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0447 - Der Terraner und der Gläserne

Titel: 0447 - Der Terraner und der Gläserne
Autoren: Unbekannt
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gelang, konnten sie mich vielleicht in meine Zeit zurückschikken. Dabei war es nicht wichtig, daß sie eine Ortsveränderung vornahmen: Titan war auch in meiner Zeit kolonisiert, und der Kontakt mit meinen alten Freunden würde mir schnell gelingen.
    Merkosh und ich waren in unseren Aufenthaltsraum zurückgekehrt. Gegen seine sonstige Art verhielt der Gläserne sich sehr ruhig. Er konnte mir nicht verzeihen, daß ich ihn überrumpelt hatte.
    Ich war gespannt, ob er sich an unsere Abmachung halten würde. Seine Mentalität unterschied sich in fast allen Beziehungen von der menschlichen, so daß nicht sicher war, ob er einen Ehrenkodex besaß oder überhaupt Moralbegriffe kannte.
    Merkosh stand schweigend neben der Tür. Ich fragte mich, was in seinem Gehirn vorgehen mochte.
    Woran dachte ein Wesen wie er in einem solchen Augenblick?
    „Merkosh!"
    „Was wrrrillst du?" Seine Stimme klang wie eine auslaufende Turbine; es war unmöglich, von ihr auf die Stimmung des Gläsernen zu schließen.
    Ich ging zu ihm und berührte ihn leicht am Arm, obwohl ich nicht wußte, wie er auf eine so vertrauliche Geste reagieren würde. Er bewegte sich nicht.
    „Machen wir einen kleinen Ausflug", schlug ich vor. „Jetzt, da wir Freundschaft geschlossen haben, wirst du mir sicher das Versteck zeigen wollen, das du draußen angelegt hast."
    Er bog seinen Kopf nach hinten.
    „Ich bin mrrrüde!"
    Das war natürlich eine Ausrede. Er wollte unter allen Umständen verhindern, daß ich die Dinge zu sehen bekam, die er irgendwo in einer Felsenschlucht zusammengetragen hatte.
    Ich beschloß, die Wirksamkeit unserer Abmachung zu überprüfen.
    „Und wenn ich darauf bestehe, daß du mich nach draußen begleitest?"
    Wortlos ging er zu seinem Lager und ergriff den Schutzanzug.
    Ich sah zu, wie er ihn anlegte. Es war verdächtig, daß er so schnell nachgegeben hatte. Was immer er draußen versteckt hielt, mußte ihm sehr wertvoll erscheinen, so daß ich seiner Nachgiebigkeit mißtraute.
    Nachdem ich meinen Schutzanzug angelegt hatte, verließen wir den Aufenthaltsraum. Diesmal schlugen wir eine andere Richtung ein. Durch einen schmalen Korridor, dessen Wände von einem verwirrenden Muster aus Röhren und Kabeln überzogen waren, gelangten wir in einen Raum, in dem einige Dutzend Roboter standen und auf ihren Einsatz warteten. Es waren verschiedenartige Modelle, deren Konstruktion mir jedoch vertraut vorkam. Überhaupt hätten viele Dinge in diesen Räumen von Menschen ausgedacht und hergestellt sein können. Es gab aber auch Gegenstände, deren Bedeutung ich hur erraten konnte oder die mir sinnlos erschienen.
    Merkosh deutete mit einem seiner dürren Arme auf die Roboter.
    „Früher oder später werde ich sie vernichten. Ich mag sie nicht."
    Obwohl diese Ankündigung nicht unbedingt ernst zu nehmen war, beschloß ich, einen solchen sinnlosen Angriff auf jeden Fall zu verhindern, denn das Robotgehirn würde nicht dulden, daß der Gläserne nach Poseidon noch andere Roboter zerstörte.
    „Weitergehen!" rief ich Merkosh zu. „Die Roboter interessieren uns jetzt nicht."
    Wir erreichten die kleine Schleuse, durch die wir die Station verlassen konnten. Es gab auch einen großen Ausgang, aber der Weg dorthin war uns versperrt.
    Ich überprüfte das Ausrüstungspaket meines Schutzanzuges. Es war fast ein Wunder, daß er noch funktionierte. Nach meiner Ankunft in dieser Station hatte ich ihn reparieren müssen. Darin ins Freie zu gehen, bedeutete jedesmal ein Risiko.
    Merkosh und ich spielten das Spiel, das sich an dieser Stelle immer wiederholte. Der Gläserne trat zur Seite, um mich an die Schalthebel zu lassen. Er tat, als könnte er den Mechanismus der Schleuse nicht betätigen. Dabei hatte er die Station schon einige Male allein verlassen. Er mußte wissen, daß mir das nicht verborgen geblieben war. Trotzdem verzichtete er auch diesmal nicht darauf, den Unwissenden zu spielen.
    Ich tat ihm den Gefallen und öffnete die Schleuse.
    Die schroffe und lebensfeindliche Oberfläche des Saturnmondes Titan lag vor uns.
    Am dunkelblauen Himmel stand Saturn. Der 1.220.000 Kilometer von seinem Satelliten entfernte Planet befand sich in „Neu-Saturnphase", so daß nur eine Sichel und die aus diesem Blickwinkel sehr schmalen Ringe zu sehen waren. Der Schatten der Ringe teilte die Sichel des Saturns in eine große und eine kleine Hälfte.
    Links neben Saturn stand ein anderer der insgesamt zehn Monde des Planeten. Er schien größer als eine Erbse und ähnelte
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