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Dornen um mich (German Edition)

Dornen um mich (German Edition)

Titel: Dornen um mich (German Edition)
Autoren: Sabine Berger
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das Gefühl, ein wenig vorschnell geurteilt zu haben. Womöglich hatte sie wirklich etwas erlebt, das mehr als nur ein Schock über den beinahen Verlust ihrer Freundin war.
    „Ich kann dir nur sagen, der Mann war nicht von dieser Welt. Er war so ... so kalt und irgendwie ... leblos .“ Anne hatte schon immer einen Hang zur Theatralik gehabt und dazu eine gehörige Portion Fantasie besessen. Doch daran war ich über die Jahre unserer Freundschaft schon gewöhnt und korrigierte daher automatisch ihre Formulierung auf etwas herunter, das mehr in meine Gedankenwelt hineinpasste.
    „ Gefühllos , trifft es wohl besser. Aber mal ehrlich Anne ... das sind sie doch sowieso alle!“
    „Nein, nein. Das meine ich nicht. Außerdem bin ich nicht so eine Männerhasserin wie du!“ Sie schüttelte gedankenverloren den Kopf und bemerkte gar nicht, wie sehr ich unter ihren Worten zusammenzuckte.
    Ich und eine Männerhasserin? War ich in ihren Augen denn wirklich so tief gesunken?
    „Da war noch etwas ... ein Gefühl oder besser: ein Nicht-Gefühl.“
    „Aber Anne, das klingt doch unsinnig. Nicht von dieser We lt ...“, äffte ich sie nach. „Was soll ein Untoter schon in unserer kleinen Stadt anstellen ... außer sich zu Tode langweilen? Ha, ha! Der war gut, hm? Ein Untoter, der sich zu Tode langweilt.“ Ich kicherte blöd, doch Anne war kein bisschen amüsiert ... was alleine schon ungewohnt war. Also versuchte ich es mit Logik.
    „In den Taschen war ja auch nichts Interessantes. Wenn der Räuber ein bisschen Grips gehabt hätte, hätte er mitbekommen, dass zwei Cocktailleichen sehr wahrscheinlich pleite sind. Der Verbrecher war also nur ein brutaler, hirnloser Dödel. Was vielleicht dein Nicht-Gefühl erklärt. Aber wenn du ganz schlau überlegst, ob es ein Außerirdischer, ein Dämon oder ein dämlicher Räuber war ... welcher Schluss liegt dann wohl nahe?“
    „Ja, ja, schon gut! Aber es ändert nichts daran, was ich gesehen habe.“
    „Und was hast du gesehen? War es nun der unheimliche Typ aus der Bar oder nicht?“
    „Das ... äh ... kann ich leider nicht sagen, weil ich doch solche Angst hatte und nur ganz kurz hingesehen habe.“
    „Ach, Anne! Was nun? Woher kommt dann deine Beschreibung von drei Metern und roten Augen?“
    „Das ist kompliziert. Es ging alles so verdammt schnell ... und ich ... ich war ja nicht ganz aufnahmefähig. Also kann ich dir nicht sagen, ob es der Kerl aus der Bar gewesen ist oder nicht. Sagen kann ich nur, dass der Räuber definitiv nicht nur hinter unseren Taschen her war.“
    „Wieso?“
    „Ich glaube, dass dieses Monster kein gewöhnlicher Taschendieb war, und dass er nur verschwunden ist, weil gerade zufällig die Polizei am Gassenende vorbeigefahren ist. An den Taschen war er anfangs ja nicht einmal interessiert. Zumindest hat er sie erst geschnappt, als er gezwungen war zu flüchten. Es war mehr wie eine Alibihandlung, um überhaupt als Räuber durchzugehen.“
    „Was? Das klingt ja vollkommen verdreht. Außerdem redest du ständig von einem Mann. Ich dachte es waren zwei?“
    „Ja, schon ... aber irgendwie auch nicht.“
    „Anne? Bist du sicher, dass du jetzt nüchtern bist?“
    „Grmpf! Natürlich! Glaubst du ich weiß nicht wie das klingt? Vollkommen bescheuert ist das. Ich meine, es passiert schließlich nicht alle Tage, dass man brutal überfallen wird.“
    „Wobei ich anmerken möchte, dass du offenbar keinen einzigen Kratzer abbekommen hast!“ Ich machte zwar einen kleinen Scherz, doch insgeheim wunderte ich mich schon über diese Tatsache. Die eine wurde brutal behandelt, während die andere lediglich zwei Taschen zu überreichen hatte. Schon etwas eigen, oder?
    „Verfluchter Mist!“, entfuhr es mir plötzlich und ich machte eine derart blöde Bewegung, dass ich sofort wieder die Spuckschüssel verlangte. Doch der Brechreiz war nur von kurzer Dauer und ich winkte schnell wieder ab.
    „Unsere Schlüssel!“, japste ich.
    „Doch die Schüssel?“, fragte Anne, bescheuerter Weise.
    „Nein, Herrgott! Nicht die Schüssel! Die Schlüssel!!!! Das Ding mit dem L im Wort! Der Kerl kann doch jetzt in unsere Wohnungen hinein, Anne!“ Entsetzt hielt ich mir das Gesicht und versuchte nicht zu schreien. An die Wohnungsschlüssel hatte ich bisher noch gar nicht gedacht.
    Himmel, was für eine Katastrophe! Mein Allerheiligstes, mein Privatbereich, meine stille, geheime Insel! Panik stieg in mir auf. Wie sollte ich mich jemals wieder in meiner Wohnung sicher fühlen? Der
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