melone kriegst du nie komplett drauf.“
     
    Nach einem kurzen Schläfchen entdeckte ich Anne immer noch an meiner Seite. Sie war eine gute Freundin, obwohl ich ihr das mit der Melone übel nahm. Es war nämlich gar nicht so schlimm: ein bisschen blau und geschwollen war es schon, aber es war nicht wirklich tragisch. Die Verfärbungen rührten nicht einmal vom Schlag her, sondern vom Aufprall auf den Gehsteig. Schmerzen hatte ich dennoch. Zusätzlich zu meiner leichten Gehirnerschütterung war auch meine rechte Schulter geprellt. Wehleidig wollte ich aber nicht erscheinen und so versuchte ich mich mit ein wenig Plauderei abzulenken.
    „Sag’ hast du den Räuber eigentlich gesehen, Anne? Sag’ aber jetzt nicht, dass es der finstere Typ aus der Bar gewesen ist! Das wäre einfach zu offensichtlich und blöd.“
    „Nun ... äh ... da gehen die Meinungen ein wenig auseinander. Die Polizei behauptet, dass es nicht so abgelaufen sein kann, wie ich es erzählt habe. Sie nimmt nämlich auch an, dass meine Beschreibung des Täters ein wenig unglaubwürdig ist.“ Anne hüstelte dezent in ihre Faust.
    „Was soll das jetzt wieder heißen? Hast du etwa halluziniert oder gar geschlafen in deinem Rausch? Na, ich wette Du hast geträumt! Wahrscheinlich hatte der Kerl blutrote Augen und war fast zwei Meter groß.“, kicherte ich, obwohl mein Kopf dabei unangenehm erschüttert wurde. Anne jedoch lachte nicht, sondern guckte eher überrascht.
    „Hä? Das gibt es doch nicht! Woher weißt du das denn? Du warst doch ohnmächtig!“
    „Wie bitte? Das sollte nur ein Scherz sein ...“, antwortete ich verdutzt und überlegte, ob Anne mich gerade auf den Arm nehmen wollte. Aber ihr Blick sagte etwas anderes und machte mich auch irgendwie kribbelig.
    „Ich ... äh ...“, Annes Stottern verbesserte mein Kribbelgefühl nicht gerade. „... die Augen des Kerls waren wirklich rot und er war so riesengroß, dass ich ihn auf mehr als zwei Meter geschätzt habe.“ Anne wirkte ehrlich betroffen, doch selbst ihr Gesicht konnte mich nicht länger vom Lachen abhalten.
    „So, so. Mehr als zwei Meter ... vielleicht gar fast drei! Also bitte! Das ist doch eindeutig das Ergebnis der unzähligen Pina Coladas, die du in dich hineingeschüttet hast. Das klebrige Zeug vermatscht einem das Gehirn, sag’ ich doch immer!“, grinste ich und Anne wirkte verärgert.
    „Aber das stimmt nicht! Echt! Ich meine, die paar Drinks waren doch lächerlich! Aber ich wünschte, die hätten die Kraft diese grässlichen Augen aus meinem Kopf zu vertreiben. Tun sie aber nicht!“ Und so empört wie sie es sagte, hatte ich plötzlich
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