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0447 - Der Terraner und der Gläserne

Titel: 0447 - Der Terraner und der Gläserne
Autoren: Unbekannt
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vertraut. Nun hatte ich Zeit, über Ereignisse auf meiner Heimatwelt nachzudenken.
    Der Terraner, der sich Robinson der Zweite nannte, hatte durch glückliche Umstände einen unverdienten Sieg davongetragen.
    Aber was hatte er eigentlich davon?
    Ich wußte nicht, wieviel Zeit verstrichen war, als er ins Observatorium zurückkam und sich vor der Nische auf dem Boden niederließ. Er sagte nichts, sondern saß nur da und beobachtete mich. Zunächst hatte ich Erleichterung empfunden, aber allmählich bekam ich Zorn.
    „Was willst du?" schrie ich ihn an. „Warum kommst du zurück?"
    Er hielt sich seine häßlichen Ohren zu.
    „Ich dachte, du hättest Vernunft angenommen. Ich wollte dir ein Angebot machen."
    „Gaahk-gaahk-gaahk! Was könntest du mir schon anbieten?"
    Er streckte mir die Hände entgegen. Am Boden sitzend, sah er noch häßlicher aus als im Stehen.
    „Die Freiheit!" sagte er.
    „Und was willst du dafür?"
    Er sah an mir vorbei.
    „Dein Ehrenwort, daß du in Zukunft mit mir zusammenarbeitest und Befehle von mir entgegen nimmst."
    Ich krümmte meinen Hals und klappte verächtlich mit den Hautlappen über meinen Ohren. Glaubte der Terraner, daß er mich auf diese Weise zu seinem Sklaven machen konnte?
    „Also nein?" erriet er.
    „Ganz recht: Nein und nochmals nein! Es ist besser, wenn du wieder verschwindest."
    Er zuckte mit den Schultern und ging davon. Ich war ärgerlich auf mich selbst, daß ich nicht auf seinen unwürdigen Vorschlag eingegangen war. Später, wenn er mich aus der Nische herausgeholt hatte, hätte ich mich nicht an unsere Abmachungen zu halten brauchen.
    Ein zweites Mal würde er nicht wieder zurückkommen.
    Die Zeit verging.
    Ich wurde müde.
    Die Angst kam zurück.
    '"Terraner!"
    Ich zuckte zusammen. Zum erstenmal erschrak ich vor dem Klang meiner eigenen Stimme.
    Ich hatte gerufen!
    Meine Blicke richteten sich auf den Eingang des Observatoriums.
    Hoffentlich hatte mein Gegner diesen unbewußt ausgestoßenen Schrei nicht gehört.
    Er kam jedoch sofort herein. Seine Bewegungen wirkten herausfordernd.
    „Du hast draußen neben der Tür gestanden und gewartet!" warf ich ihm vor.
    Er lachte so heftig, daß seine winzigen Augen kaum noch zu sehen waren. Ich wartete geduldig, bis er sich beruhigt hatte.
    „Du kannst wieder gehen, es ist nichts", sagte ich dann.
    „Wie du willst, Merkosh! Aber diesmal komme ich nicht zurück."
    Sein breiter Körper bewegte sich auf den Ausgag zu. Noch langsamer als sonst, wie mir schien. Sicher wartete er darauf, daß ich ihn zurückrufen würde. Robinson der Zweite rechnete nicht mit dem Stolz eines Oproners!
    Er hatte die Tür fast erreicht.
    Er ging hinaus.
    „Terraner!"
    Er blieb stehen.
    „Ich bin einverstanden", sagte ich leise. „Ich akzeptiere deine Bedingungen, wenn du mich aus der Nische befreist."
    Diesmal kam er sehr schnell zurück. Ich sah, daß er auf ein paar Schaltknöpfe neben der Nische drückte. Die Energiebarriere fiel in sich zusammen.
    Langsam kam ich heraus. Er wich ein paar Schritte vor mir zurück, als rechnete er damit, daß ich ihn angreifen würde.
    „Ich hoffe, daß du dich an die Abmachungen hältst, Gläserner."
    „Ja", sagte ich mit dumpfer Stimme.
    Er deutete auf die Nische.
    „Ich vermute, daß dieser kleine Raum für einen bestimmten Zweck gedacht ist. Dort werden astronomische Aufnahmen entwickelt. Damit die Wissenschaftler oder Roboter, die dort arbeiten, nicht gestört werden, entsteht eine Energiesperre, sobald jemand in die Nische tritt."
    „Warum erzählst du mir das?"
    Er lächelte.
    „Damit du begreifst, daß die Energiebarriere früher oder später ohne mein Zutun erloschen wäre. Vielleicht sogar schon in ein paar Minuten."
    Nichts verstärkt eine Freundschaft so wie der Glaube eines Freundes, daß er dem anderen überlegen ist!
    Honore de Balzac 3. Der Terraner Von meiner frühesten Jugend an hatte ich gelernt, in ungewöhnlichen Situationen zu bestehen. Diesem Umstand ,rdanke ich es, daß ich schnell über den Schock hinwegkam.
    den die Entdeckung in mir ausgelöst hatte. Im Grunde genommen war es auch gleichgültig, ob ich zehn- oder hunderttausend Jahre in die Vergangenheit geraten war: Das Problem der Rückkehr änderte sich dadurch nicht.
    Die Situation, in der Merkosh und ich leben mußten, bewies mir, daß es in dieser Zeit Menschen oder menschenähnliche Wesen geben mußte, die eine hochentwickelte Technik besaßen. Sie schienen fähig zu sein, Zeitreisen zu beeinflussen. Wenn ihnen das
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